Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
Sie waren nicht nur attraktiv – Sie waren unglaublich hinreißend. Was haben Sie getan, um hier zu landen? Und warum sind Sie gestorben?« Ich seufzte, zog sein Hemd glatt und stand auf. »Mal sehen, ob ich jemanden finden kann … Hey! Sie! Ja, Sie! Außer Ihnen läuft doch hier niemand herum!«
In etwa dreißig Metern Entfernung rannte eine kleine, zierliche Frau im Slalom zwischen den Felsbrocken hindurch und schaute besorgt über ihre Schulter. Sie blieb stehen, als sie mich bemerkte, doch es sah aus, als wollte sie jeden Moment wieder losrennen. »Laufen Sie!«, rief sie und fuchtelte mit den Händen. »Ein Zorndämon ist auf der Jagd!«
»Schön für ihn, aber hier ist ein Toter, der unsere Hilfe braucht!«
»Im Akasha kann niemand sterben«, entgegnete die Frau und sah sich abermals um.
»Tja, der hier ist gestorben, und er braucht ein ordentliches Begräbnis. Gibt es hier so etwas wie Bestattungsunternehmen?«
»Im Akasha stirbt niemand«, wiederholte sie, kam zu mir herüber und warf einen Blick über den Felsen. »Ach, der. Der ist gar nicht tot. Das ist ein Dunkler. Er hat einfach kein Blut mehr.«
»Er ist ein Vampir?« Ich sah den Mann entsetzt an. »Was macht er hier?«
»Nichts, wenn ihn nicht jemand nährt, und so verrückt ist wohl keiner. Mit Dunklen ist nicht zu spaßen.« Sie schaute wieder über ihre Schulter und rannte los. »Und mit Zorndämonen auch nicht!«, rief sie mir noch zu. »Sie sollten sehen, dass Sie schleunigst von hier verschwinden!«
Ich schaute in die Richtung, in die sie gezeigt hatte, erkannte jedoch keine Anzeichen von Bewegung. Aber wenn tatsächlich etwas Furchterregendes im Anmarsch war, machte ich mich tatsächlich am besten schnellstens davon.
»Tut mir leid«, sagte ich zu dem komatösen Vampir. »Es ist nichts Persönliches, aber abgesehen von meinem Schwager habe ich keine guten Erfahrungen mit Ihresgleichen gemacht.«
Ich lief hinter der Frau her, doch meine Schritte wurden langsamer, als ich daran dachte, wie seidig sich seine Haare trotz des ganzen Staubs angefühlt hatten. Und die Stoppeln an seinem markanten Kinn hatten meine Fingerspitzen zum Kribbeln gebracht – genau wie die dunklen weichen Härchen auf seiner Brust. Dann fiel mir ein, dass sich sein Körper gar nicht so kalt angefühlt hatte … Kühl schon, aber die Eiseskälte des Todes hatte gefehlt.
»Der Arme«, sagte ich leise und drehte mich zu dem unverschämten Felsen um. Ich konnte es nicht fassen, dass ich Mitgefühl für einen grausamen Blutsauger empfand, aber irgendwie schien der in sich zusammengesunkene, fahle Mann gar nicht so grausam zu sein. Er war vielmehr … bedürftig.
»Niemand wird ihn nähren«, murmelte ich vor mich hin und begann an meiner Unterlippe zu nagen. Der vernünftige Teil meines Gehirns wies mich an, auf der Stelle wegzulaufen. Ich wusste, wie gefährlich Vampire sein konnten – ich wurde ja so gut wie jede Nacht daran erinnert. Doch der idiotische Teil meines Gehirns – der Teil, der auf Betrüger hereinfiel und sich von winselnden kleinen Hunden und weinenden Kindern erweichen ließ – befahl meinen Beinen, mich wieder dorthin zu tragen, von wo ich gekommen war.
»Sie sind ein Vampir«, sagte ich zu dem Mann, als ich wieder bei ihm war. »Sie sind böse. Ich bin nicht so dumm, Sie zu nähren, damit Sie losziehen und jemanden töten können.« Ich kniete mich neben ihn und überlegte, wie man einen bewusstlosen Vampir überhaupt nähren konnte. Mit solchen Problemen hatte ich im Büro schließlich nicht oft zu tun. Ich schob seine Lippen auseinander und drückte mein Handgelenk gegen seine Zähne. Dann stieß ich ihn an der Schulter an. »He, Sie! Lust auf was Warmes? Oh Gott, was tue ich hier eigentlich? Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich versuche, Sie zu retten. Aber wenn Sie so mächtig sind, wie ich glaube, dann können Sie Diamond und mich von hier wegbringen. Okay? Sind Sie einverstanden? Ich gebe Ihnen Blut und Sie holen uns hier raus? Ein Biss für ja, zwei für nein – alles klar?«
Der Vampir lag mit geschlossenen Augen da und rührte sich nicht. Wie um alles in der Welt belebte man einen Vampir wieder? Mit Mund-zu-Mund-Beatmung? Ich nahm meinen Arm von seinem Mund und betrachtete seine Lippen mit Unbehagen. Es kam mir ziemlich gruselig vor, meinen Mund auf seinen zu pressen und für ihn zu atmen. Am Ende hatte er noch Käfer im Mund!
»Igitt«, sagte ich erschaudernd. »Ist ja ekelig. Am besten sehe ich erst mal nach.«
Wenn
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