Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
Gebaren ging mir mittlerweile ziemlich auf die Nerven.
Ich schaute auf seine Hand, die er fordernd ausgestreckt hatte. »Nun, wissen Sie, das Occhio ist sehr wertvoll, man gibt es nicht einfach so heraus. Es ist immerhin eins der drei Werkzeuge von Dale.«
»Bael«, korrigierte mich Wächterin Noëlle.
»Bael, natürlich.« De Marco sah mich misstrauisch an. Ich räusperte mich und sagte mit – wie ich hoffte – überzeugender Unbekümmertheit: »Ich nenne ihn immer Dale. Das ist so ein kleiner Spaß zwischen uns.«
Ulfur rieb sich die Stirn, sagte jedoch nichts.
»Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Worum es hier geht, ist vielmehr, dass … nun, eigentlich ist er nicht hier , sondern dort , wenn Sie verstehen, was ich meine. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Nein«, knurrte de Marco.
»Oh. Also, ich rede von Alec.«
»Alec? Wer ist Alec?« De Marco wurde von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger.
Ulfur schaute mit großen Augen von seinem Boss zu mir. Ich hatte das Gefühl, dass er mir etwas mitteilen wollte, aber ich wusste nicht, was.
»Ein Freund von mir«, sagte ich mit Bedacht und überlegte, was Ulfur wohl so nervös machte.
»Ihre Freunde sind mir egal. Ich will nur das Occhio, und zwar sofort! Geben Sie mir den Lohn für Ihre Befreiung aus dem Akasha, sonst lasse ich Sie auf der Stelle wieder dorthin zurückschicken.«
»Jetzt passen Sie mal auf, Meister«, sagte ich, denn Leuten wie ihm kam man am besten mit einem soliden Bluff bei, »wir machen einen Deal. Sie holen meine zwei Freunde aus dem Akasha und ich gebe Ihnen das Occhio.«
Ulfur fielen fast die Augen aus dem Kopf.
»Sie wagen es … « De Marco zog eine gewaltige Menge Luft ein, als wäre er aufblasbar oder so. »Sie wagen es, sich mir zu widersetzen? Wissen Sie überhaupt, wer ich bin, Sterbliche?«
»Klar, Sie sind Ulfurs Boss – der Typ, der ihm befohlen hat, die Werkzeuge des Höllenkönigs zu klauen!«
»Er ist der oberste Fürst, kein König«, warf Noëlle ein, dann schaute sie rasch fort und tat so, als studiere sie ein Bild an der Wand.
»Dale hat es gern, wenn ich ihn in unseren privaten Momenten König nenne«, improvisierte ich und versuchte wie eine Frau auszusehen, die eine Affäre mit dem Satan hatte. »Also, de Marco, es ist mir ernst: Sie bekommen Dales Occhio – sobald Sie Alec und Diamond aus dem Akasha geholt haben.«
»Ich bin doch kein Rückholdienst!«, knurrte de Marco und zog seine schwarzen Augenbrauen zusammen, sodass sie aussahen wie eine. Ich war versucht, ihm zu sagen, dass ihm dieser Gesichtsausdruck nicht stand, dachte mir aber, dass er für diese Art von Kritik nicht empfänglich war. » Sie sind mir etwas schuldig, Sterbliche, nicht umgekehrt. Sie händigen mir jetzt sofort das Occhio aus!«
»Sonst … ?«, fragte ich und polierte einen Fingernagel an meiner Jeans.
»Sonst wird es Ihnen leidtun, dass Sie geboren wurden«, drohte er.
»Wie bitte? Wer hat hier das Auge von Dale? Ich! Und das bedeutet, dass Sie mir nichts anhaben können.« Ich betete inbrünstig, dass das auch stimmte.
Ulfur schwankte leicht, so als fiele er jeden Moment in Ohnmacht. Noëlle sah mich überrascht an.
Möglicherweise stimmte es also nicht.
De Marco schien sich erneut aufzupumpen, dann schrie er voller Frustration: »Eine!«
»Hä?« Ich hielt verdutzt inne, nachdem ich mich verstohlen auf Noëlle zubewegt hatte, die sich wiederum unauffällig noch etwas weiter von de Marco entfernt hatte.
»Eine.« Seine Nasenflügel blähten sich. »Ich werde die Wächterin eine weitere Person herbeirufen lassen, aber nicht mehr.«
»Aber … ich habe dort zwei Freunde!«
»Dann müssen Sie sich zwischen ihnen entscheiden, und zwar dalli!«
Ich schluckte die Angst hinunter, die in mir aufstieg, als ich in de Marcos Augen sah. Er schien mir psychisch nicht gerade der Stabilste zu sein. »Äh … « Ich überlegte fieberhaft. Diamond – ich sollte ihn bitten, Diamond zu holen. Sie war meine Freundin … mehr oder weniger … und sie hatte nichts Böses getan. Ich musste Diamond herausholen.
Und Alec zurücklassen.
Allein.
Ohne jemanden, der ihn nährte.
Und was noch schlimmer war: Er würde wissen, dass mir nicht genug daran gelegen gewesen war, auch ihn zu retten.
Aber er war ein mordender Vampir und hatte – nach eigenem Eingeständnis – seinen Freund verraten. Er hatte die Strafe akzeptiert, die man ihm auferlegt hatte. Er hatte sich damit abgefunden, im Akasha zu sein.
»Also gut«, sagte ich und hoffte, dass
Weitere Kostenlose Bücher