Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
Mutter entsetzt gewesen wäre. »Früher oder später muss er aufhören und dann muss er bei der Orgie mitmachen.«
David schwieg einen Moment. Nach einer Weile sagte er: »Ich kann mir vorstellen, was du von mir denkst, weil du das hier meinetwegen durchmachen musst, aber das, was Benedikt heute Abend tut, das tut er nur für das Wohl meines Rudels. Es bereitet ihm nicht das geringste Vergnügen, da kannst du sicher sein.«
»Hast du eine Frau? Oder eine Freundin?«, fragte ich und stellte fest, dass sich bis auf Naomi und Ben bereits alle Gruppenmitglieder auf den Decken wälzten. Es war ein einziger Haufen aus zuckenden Armen und Beinen. Ich vermied es allerdings, mir genauer anzusehen, was sie taten, und richtete meine Aufmerksamkeit auf Ben.
»Nein. Warum?«
»Wenn deine Freundin da auf der Lichtung wäre und Sex mit einem anderen Mann hätte, würdest du die Sache garantiert anders sehen.«
Er sagte nichts, rutschte aber angespannt hin und her.
»Sieht gar nicht so aus, als wäre dein Kumpel ihr Gefangener«, bemerkte ich, als ich sah, wie Luis sich plötzlich unter den Händen einer Frau aufbäumte und ein ekstatisches Geheul vom Stapel ließ. »Er scheint sich richtig gut zu amüsieren.«
»Ist mir nicht entgangen«, gab David grimmig zurück.
»Ich bin offensichtlich zu früh gekommen.«
David und ich zogen die Köpfe ein, als zwei Männer in etwa zwanzig Meter Entfernung an uns vorbeigingen und am Rand des Fackelkreises stehen blieben. Ich starrte sie mit offenem Mund an, dann tadelte ich mich im Geist dafür, dass ich es schon wieder tat. Früher hatte ich mich nie so idiotisch verhalten. Es lag bestimmt an Bens Einfluss auf mich. Er hatte mich dazu gebracht, ihn zu lieben, und mich dadurch zu einer einfältigen Gafferin gemacht.
Oder so ähnlich. Jedenfalls glotzte ich den ersten der beiden Männer ungläubig an, denn es handelte sich um den dunkelhaarigen Typ, der aufgetaucht war, als ich versucht hatte, Loki zu beschwören. »Was macht der denn hier?«
David sah mich fragend an. »Du kennst sie?«
»Den einen habe ich schon mal gesehen. Ich habe ihn versehentlich beschworen, aber wer er ist, weiß ich nicht.«
»Wir haben spät angefangen, aber ihr seid herzlich eingeladen mitzufeiern«, rief Naomi und zerzauste Bens Haar. Er hatte seinen Mund immer noch an ihrem Handgelenk, aber nun sah ich, wie er sich langsam ihren Arm hinaufküsste. Natürlich eine Verzögerungstaktik, dachte ich knurrend, dann hörte ich, wie Naomi sagte: »Komm, mein Schatz! Es wird Zeit für deine feierliche Aufnahme.«
Sie führte Ben zu der Gruppe auf den Decken. Er blieb am Rand stehen und schaute zu den beiden Männern, die das muntere Treiben beobachteten. Der Mann, den ich beschworen hatte, verzog spöttisch den Mund. Der andere, ein magerer, anämisch wirkender Typ, schaute unruhig hierhin und dorthin, als suchte er nach einem Fluchtweg. »Ich mache das nicht vor Fremden«, sagte Ben. »Wer sind diese Leute?«
»Nur ein Freund von mir und sein Lieblingsnekromant«, flötete Naomi und ließ ihre Hand an seinem Bauch hinuntergleiten. Ben versuchte, sich ihr zu entziehen, aber sie hielt ihn fest. »Lass uns jetzt an der Gruppenfeier teilnehmen, Geliebter.«
Ben starrte die Fremden grimmig an. »Ich sagte, ich mache das nicht vor Fremden. Sie sollen verschwinden!«
»Das geht nicht, mein Schatz. Sie werden für das gebraucht, was nach deiner Initiation kommt«, schnurrte Naomi und zog ihn auf die Decke.
Ich umklammerte den Baumstamm so fest, dass mir die Fingernägel abbrachen. Wütend zog ich meine Handschuhe aus und nahm das Vikingahärta in die bloßen Hände. Mir war schlecht vor Ratlosigkeit und Zorn. Ich wollte David natürlich helfen, aber nicht auf diese Weise. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben!
»Was kommt denn danach? Ich dachte, meine Einführung in die Gruppe wäre der Höhepunkt des Tyro. Und jetzt sagst du mir, darauf folgt noch etwas anderes?« Bens Stimme triefte nur so von Arroganz und Hochmut, und ich musste grinsen. Arrogant war er wirklich, aber er war niemals hochmütig, und ich wusste, dass er genauso ungern im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand wie ich.
»Nein, mein Geliebter, natürlich ist deine Zeremonie der Höhepunkt«, sagte Naomi und versuchte, ihn festzuhalten, als er von ihr abrückte. Die anderen frönten derweil ihrer kleinen Orgie, und es hallten die ganze Zeit kleine Schreie und Gestöhne durch den Wald. »Wir haben unerwartet die Gelegenheit bekommen,
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