Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
mir jemand gesagt hätte, dass ich eines Tages in der Vorhölle knien und den Mund eines halbtoten Vampirs öffnen würde, um nach Insekten zu suchen, hätte ich mich kaputtgelacht. Doch es kam mir kein bisschen witzig vor, als ich den Kopf des Mannes erst in die eine Richtung und dann in die andere drehte, um in seinen Mund schauen zu können. Danach machte ich meinen Zeigefinger sauber, so gut es ging, murmelte eine Entschuldigung und steckte ihn in seinen Mund, um mich zu vergewissern, dass sich nicht doch noch irgendwo ein Käfer verbarg.
Sein Mund war überraschend warm und etwas feucht, wenn auch nicht so feucht, wie ein Mund sein sollte. Und während ich auf den Mann hinunterschaute, überkam mich plötzlich ein Gefühl, das, wie ich zu meiner Schande gestehen musste, sexueller Erregung nicht unähnlich war.
Es wurde noch schlimmer, als er mit einem Mal begann, an meinem Finger zu saugen.
»Ach du je«, sagte ich und beobachtete verblüfft, wie seine Halsmuskeln arbeiteten. »Um Himmels willen! Ich glaube … Au, Mann. He, Sie? Sind Sie wach?«
Ich schob seine Lider hoch, aber seine Augen waren verdreht. Doch wenn sein Saugreflex angeregt worden war, konnte er nicht völlig weggetreten sein.
»Wenn es mit dem Finger funktioniert, muss es auch mit dem Handgelenk funktionieren«, sagte ich, zog sanft den Finger aus seinem Mund und fuhr damit über seine ausgetrocknete Unterlippe. Doch als ich ihm gerade mein Handgelenk zwischen die Zähne schieben wollte, drängte mich etwas tief in meinem Inneren dazu, mich über ihn zu beugen und ihm meinen Hals anzubieten. Als seine kühlen Lippen meine Haut berührten, überlief mich ein sonderbar wohliger Schauder. Ich wartete einen Moment, aber nichts geschah. Seufzend beugte ich mich noch etwas tiefer über ihn, bis ich halb auf ihm lag und mein Haar vor sein Gesicht fiel wie ein schützender Vorhang. Nun legte ich eine Hand unter seinen Kopf und presste seinen Mund gegen meinen Hals, während sich mein ganzer Körper vor Aufregung anspannte.
Sein flacher Atem wärmte einen Augenblick lang meine Haut, dann spürte ich seine Zungenspitze. »Los jetzt!«, sagte ich und atmete den Geruch seiner Haare ein. Ohne Staub und Schmutz zu beachten, schwelgte ich in seinem waldigen, erdigen Duft, der durch sämtliche Poren in mich einzudringen schien.
Plötzlich verspürte ich einen stechenden Schmerz, der sich jedoch rasch in ein Wohlbehagen verwandelte, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Ich hielt seinen Kopf stöhnend umklammert, denn das Gefühl, wie er von meinem Blut trank, war berauschender als alles, was ich jemals empfunden hatte. Kein Wunder, dass Jacintha nichts dagegen hatte, Avery zu nähren! Es war das Erotischste, das ich jemals erlebt hatte – und das bei einem bewusstlosen Vampir. Wie mochte es erst sein, wenn er wach war?
Der nicht zurechnungsfähige Teil meines Gehirns kam sogar auf die Idee, dass ich den Vampir weiterhin nähren konnte, wenn er wieder auf den Beinen war, doch in diesem Augenblick hätte ich meinen gesamten Verstand dafür gegeben, dass er niemals aufhörte, von mir zu trinken.
Plötzlich packte er mich an den Armen und zog mich an sich, und von dem Gefühl, wie sich seine Lippen auf meiner Haut bewegten, wurden meine Brüste ganz heiß und schwer, während weitaus verborgenere Teile von mir aufmerkten.
Dann lag ich mit einem Mal auf dem Rücken, die spitzen Steine unter mir bohrten sich in meine Haut und das ganze Gewicht des Vampirs lastete auf mir, aber das alles spielte keine Rolle. Meine ganze Aufmerksamkeit galt seinem Mund, seinem wunderbar warmen Mund, den er fest an meinen Hals presste, während er in tiefen Zügen trank. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, tatsächlich spüren zu können, wie das Blut durch seinen Körper strömte und ihn mit neuem Leben erfüllte. Es wurde von jeder Zelle seines Körpers aufgesogen wie Wasser von einem trockenen Schwamm. Ich war regelrecht high und schwelgte in dem Hochgefühl, ein Verlangen zu stillen, das bis zu diesem Moment in uns beiden geschlummert hatte.
Meine Hände lösten sich von seinem Kopf, als ich mich ihm vollends hingab und – seit Langem endlich wieder einmal zufrieden mit dem Leben – auf einer flauschigen Wolke der Euphorie davonschwebte.
3
Alec traute seinen Augen nicht. Beim Umdrehen hatte er eine Frau in seinen Armen vorgefunden. Nun lag sie auf ihm, mit dem Kopf an seiner Schulter. Ihr Herz schlug langsam und nicht sehr kräftig, aber er hätte schwören
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