Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
begann sie zu lächeln, als sie die Terrasse überquerte. Vögel zwitscherten und tummelten sich an der Tränke, Schmetterlinge tanzten zwischen den Blüten umher, und weiter hinten im Garten buddelte ein Eichhörnchen in der Erde, wohl auf der Suche nach einer Nuss, die es irgendwann einmal dort vergraben hatte.
„Guten Morgen, Elvi!”
Am Band der Terrasse blieb sie stehen und schaute in den Nachbargarten, wo Mike Knight in Shorts und T-Shirt damit beschäftigt war, die Blätter aus dem Pool zu fischen, die über Nacht ins Wasser gefallen waren.
„Guten Morgen, Mike. Musst du heute nicht arbeiten?”
Er schüttelte den Kopf. „Ist mein freier Tag. Ich habe den Dienstplan so gelegt, dass ich bei der Kirmes mitmachen kann.”
Elvi nickte verstehend. Als Chef der örtlichen Feuerwehr konnte er sich diese Freiheit nehmen, und diesen Umstand nutzte er auch. Mike engagierte sich für viele gute Zwecke, so wie sie es vor ihrer Wandlung auch getan hatte.
„Und was machen die Kuchen? Karen sagte, dass du sie ganz vergessen hattest.”
„Ja, zum Glück hat sie mich noch rechtzeitig daran erinnert. Ich hatte tatsächlich nicht mehr daran gedacht”, gab sie zu. „Sie sind so gut wie fertig, und im Moment ist eine der letzten Runden im Backofen. Da dachte ich mir, in der Zwischenzeit sehe ich mir mal den Garten an, was da alles getan werden muss.”
„Dann sehen wir dich ja wieder öfter hier draußen”, freute sich Mike. „Das ist gut, weil wir unser Schwätzchen über den Gartenzaun schon richtig vermisst hatten.”
„Ich auch”, stimmte sie ihm ernst zu. Es war nur eins von vielen Dingen, auf die sie in den letzten fünf Jahren verzichtet hatte.
„Soll ich dir im Garten helfen?”, bot er sich an. „Ich würde dir gern unter die Arme greifen, um alles wieder in Form zu bringen. Karen sicherlich auch. Um ehrlich zu sein, musste ich sie bislang immer davon abhalten, sich einfach deinen Garten vorzunehmen. Sie hat sich so darüber aufgeregt, mit ansehen zu müssen, wie in den letzten fünf Jahren nach und nach alles zugewuchert ist.”
Elvi musste kichern, als sie das hörte. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass es stimmte. Karen und Mike hielten ihr Haus in einem tadellosen Zustand, und es verging kein Tag, an dem sie nicht in ihrem Garten arbeiteten. Es musste die arme Frau wirklich wahnsinnig gemacht haben, wie Elvis Garten immer mehr verkam. Zwar hatte Mabel Owen dafür bezahlt, dass er den Rasen mähte, aber um den Rest hatte sie sich auch nicht gekümmert. „Nein, das geht schon klar”, antwortete sie, während Mike das Netz aufhängte, mit dem er die Blätter aus seinem Pool gefischt hatte. „Ich will mir heute nur mal ansehen, wie schlimm es ist. Vermutlich werde ich einen professionellen Gärtner engagieren müssen, wenn für mich der Aufwand zu groß ist, um den Garten auf Vordermann zu bringen. Möglicherweise lasse ich ihn dann auch so umgestalten, dass er pflegeleichter wird. Ich kann am Tag aus dem Haus gehen, aber ich sollte es besser nicht übertreiben, weil ich dafür nämlich mehr Blut brauche.”
„Oh, tut mir leid, das zu hören”, sagte Mike besorgt.
„Ich schätze, es ist immer noch besser, als wenn ich gar nicht rausgehen könnte”, meinte sie und wandte sich den Stufen zu, die hinunter in den Garten führten.
„Elvi?”, rief Mike, woraufhin sie stehen blieb und sich noch einmal umdrehte. Er zögerte kurz, dann fragte er: „Bist du glücklicher?”
Sie verstand den Sinn seiner Frage nicht. „Glücklicher?”
„Ja.” Er trat näher an den Gartenzaun heran. „Mabel hat mal gesagt, du hättest dir gewünscht, du wärst nie nach Mexiko gereist und nie eine.... äh.... Vampirin geworden. Sie meinte, du würdest dich deswegen sehr mies fühlen.”
„Ja, das habe ich tatsächlich gesagt. Und nicht nur einmal”, gestand Elvi leise. Sie hatte sich damals auch wirklich so gefühlt. Aber da hatte sie noch gedacht, sie könne nie wieder etwas essen oder trinken, müsse in einem Sarg schlafen und dürfe nicht am helllichten Tag das Haus verlassen. Seit Victor und die anderen in ihr Leben getreten waren, hatte sich vieles zum Guten gewendet. Vermutlich hatten auch alle genau darauf gehofft, als sie die Männer nach Port Henry einluden.
„Es tut mir leid.”
Seine Bemerkung riss sie aus ihren Gedanken und stellte sie abermals vor die Frage, was er damit meinte. „Was tut dir leid?”
„Dass ich einer von den Leuten war, die dich zu der Reise nach Mexiko gedrängt
Weitere Kostenlose Bücher