Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
Flug vergangen. Sie seufzte bedauernd, dass die erste interessante Nacht seit langer Zeit sich dem Ende zuneigte, nahm ihr Glas und ging zum Feuer, um es erlöschen zu lassen.
„Ich kümmere mich darum”, bot sich DJ an und drängte sie sanft, aber entschieden zur Seite.
„Danke”, entgegnete sie, sah die anderen Männer an und wünschte ihnen eine gute Nacht, dann folgte sie Mabel in die Küche.
„Und?”, fragte die sie, als sie hereinkam.
„Sie sind nett”, gab sie zu und musste lachen. „Was hast du angestellt? Hast du nur die Wohlhabendsten und Attraktivsten ausgewählt?”
„Für meine Elvi nur vom Feinsten”, verkündete Mabel.
„Was würde ich bloß ohne dich machen?”, fragte Elvi amüsiert und nahm sie in die Arme. „Jetzt leg dich endlich schlafen. Sonst bist du um diese Zeit längst im Bett.”
Mabel nickte, ging los, blieb aber abrupt stehen und drehte sich wieder zu Elvi um. „Ich hatte gar keine Gelegenheit, es dir zu sagen.... ”
„Was denn?” Elvi öffnete eben die Geschirrspülmaschine und stellte ihr Weinglas hinein.
„Als wir im Restaurant waren, hat dieser Argeneau mein Kreuz angefasst”, erklärte Mabel leise. „Es ist nichts passiert.”
„Tatsächlich?” Elvi sah sie verwundert an. Seit sie eine Vampirin war, hatte sie es nicht mehr gewagt, eine Kirche zu betreten oder irgendwelche religiösen Objekte zu berühren, weil sie fürchtete, dann in Flammen aufzugehen, wie sie es in Filmen gesehen hatte.
Mabel nickte bestätigend. „Du solltest ihn morgen mal darauf ansprechen.”
„Ja”, antwortete Elvi, während Mabel den Raum verließ.
Sie schloss die Spülmaschine und begab sich nach oben. Es war schon spät - oder früh, je nachdem, wie man es sah -, und sie wusste, sie sollte ins Bett gehen, doch stattdessen ging sie durch ihr Zimmer auf die angrenzende Glasveranda. Sie ließ das Licht aus, stellte sich ans Fenster und sah nach unten, wo die Männer im Halbkreis um das fast erloschene Feuer saßen. Ihre Stimmen hallten bis zu Elvis Zimmer hinauf.
Einer der Männer war womöglich ein geeigneter Partner für sie, doch sie war sich noch immer nicht sicher, ob sie sich tatsächlich schon bereit für eine Beziehung fühlte. Es hatte so wehgetan, ihren Ehemann und ihre Tochter zu verlieren.... Andererseits musste sie sich jetzt wohl keine Sorgen mehr machen, sie könne an der Seite eines dieser Männer noch einmal als Witwe enden. So wie sie selbst waren sie alle bereits tot. Sie verzog den Mund und setzte sich auf das Korbsofa, schloss die Augen und ließ den besten Tag seit fünf Jahren vor ihrem geistigen Auge Revue passieren.
Sie konnte essen! Bei gesellschaftlichen Anlässen würde sie sich nicht länger wie eine Außenseiterin vorkommen. Selbst wenn sich in dieser Woche nichts anderes mehr ereignen sollte, würde sie allein für diese eine Offenbarung dankbar sein.
Jemand klopfte an die Tür zur Glasveranda, und Elvi zuckte zusammen. Dann sah sie Victor vor der Glastür stehen. Sofort begann ihr Herz zu rasen, und sie spürte, wie ihre Handflächen feucht wurden. Sie ballte die Fäuste und zwang sich, tief Luft zu holen. Ihre Reaktion auf diesen Mann war mehr als beunruhigend. Zu gern hätte sie sie als eine Art von chemischer Reaktion auf spezielle Pheromone abgetan, aber keiner der anderen Vampire in ihrem Haus löste etwas Derartiges bei ihr aus. Dabei wünschte sie sich fast, dass jeder dieser Männer eine solche Wirkung auf sie hatte, weil es dann etwas vermutlich ganz Normalles gewesen wäre. So aber kam sie sich vor wie ein verliebter Teenager. Obwohl sie zweiundsechzig war und aussah wie fünfundzwanzig, gab er ihr das Gefühl, höchstens sechzehn und dementsprechend unerfahren zu sein.
Sie schüttelte den Kopf, stand auf und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Dabei hoffte sie, dass sie einen höflich fragenden Blick zur Schau stellte, während sie darauf wartete, dass er etwas sagte. Sie selbst wollte lieber nicht den Mund aufmachen, da sie fürchtete, ihr könne sonst etwas Dummes über die Lippen kommen.
„Sie haben Ihr Fußkettchen vergessen.” Er hielt ihr eine Hand hin, öffnete sie und ließ das Kettchen mit den winzigen Glocken zum Vorschein kommen. Elvi hatte es am Feuer abgenommen, da das ständige Klingeln ihr irgendwann auf die Nerven gegangen war, es neben dem Stuhl auf den Boden gelegt und dann offenbar dort vergessen.
„Danke”, murmelte sie und errötete, da ihr auffiel, wie ihre Finger zitterten, als sie das Kettchen
Weitere Kostenlose Bücher