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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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angegeben war.
    Die Diamond Suites waren ungefähr fünfzehn Minuten von Assans Haus entfernt. Auf dem Weg dorthin schnurrte der Lexus unter mir wie eine schlafende Löwin, aber ich widerstand der Versuchung, sie auf der Schnellstraße aufzuwecken. Petes Blutdruck schoss immer in die Höhe, wenn er den Verdacht hatte, dass ich übermäßige Kosten verursachte, und ich befürchtete, er könnte einen Schlaganfall bekommen, wenn ich mit einem Ticket wegen Geschwindigkeitsübertretung auftauchte, das auf dem Weg zu einem Einsatzort ausgestellt worden war.
    Ich drehte eine entspannte Runde um Assans Hütte und versuchte nicht allzu auffällig die enormen, hell erleuchteten Häuser anzustarren, die von parkähnlichen Grünflächen umgegeben waren, wie man sie in Country Clubs findet. Die Rasenflächen waren so sorgfältig geschnitten, dass man sie beim Golf als Grüns hätte benutzen können. Was spaßig gewesen wäre, wenn Dave und seine Freunde hier gelebt hätten, denn die hätten genau das getan. Ich konnte sie fast vor mir sehen, wie sie zusammensaßen, erfüllt von diesem Selbstbewusstsein, das die Jungs mit achtzehn haben und von dem man sich wünscht, sie würden es nie verlieren, unserem Vater das Bier wegtranken und ihre Schläge ankündigten, als wäre es eine Partie Billard.
    Ich verweilte in Gedanken noch eine Minute bei meinem Zwillingsbruder, fragte mich, in welchem Teil der Welt er in dieser Nacht wohl sein mochte, und hoffte, dass es ihm gutging. Genau wie ich war Dave auf der Geheimhaltungsleiter ziemlich weit hochgeklettert. Genau wie ich hatte er in einer anderen Abteilung der Agency angefangen, war inzwischen aber bei den Speziellen Einsatzkräften
und verbrachte deshalb den Großteil seiner Zeit in Übersee. Das ist eine hervorragende Ausrede, um keinen Kontakt zu haben, und wir nutzen sie ständig. Wenn wir es richtig anstellten, müssten wir wohl nie wieder miteinander sprechen. Eine ganz schöne Leistung für zwei Menschen, die früher einmal die Sätze des anderen ergänzt haben.
    »Das reicht«, ermahnte ich mich. »Das reicht, reicht, reicht …« Ich biss mir auf die Lippe und ließ den Schmerz den Kreislauf durchbrechen. Du bist bei der Arbeit, Jasmine, also arbeite auch. Konzentriere dich auf deine Arbeit. Die Arbeit wird dich bei klarem Verstand halten. Zumindest soweit es die Einschätzung der anderen angeht.
    Ich holte tief Luft und stieß sie mit einem Lachen wieder aus, als ich das schmucke verschnörkelte Metallschild entdeckte, welches das Tor zu Assans Anwesen zierte. Alles, was einen Eingang hatte, der direkt aus Jurassic Park stammen könnte, und groß genug war, um eine Herde Brachiosaurier zu beherbergen, brauchte einen Namen, und Assan hatte sich für Alpine Meadows entschieden. Nicht, dass hier auch nur ein Berg in Sichtweite gewesen wäre. Oder irgendwelche niedlichen österreichischen Kinder herumtollten und »Do, Re, Mi« sangen. Wem wollte der Kerl etwas vormachen? Der Name mochte ja an The Sound of Music erinnern, aber es sah eher aus wie Das Spukhaus .
    Als ich weiterfuhr, entdeckte ich, dass diese Gegend mehr Sackgassen und Irrwege aufwies als eine Runde Cluedo. Trotzdem fand ich ein paar Routen, auf denen man schnell abhauen konnte, nur für den Fall. Ich streifte noch fünf Minuten lang durch die Nachbarschaft, nahm die Umgebung in mich auf und versuchte mir einzureden, ich sähe so aus als würde ich in einer dieser
Monstrositäten mit sechs Schlafzimmern und viereinhalb Bädern leben. Dann fuhr ich zurück zu Vayl.
    Ich konnte ihn nicht sehen, als ich auf den Parkplatz fuhr, aber ich spürte, dass er auf mich wartete. Doch es war mehr als das. Es ist wie ein zusätzliches Sinnesorgan, eines, das ich erst seit … na ja, seit ungefähr vierzehn Monaten hatte. Und ich bin nicht die Einzige, die es faszinierend findet.
    Im Laufe unserer ersten gemeinsamen Mission hatte Vayl sein Interesse daran verraten, dass ich Vampire riechen kann. Nicht im wörtlichen Sinn. Aber es ist schon fast ein organischer Geruch, irgendetwas ganz hinten in der Nase, direkt hinter den Augen, das meinem Gehirn die Nachricht Unsterblicher zuflüstert. Verschiedene Vampire lösen bei mir verschiedene Reaktionen aus, aber das ist das grundsätzliche Prinzip.
    Wir hatten einen Flüchtigen namens Gerardo verfolgt, nachdem die italienischen Behörden uns gebeten hatten, ihn dingfest zu machen, bevor er die Bewohner eines weiteren Studentenwohnheims dezimieren konnte. Offenbar hatte er sich in Europa

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