Ein Vampir ist nicht genug - Roman
aus unserem Aufsichtsaus
schuss ein Vampir ist, der es auf mich abgesehen hat? Ich meine, darauf läuft es doch hinaus, oder? Ich habe Martha gesehen, kurz bevor wir abgereist sind. Da war sie noch ein Mensch.«
Vayl nickte. »Daran wird sich auch nichts geändert haben, würde ich behaupten. Aber damit ist sie noch nicht entlastet. Dadurch wird sie höchstens zu einer möglichen Partnerin oder zu einem Sündenbock des Senators.«
»Aber, ein Senator? Sind wir noch ganz dicht?«
»Erinnerst du dich noch, dass ich dir ganz zu Anfang gesagt habe, dass mit dieser Mission irgendetwas nicht stimmt?«
»Ja.«
»Eigentlich sollte es vor unserer Abreise ein Meeting mit dem Ausschuss geben. Sie nannten es eine Halbjahresbilanz. Obwohl Pete ihnen versichert hat, dass er und ich sehr zufrieden sind mit unserer Zusammenarbeit, wollten sie dir jede Menge Fragen stellen. Angeblich, um sicherzugehen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.«
Das Monster meiner Vergangenheit hob seinen zottigen Kopf und kicherte. Bei dem Gedanken, dass es nie aufhören würde, mich heimzusuchen, wurde mir übel. Ich wollte in das nächste Bett kriechen und mich unter der Decke verstecken, bis ich mich in einen formlosen Klumpen verwandelte. Niemand stellte irgendwelche Erwartungen an formlose Klumpen. Es wäre ein friedliches Dasein. Außer nach einem Chiliessen. Und ich mochte Chili. Egal.
Vayl fuhr fort: »Dann haben die Senatoren ohne jede Vorankündigung das Meeting abgesagt. Sie sagten, diese neue Mission sei zu dringlich, als dass sie noch länger verschoben werden dürfte. Als ich allerdings den Auftrag mit
Pete besprochen habe, erwähnte er nichts davon, dass es so eilig wäre.«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte ich.
»Wenn das Meeting stattgefunden hätte, wäre der untote Politiker gezwungen gewesen, daran teilzunehmen. Du bist eine Empfindsame. Sobald er das Zimmer betreten hätte, hättest du den Vampir erkannt.«
»Ein Vampir als Senator.« Ich schüttelte den Kopf. »Erschreckender Gedanke. Aber wie wollen sie damit durchkommen? Die Leute in Washington werden etwas misstrauisch, wenn man nur nachts in Erscheinung tritt.«
Vayl antwortete schulterzuckend: »Die Technik ist ein Freund der menschlichen Rasse; ich denke, es gibt Zeiten, in denen sie auch freundlich zu Vampiren ist.«
Na ja, könnte sein. Oder vielleicht hatte unser Senator ein Double. Personen des öffentlichen Lebens hatten so etwas schon immer gemacht, quer durch die Geschichte. Oder vielleicht war er oder sie erst vor kurzem verwandelt worden, und dieser Plan war so schnell angesetzt worden, dass er oder sie ein paar Wochen lang im Dunkeln leben konnte, ohne Verdacht zu erregen. So oder so, unser Senator hatte einen Weg gefunden.
»Okay, bisher haben wir also einen niederträchtigen plastischen Chirurgen mit Verbindungen zu Terroristen, der mit einem Most Wanted Vampir verbündet ist, der wiederum mit einem Senator verbündet ist, und sie arbeiten alle unter der Federführung des Raptors, der wiederum daran interessiert zu sein scheint, dich in einen Plan mit einzubeziehen, bei dem es um ein fettes, unheimliches Virus geht.« Mir kam noch ein anderer Gedanke. »Der Raptor muss wissen, wie lange du schon bei der Agency bist. Warum sollte er erwarten, dass du so plötzlich die Seiten wechselst?«
»Du kannst seine Perspektive nicht verstehen, ohne eine betäubende Dosis Macht mit einzukalkulieren. Ich würde sagen, er glaubt, mir einen besseren Deal anbieten zu können. Einen, bei dem ich wesentlich besser dastehen würde als in meiner momentanen Position.« Vayls Gesichtsausdruck blieb für mich unverständlich, obwohl mein Instinkt mir sagte, dass er auf etwas zurückzuführen war, das in seiner Vergangenheit passiert war. »Er kann sich einfach nicht vorstellen, dass ein Vampir sich willentlich von den Schätzen fernhalten könnte, die er an zubieten hat.« Das Wort »Schätze« spuckte er aus, als schmecke es bitter.
Wir verfielen in Schweigen und hingen unseren Gedanken über den Raptor nach, einen Vampir, der zur Nemesis jeder Regierung aller zivilisierten Staaten geworden war. Falls wir an ihn herankommen konnten - zu unseren Bedingungen, nicht zu seinen -, wäre es keine Untertreibung, zu behaupten, dass sich die Sicherheit und Stabilität der Welt sprunghaft verbessern würden.
Die Limousine vor uns verlangsamte ihre Fahrt, auf der Suche nach einem Parkplatz. Sie hatte uns nach South Beach geführt, wo sich die schicken Leute
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