Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
können, dass er spürte, wie es auch in seinem Körper schlug.
Jemand hatte ihn genährt. Diese Frau, die unerklärlicherweise auf ihm lag, hatte ihn aus irgendeinem Grund genährt.
»Wer sind Sie?«, fragte er mit heiserer Stimme.
Sie rührte sich nicht. Er schloss einen Moment die Augen, als mit dem Bewusstsein auch der Schmerz zurückkehrte.
Verdammt, er konnte der Hölle seines Lebens nicht entrinnen, nicht einmal durch den Nahtod. Ihm war es nicht gestattet, Frieden und Erleichterung zu finden, und nicht einmal die selige Bewusstlosigkeit eines Komas wurde ihm gewährt. Das Wissen, dass er nun eine ganze Ewigkeit mit noch mehr Qualen vor sich hatte, zerriss ihm beinahe das Herz – oder das, was davon übrig war.
»Also gut«, sagte er zu der Frau und schüttelte sie. »Sie haben getan, wozu Sie geschickt wurden. Ich bin wach und unglücklich. Gehen Sie von mir herunter!«
Sie rührte sich nicht.
Und der verdammte Stein bohrte sich ihm immer noch in den Rücken.
Er seufzte und fragte sich, wie viel Leid er noch ertragen konnte, bevor er vollends verrückt wurde. Der Wahnsinn war anscheinend der einzige Weg, der ihm offenstand; der einzige Ausweg aus seiner qualvollen Existenz, aber bislang hatte ihn sein Stolz immer davon abgehalten, einfach durchzudrehen. Nun überlegte er, ob es nicht doch einfacher war, als eine qualvolle Sekunde nach der anderen durchleben zu müssen.
»Sie tun mir weh! Das ist Ihnen vermutlich egal, aber ich würde gern aufstehen und einen gewissen Stein zu Schotter schlagen. Wenn Sie sich also freundlicherweise erheben würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
Die Frau bewegte sich immer noch nicht, und in diesem Moment wurde Alec erst bewusst, dass ihr Herzschlag viel zu langsam war und ihr Körper sich zu schwer anfühlte.
»Junge Frau?«, sagte er und stieß sie an.
Sie lag völlig schlaff auf ihm und er spürte ihren flachen Atem an seinem Hals. Er schloss die Augen und atmete ihren Duft ein. Sie roch wie Wildblumen nach einem Regenschauer, sauber und rein und honigsüß. Unwillkürlich wendete er ihr sein Gesicht zu, nahm ihren Geruch tief in sich auf und brannte ihn in sein Gedächtnis ein.
Etwas begann in ihm zu rumoren, als sein Hunger von Neuem erwachte, und er atmete noch einmal tief ein. Er hatte noch den würzigen Geschmack ihres Bluts auf der Zunge und hätte sich am liebsten gleich noch einmal von ihr genährt und ihre Wärme in sich aufgenommen. Wenn er den Kopf noch etwas mehr drehen würde, käme er an ihre Schulter heran und könnte sich richtig satt trinken. Er könnte sie bis zum letzten Tropfen aussaugen und von sich stoßen. Sie hätte es durchaus verdient, nachdem sie ihn derart gequält hatte. Wenn sie nur nicht so verdammt gut riechen würde …
Leise vor sich hin fluchend schob er sie von sich herunter, stand auf und legte sie an die Stelle, die er sich als letzte Ruhestätte ausgesucht hatte. Nachdem er den nervigen Stein zermalmt hatte, sah er sich seine Peinigerin genauer an.
Sie war eine Sterbliche, ungefähr Anfang dreißig, mit braunem Haar, geschwungenen Augenbrauen und einem sommersprossigen Gesicht mit feinen Zügen. Ihre rosigen Lippen waren leicht geöffnet und er musste an sich halten, um sie nicht zu küssen und von ihrer Süße zu kosten. Mit Kennerblick begutachtete er den Rest von ihr: üppige Brüste, breite Hüften, vermutlich etwas größer als der Durchschnitt, stämmig … ganz und gar nicht sein Typ. Er bevorzugte in der Regel zarte, zierliche Frauen. Diese hier war zwar kein Kraftweib, aber sie sah genau so aus, wie man sich »ein properes Mädchen vom Lande« vorstellte.
Wie dem auch sein mochte, er hatte auf jeden Fall zu viel von ihrem Blut getrunken. Ihr Herzschlag war zwar regelmäßig, aber die Sache war wahrscheinlich knapp gewesen. Er sagte sich, dass es im Grunde keine Rolle spielte, weil sie ganz offensichtlich zu seiner Strafe gehörte, doch Gewissensbisse bekam er trotzdem.
Und andere Gefühle. Er ertappte sich dabei, wie er sich am Anblick ihrer runden Hüften und ihrer üppigen Brüste unter dem verwaschenen blauen Tanktop erfreute. Ihre Arme waren ebenfalls voller Sommersprossen, und aus irgendeinem Grund gefiel ihm das.
»Wachen Sie auf!«, herrschte er die Frau an, fasste sie an den Armen und schüttelte sie. »Ich bin es leid, Ihre Hüften anglotzen zu müssen. Nun werden Sie schon wach!«
Sie reagierte nicht. Er sah sie missbilligend an und sein Blick wanderte erneut über ihre Kurven. Nein, er würde
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