Ein Vampir liebt auch zweimal (German Edition)
brauchte ihre Wärme und ihr Licht, um die Finsternis zu vertreiben, die sich seiner erneut zu bemächtigen drohte. »Es ist ein Verbrechen, wenn ein Dunkler das Leben der Auserwählten eines anderen bedroht … «
»Wir haben sie weder bedroht, noch haben wir ihr irgendetwas angetan«, erwiderte Julian. »Du kannst uns ruhig glauben, Alec. Wir wollten nur mit ihr reden … und mit dir.«
»Sicher doch!« Cora stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor ihn. Er hätte fast darüber gelacht, dass sie ihn beschützen wollte, doch er spürte eine tiefe Entschlossenheit in ihr, ihn zu retten.
Das hast du doch schon getan, Liebes.
Was? Dich gerettet? Deine Seele vielleicht, aber in dir steckt doch noch viel mehr.
»Du willst reden, Bote? Was hast du mir denn außer meinem Strafmaß mitzuteilen?«, fragte Alec und zog Cora sanft, aber bestimmt wieder an seine Seite. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Beziehungsgespräche, mi querida.
Ich bin eine Frau – für mich gibt es keinen falschen Zeitpunkt für Beziehungsgespräche, entgegnete sie und stieß ihm den Ellbogen in die Seite, als er daran dachte, wie hilfreich es wäre, ein Schwert bei der Hand zu haben. Hier wird niemand geköpft, Alec! Das ist nicht nett, und außerdem trifft die beiden wirklich keine Schuld.
»Also, wenn ihr euch etwas zu sagen habt, dann solltet ihr euch ranhalten«, warf Sally unvermittelt ein, schlenderte zu einem ramponierten Tisch und setzte sich auf die Kante. Diamond, der ihr Unbehagen anzusehen war, trottete hinter ihr her.
»Warum?«, fragte Cora aufgebracht. »Willst du noch etwas ›Ungezogenes‹ anstellen? Vielleicht Bael holen, damit er uns ein bisschen foltert? Die Hölle niederbrennen? Den ganzen Planeten zerstören?«
»Siehst du?«, raunte Sally Alec zu und wies mit dem Kinn auf Cora. »So ein Anti-Aggressions-Training würde ihr wirklich gut tun.«
Cora murmelte etwas ausgesprochen Unfreundliches und wollte auf Sally zumarschieren, doch Alec hielt sie fest. »Auserwählte, ich weiß, du bist wütend auf sie – genau wie ich – , aber es hat keinen Sinn, sie mit einem Kantholz zu prügeln, wie du es dir gerade ausmalst. Nein, vergiss es, wir werfen sie auch nicht in die Teergruben von La Brea, und wir verfüttern sie schon gar nicht an hungrige Haie.«
Sally schnappte entsetzt nach Luft und riss die Augen auf. »Haie! Cora!«
»War nur so eine Idee«, brummte Cora und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber eine verdammt gute, wenn ihr mich fragt.«
»Dich fragt aber keiner«, erwiderte Sally patzig.
»Warum hast du eigentlich gerade gesagt, wir sollten uns ranhalten?«, fragte Kristoff.
»Und Teergruben, ich bitte dich! Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, Wollstoff von Teer zu reinigen? – Was? Ach so, ja, wir bekommen gleich Gesellschaft.«
»Wen?«, fragte Alec mit zusammengekniffenen Augen.
»Ein paar Liche«, entgegnete Sally und winkte Ulfur zu sich. »Abgesehen von dir, Schätzchen. Komm her, damit ich dein hübsches Pferd streicheln kann.«
»Tu es nicht, Ulfur!«, rief Pia. »Das ist bestimmt eine Falle!«
»Also ehrlich, deine Einstellung würde ich für alle Lakaien des Abaddon nicht haben wollen«, sagte Sally und sah Pia scharf an. »Wie kann man nur so misstrauisch sein!«
Ulfur ging langsam auf sie zu und sein Pferd, das kein bisschen geisterhaft mehr wirkte, sondern völlig real, folgte ihm. »Was für Liche?«, fragte Alec. »Die Lichmeisterin, die in der Höhle hier in der Nähe lebt?«
»Ich gehe davon aus, dass sie auch kommen wird«, sagte Sally und tätschelte Ragnors Hals. »Sie ist ziemlich clever, diese Jane. Wenn sie Bruder Ailwin herumschnüffeln sieht, wird sie wissen, dass er nichts Gutes im Schilde führt, und ihm zweifelsohne hierher folgen.«
»Bruder Ailwin!« Pia klammerte sich Schutz suchend an Kristoff. »Er wird Cora und Ulfur benutzen! Wir müssen so schnell wie möglich verschwinden!«
»Zu spät«, sagte Sally und hob die Hand zum Gruß. »Willkommen im Abaddon, Bruder Ailwin. Oh! Wie ich sehe, hast du deine Mönche mitgebracht. Du liebe Zeit, gleich eine ganze Armee! Herzlich willkommen, meine Herren!«
17
»Kennst du solche Tage, an denen alles immer schlimmer wird?«, fragte ich Pia. Wir standen dicht zusammengedrängt hinter einer schützenden Wand, die aus zwei großen, zornigen Vampiren bestand.
»Ich glaube, heute ist so ein Tag«, entgegnete sie und schaute besorgt zu Sally, die würdevoll und anmutig auf ihrem Tisch thronte und
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