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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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geschnappt, und war mir in die dunkelste Ecke gefolgt, die ich finden konnte. Ich hatte ihn vollständig mit einer Plane abgedeckt und Farbdosen rund um die Oberkante des Schranks platziert, um die leichte Erhebung, die er bildete, zu verdecken.
    »Tut mir leid«, hatte ich gesagt, als ich mich abgewandt hatte, um zu gehen, da mir klar war, dass er von genug Schimmel umgeben war, um eine Sporenfabrik zu eröffnen.
    »Ist schon gut«, hatte er erwidert. »Das ist nichts, was eine heiße Dusche nicht wieder richten könnte.«
    Was für ein Kerl. Zu blöd, dass er seit Jahrhunderten quasi tot war.

19
    B ergman und ich saßen auf zwei umgedrehten Eimern im Keller der Diamond Suites und warteten darauf, dass die Sonne unterging. Es musste jetzt jede Minute so weit sein, dass Vayl sich rührte, und er würde das Publikum wahrscheinlich nicht sonderlich toll finden, aber Bergmans unausgesprochenes Drängen hatte auf mich abgefärbt. Wir mussten wirklich hier raus, bevor Aidyn und Liliana hinter unseren Schwindel kamen und sich etwas Zuverlässigeres suchten als zwei hirnverbrannte Killer. So etwas wie eine Bombe.
    Die letzten Lichtstrahlen zogen sich aus dem Keller zurück. Ja, es wirkte unheimlich. Bergman und ich machten unsere Taschenlampen an. Dadurch wurde es irgendwie noch schlimmer. Und es war auch nicht sonderlich beruhigend zu wissen, dass sich in den Schatten zwischen dem Boiler und den Vorratsschränken tatsächlich Monster verstecken konnten. Ich war ungefähr eine Minute an der Grenze zum Land des Wahnsinns herumgewandert, als ich ein lautes, keuchendes Gurgeln hörte, das mich so heftig aufspringen ließ, dass ich meinen Eimer umstieß, obwohl ich es doch erwartet hatte. Es war das Geräusch der Magie, die Vayl in das Leben zurückholte, welches zu verlassen er nicht ertrug.
    Als das Murmeln einsetzte, entspannte ich mich. Die Plastikplane auf dem Schrank in der hintersten Ecke des Kellers raschelte, als Vayl sich bewegte, und sein Nörgeln
wurde lauter, als ihm wieder einfiel, wo er sich befand. Da wir unsere Taschenlampen auf ihn gerichtet hielten, fesselte uns kurz darauf der Anblick eines Vampirs in blauem Plastik. Wir sahen ihm dabei zu, wie er sich mühsam aus scheinbar endlos vielen Planenschichten befreite, wobei die Farbdosen von dem Schrank fielen wie Kaugummi aus einem defekten Automaten. Als er noch von den Knien abwärts eingewickelt war, ließ sich Vayl von dem Schrank fallen. Noch bevor wir realisiert hatten, dass er dabei Hilfe gebrauchen könnte, befand er sich schon im freien Fall, wie ein Pinguin, der nicht an seine Flugunfähigkeit glauben will. Irgendwie schaffte er es, sich zu drehen - mit Bewegungen, die zu schnell waren, als dass wir sie wahrnehmen konnten -, und landete auf den Füßen.
    »Was machst du denn hier?«, grummelte er und nickte Bergman knapp zu, um zu zeigen, dass er seine Anwesenheit registriert hatte.
    »Auf dich warten«, erwiderte ich. »Du brauchst einen Kaffee, stimmt’s?«
    »Nein.« Er sah bedeutungsvoll auf meinen Hals, und, so peinlich es auch ist, es zuzugeben, ich glaube, ich wurde rot. Trotzdem fuhr ich fort: »Bergman braucht einen Tag, um dir einen freiwilligen Spender zu suchen …«
    »Ich habe es dir bereits gesagt. Ich kann mir selbst Spender suchen«, fauchte er. Dann nahm er sich eine Minute, um sich zu sammeln. »Es tut mir leid. Das Aufwachen ist immer etwas unangenehm für mich. Was ich damit sagen wollte, ist …« Er unterbrach sich, horchte in sich hinein und begann noch einmal: »Mir ist gerade klargeworden, dass ich keinen Spender brauche, zumindest nicht heute Nacht. Ich bin mit derselben Sehnsucht aufgewacht wie immer, aber ohne den Drang. Letzte Nacht … das Blut,
das ich letzte Nacht genommen habe, war … stärker … als mir bewusst war.«
    Ich räusperte mich. Was sagt man, wenn man herausfindet, dass das eigene Blut so richtig nahrhaft ist? Menschreis - wenn der kleine Hunger kommt? Nein, keine gute Idee. »Ähm, wir müssen hier so schnell wie möglich raus.« Ich berichtete Vayl in Kurzfassung von Rudys und Amy Jos Abenteuern und meiner Ablenkungstheorie. Außerdem erzählte ich ihm von meinem Besuch bei Cassandra. Sein sonst so unbewegliches Gesicht verzog sich schockiert, als ich die Tor-al-Degan erwähnte.
    »Ich weiß«, nickte ich. »Sie gilt als rein mythologische Figur, richtig?«
    »Zumindest dachte ich das.«
    »Na ja, jedenfalls hat Assans Schläger gesagt, dass sie morgen eine Zeremonie für diese Tor-al-Degan abhalten

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