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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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trafen, um zu FEIERN! Bars, Restaurants, zwei Theater und ein Comedyclub, alle in Art Deco und Neon, teilten sich das Viertel mit dem Etablissement, vor dem die Limo nun anhielt. Der Laden ähnelte einem Spukhaus für Yuppies, von der nachgemachten Granitfassade, auf der in Grabsteinbuchstaben CLUB UNTOT stand, bis zu den glühenden Skeletten, die vom Balkon im ersten Stock herabhingen, oder den grünen Schweinwerfern, die das gesamte Gebäude anstrahlten.
    Obwohl die meisten Partytiere noch zu Hause saßen und in ihre Hundedecken winselten, bewegte sich auf dem
Bürgersteig schon ein stetiger Strom von attraktiven Männern, schönen Frauen und umwerfenden Männern, die wie Frauen gekleidet waren. Einige Nachtschwärmer trotzten der ungewöhnlichen Kälte und saßen an den Tischen, die sich den Bürgersteig entlangzogen, um die Gesellschaft, die Drinks und den fröhlichen Glanz der Lichterketten an den aufgestellten Marktschirmen zu genießen.
    Glücklicherweise mussten Liliana und ihre Schläger in einer Schlange warten, bevor der Türsteher von Club Untot, eine moderne Version von Frankenstein, sie einließ. Das verschaffte uns die Zeit, die wir brauchten, um auf einem öffentlichen Parkplatz am Ende der Straße unseren Wagen abzustellen. Wir mischten uns unter das Volk und schlenderten so nah wie möglich an den Club heran, bevor wir in dem dunklen Eingang eines geschlossenen Feinkostladens Stellung bezogen und das schmusende Pärchen mimten.
    Ich schmiegte mich in Vayls Arme und versuchte, mich nicht ablenken zu lassen. Da war dieses neue Farbspektrum, das sich mir eröffnet hatte, doch ich konnte es nicht genießen. Ich kam mir vor wie ein Wächter im Louvre, der gezwungen ist, potenzielle Diebe zu beobachten, während er eigentlich nur die Mona Lisa betrachten will. Wie sich herausstellte, war dieser nette kleine Nebeneffekt nur der erste in einer Reihe von Pinselstrichen, die letztendlich ein vollkommen neues Bild meines Lebens zeichnen würden. Der zweite hatte gerade angefangen, seinen Schatten zu zeigen, ein schleichendes Gefühl immenser Unausgeglichenheit, als Vayl meine innere Inventur unterbrach.
    »Da ist noch etwas, das du wissen solltest.« Seine Stimme drang laut, fast kreischend an mein Ohr. »Ich habe meine Söhne nicht umgebracht.«

    »Sehe ich wirklich so leichtgläubig aus?«, fragte ich. »Gott, Vayl, ich glaube nicht einmal die Hälfte dessen, was du von dir gibst, und dir vertraue ich.« Mir war nicht bewusst gewesen, wie verkrampft er dagestanden hatte, bis er seufzte und sich gegen die Wand in seinem Rücken fallen ließ. Stunden vergingen, während wir schweigend Wache hielten. Leute kamen und gingen, niemand davon war für uns von Interesse. Schließlich begann Vayl wieder zu sprechen: »Ich war fast vierzig«, sagte er leise, sein Kinn schwebte direkt neben meiner Nase. »Meine Jungs waren schon fast erwachsen. Hanzi war fünfzehn. Sein Bruder, Badu, war dreizehn.« Vayl sprach ihre Namen aus, als wären sie heilig. »Liliana hat mir insgesamt fünf Kinder geschenkt, aber nur Hanzi und Badu überlebten das Kindbett. Also … haben wir sie verwöhnt.« Er schwieg. Ich spürte Trauer in mir um das Paar, das er und Liliana einmal gewesen waren, voller Schmerz um ihre verlorenen Kinder, verzweifelt bemüht dafür zu sorgen, dass ihre verbliebenen Sprösslinge überlebten.
    Dicht an meinen schmerzenden Rippen begann etwas zu zittern. Ich fühlte mich, als würde ich einen wirklich schlimmen Anruf bekommen. Und obwohl Vayl gerade dabei war, mir die Geschichte seines tragischen Lebens zu schildern, da irgendein verdrehtes Vampirgesetz vorschrieb, dass ich das Recht hatte, es zu erfahren, wusste ich, dass dieses Gefühl nicht von ihm stammte.
    »Sie verwilderten direkt vor unseren Augen«, fuhr er fort. »Und als ich endlich den Mut aufbrachte, sie zu zähmen, war es bereits zu spät. Erst triezten sie Hunde mit Stöcken, dann warfen sie Fensterscheiben ein. Als sie eines Nachmittags in einem gestohlenen Wagen ins Lager kamen … bin ich durchgedreht. Ich habe sie angeschrien.
Ich habe sie ausgepeitscht. Ich habe sie gezwungen, den Wagen zurückzubringen und sich zu entschuldigen.«
    Die moderne Frau in mir dachte: Vayls Familie hat Campingurlaub gemacht? Wollten sie sich die Hotelrechnung sparen, oder was? Der nächste Gedanke ritt auf einer Welle aus Scham und schlug wie eine Sturzflut über mir zusammen. Sie waren Zigeuner.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Der Bauer, dem sie ihn

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