Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
so spät im Supermarkt?”
„Ich kann nicht mehr so gut durchschlafen, meine Liebe”, antwortete Mrs Ricci gelassen. „Ich lege mich um neun Uhr ins Bett, um zwei Uhr bin ich schon wieder wach und überlege, was ich tun soll. Dabei bin ich dann auf die Idee gekommen, einkaufen zu gehen, weil um diese Zeit sonst niemand unterwegs ist.... üblicherweise”, fügte sie hinzu und musterte die Männer, die sich um Elvi scharten. „Ich nehme an, das sind Ihre Verehrer.“
„Ja, richtig”, gestand Elvi errötend und stellte ihr die Männer vor.
Mrs Ricci begrüßte jeden freundlich und sagte dann: „Der kleine Teddy hat mir von Ihnen erzählt. Ich hoffe, Sie behandeln unsere Elvi anständig. Nicht so oberflächlich, wie es bei den jungen Leuten heute oft der Fall ist.”
Nachdem die Männer prompt und alle gleichzeitig ihre guten Absichten beteuert hatten, nickte Mrs Ricci zufrieden und wandte sich wieder an Elvi. „Ich habe gehört, dass Sie nur eine Kleinigkeit probieren möchten. Wie wäre es denn mit einem Keks, meine Liebe?”
Dabei deutete sie hinter sich auf einen Verkaufsstand, auf dem durchsichtige Kekspackungen aufgestapelt waren. Ein Keks! So simpel und so perfekt! Elvi ging zu dem Stand und betrachtete die Auswahl an frisch gebackenen Keksen: Vollkorn, mit Schokoladenstückchen, mit Schokolade überzogen, mit Butterscotch.... „Kekse mit Erdbeeren und weißer Schokolade”, las Elvi vom Etikett einer Packung ab. „Die sind neu. Ich wüsste nicht, dass es die schon gab, als ich das letzte Mal etwas gegessen habe.”
„Ja, stimmt”, bestätigte Dawn und kam zu ihr. „Die Sorte ist neu. Die schmeckt richtig gut.”
„Hervorragend.” Elvi riss die Folie auf und nahm einen Keks heraus, dann hielt sie ihn in der Hand, als fürchtete sie sich, davon abzubeißen. Schließlich roch sie daran. Oh Gott, wie köstlich er duftete! Sie atmete noch intensiver durch die Nase ein.
„Versuchen Sie ihn”, forderte Mrs Ricci sie auf. „Sie haben uns alle neugierig gemacht.”
Elvi schaute sich wieder den Keks an und nagte zweifelnd an ihrer Unterlippe. „Und wenn mir Essen nicht mehr so schmeckt wie früher? Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Mund voll Staub ist? Wie enttäuschend wäre das?”
„Oh.” Dawn wurde ernst und drehte sich zu den Männern um. „Kann das passieren?”
„Nein, natürlich nicht”, fuhr Victor sie ungehalten an. „Es wird alles so schmecken wie früher. Sogar noch besser. Ihre Geschmacksknospen sind empfindlicher, so wie alle anderen Sinne auch. Hat Ihr Schöpfer Ihnen eigentlich gar nichts beigebracht?”
Was er nach „Geschmacksknospen” gesagt hatte, war gar nicht mehr bei ihr angekommen. Sie konnte deutlich besser hören, sie war kräftiger und schneller - aber ihr Geschmackssinn sollte auch davon profitiert haben?
„Probieren Sie doch endlich, Elvi”, drängte Mrs Ricci.
Elvi atmete tief durch, schloss die Augen und biss ein Stück Keks ab. Vor Begeisterung über den köstlichen Geschmack riss sie die Augen sofort wieder auf. Sie ließ den Keks auf der Zunge liegen, als habe sie Angst davor, das Stück zu zerkauen und herunterzuschlucken. Ihre Geschmacksknospen liefen fast Amok, so wunderbar war das Aroma. Es kam einem Orgasmus gleich, der sich nur auf ihrer Zunge abspielte. Nach fünf Jahren, in denen sie ausschließlich Blut konsumiert hatte, ließ diese süße Explosion ihre Geschmacksknospen Purzelbäume schlagen.
„Gut?”, fragte Dawn hoffnungsvoll.
„Mmmmmm”, konnte Elvi nur antworten. „Mmmm, mmmmh, mmmmmmmhhh.”
Allessandro lachte leise, und als sich Elvi umdrehte, um ihn anzusehen, fiel ihr auf, dass die Männer alle zufrieden strahlten - ausgenommen Edward.
„Falls es Ihre Sinne nicht über Gebühr strapaziert”, meinte er sarkastisch, „sollten Sie es jetzt vielleicht mal mit Kauen und Schlucken versuchen, damit Sie.... ”
Ehe er sich versah, hatte Elvi ihm den restlichen Keks in den Mund gesteckt. Sie beobachtete ihn aufmerksam, während sie ihren Bissen zerkaute und nach einem zweiten Keks griff.
Edward war im Begriff, den halben Keks auszuspucken, doch dann stutzte er, als er den Geschmack wahrnahm. „Die sind sogar ziemlich gut”, stellte er überrascht fest. Elvi lächelte mit vollem Mund und hielt Mrs Ricci die Kekspackung hin.
„Darf ich auch einen probieren?”, fragte Allessandro neugierig und fügte dann hinzu: „Ich habe seit fünfzig Jahren nichts mehr gegessen, aber Ihnen scheint das so gut zu schmecken....
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