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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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während ich mich umsah. Kleine Abfallhaufen kauerten neben den
Müllcontainern wie eine Gruppe Erstsemester, die es nicht in die Cheerleadermannschaft geschafft hatte. Schlaglöcher voll öligem Wasser markierten einen Weg durch die Gasse, dem nur ein torkelnder Betrunkener hätte folgen können. Unter einer rostigen Feuerleiter lehnten ein paar dreibeinige Stühle an der Mauer. Und mitten drin stand ein Vampir, der einen Teil seiner Vergangenheit mit dem Kampf gegen Neandertaler und Mammuts verbracht haben musste. Lange, dunkle Haare und ein Vollbart verdeckten den Großteil seiner Gesichtszüge. Sein massiger Körper blockierte ungefähr neunzig Prozent der Sicht auf die Gasse hinter ihm. Doch der Mann, der zu seinen in schweren Stiefeln steckenden Füßen lag, war gut zu sehen.
    Neben dem reglosen Mann kniete ein weiterer Vampir, ein weiblicher. Sie hatte ihn an seinem zerrissenen Hemd gepackt und zog ihn auf ihre entblößten Fangzähne zu. Als ich sah, dass ihre Haare kurz, lockig und echt waren, stieß ich einen enttäuschten Seufzer aus. Es war nicht Liliana.
    Der Moment zog sich hin, und die Zeit schien still zustehen, als wir alle unseren nächsten Zug planten. Ich konzentrierte mich ganz auf den Mann am Boden, dessen unfokussierter Blick und langsamer Lidschlag ebenso Zeugnis ablegten von dem Angriff, den er gerade überlebt hatte, wie sein blutdurchtränkter Kragen.
    Oh, dieser Geruch.
    Ich musterte ihn eingehend und versuchte die Quelle seines Geruchs zu entdecken.
    Der Höhlenmensch entdeckte uns und begann, auf Russisch etwas zu sagen. Sein Ton war wachsam, aber noch nicht drohend. Nach allem, was er wusste, konnte Vayl auch einfach aus dem Club gekommen sein, um sich einen Mitternachtsimbiss zu gönnen. Während Vayl ihm
antwortete, versuchte ich das Rätsel um diesen bedauernswerten Menschen zu lösen, der hier auf dem verdreckten Pflaster lag, nur einen Block entfernt von dem Ort, an dem die Schönen von Miami sich amüsierten. Um es mit den Worten von Großmama May zu sagen: Er war nicht in Ordnung.
    So nah bei ihm zu stehen war, als würde ich durch einen Sumpf laufen. Könnte man den Geruch von Maden auf Dünger destillieren, wäre das nicht weit entfernt. Aber es war kein Körpergeruch oder schlechter Atem. Der Mann wusch sich regelmäßig und pflegte seine Zähne. Eigentlich sah er für jemanden, dessen Blässe mich an einen Bestatter mit Pfeifferschem Drüsenfieber erinnerte, erstaunlich gut aus, wie ein männliches Model, das ein paar Runden zu viel in der Achterbahn gedreht hatte.
    Der Geruch des Todes umgibt dich.
    Seine Lippen bewegten sich, doch er brachte keinen Ton heraus. Er formte die Worte »Rette mich«, dann verlor er das Bewusstsein.
    Ich zog meine Waffe und ließ den Zeigefinger auf dem, wie ich ihn zu Bergmans Entzücken nannte, magischen Knopf ruhen.
    »Ich übernehme das Mädchen«, sagte ich, vor allem weil sie aussah, als würde sie gleich weglaufen, und ich sehr erpicht darauf war, etwas Abstand zwischen mich und den Mann zu bringen, den sie gebissen hatte. Mit meiner freien Hand holte ich den Autoschlüssel aus meiner Tasche und gab ihn Vayl. »Wenn du hier fertig bist, tu mir einen Gefallen. Bring den Typen ins Krankenhaus. Wenn ich das machen müsste, würde mir wahrscheinlich der Kopf explodieren.«
    Vayl nickte und nahm sein Gewicht von seinem Stock, während er und der Höhlenmensch einander abschätzten.
Ich drückte den magischen Knopf, und ein mechanisches Quietschen zeigte die Umgestaltung meiner Walther an. Das obere Viertel des Laufs öffnete sich und gab eine Reihe dünner Holzbolzen frei, nicht breiter als ein Schaschlikspieß. An den Seiten sprangen metallische Flügel hervor, und einer der Bolzen wurde in die Kammer gepresst. Schließlich spannte sich die Bogensehne, mit der die Bolzen fast ebenso schnell und treffsicher abgeschossen wurden wie eine Kugel.
    Vampirella starrte mich fassungslos an, als ich die Waffe auf sie richtete, und sagte: »Das wagst du nicht!«
    »Oh doch«, sagte ich, »und wie.«
    »Ich habe nichts getan! Ich habe ein Recht auf Nahrung!«, erwiderte sie mit schriller Stimme. Sie sprang auf und zog den Mann mit sich hoch. Er blinzelte, versuchte zu fokussieren, gab auf und fiel wieder in Ohnmacht. Der Blutfleck auf seinem Hemd breitete sich aus, als die Wunde an seinem Hals wieder zu bluten begann. Meine Hand zitterte, als sein Geruch mich überrollte.
    »Du hast gar keine Rechte«, erklärte ich ihr und kämpfte dabei verzweifelt

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