Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
wusste, dass DJ es nicht verbockt hatte und dass er nicht weiter zwischen den beiden vermitteln musste. Entweder würde DJ seine Lebensgefährtin bekommen oder aber das Ganze komplett in den Sand setzen.
„Hat er hundertelf gesagt?”, fragte Mabel im Flüsterton.
DJ räusperte sich, dann endlich sah er sie an und nickte ernst. „Eigentlich sogar hundertzwölf. Ich hatte letzte Woche Geburtstag.”
Mabel ließ sich nach hinten gegen das Kopfende ihres Betts sinken, die Hände konnten nicht länger das Buch festhalten, das auf ihrem Schoß landete. „Hundertzwölf’, murmelte sie schwach, da sie offenbar Schwierigkeiten hatte, diese Zahl zu begreifen und gleichzeitig zu verstehen, was das für sie bedeutete.
DJ blieb so lange reglos stehen, dass Victor fast die Tür aufgerissen und ihm einen Schubs gegeben hätte, doch dann straffte der jüngere Unsterbliche die Schultern und stellte sich zu ihr ans Bett. „Er hat auch die Wahrheit gesagt, als er behauptet hat, dass ich dich will, Mabel.”
„Du meinst, um von mir zu trinken?”, fragte sie unsicher.
„Nein.” DJs Stimme war jetzt kräftig, als er um das Bett herumging und sich Mabel näherte. „Ich will dich. Ich finde dich unglaublich faszinierend, amüsant und aufregend. Ich will dich, deinen Körper, deinen Geist, dein Herz. Einfach nur dich.”
„Nein, das willst du nicht”, widersprach sie entschieden. „Ich bin alt.”
„Ich bin älter, und das werde ich auch immer sein”, hielt DJ amüsiert dagegen.
„Aber ich sehe auch alt aus”, konterte Mabel sofort und machte große Augen, als er noch näher kam. Sie griff nach ihrer Decke und zog sie bis unters Kinn.
„Ich liebe es, wie du aussiehst”, erklärte er.
„In dem Fall brauchst du eine Brille”, wehrte sie mürrisch ab. „Mein Gesicht ist so runzlig wie eine Dörrpflaume.”
„Dein Gesicht trägt die Züge deines Lebens, geprägt von Liebe und Lachen, von Leiden und Tränen. Es ist wunderschön.” Er setzte sich zu ihr aufs Bett.
„Aber.... ”
DJ wartete nicht darauf, dass sie noch weitere Befürchtungen äußerte, sondern beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn, auf die Augenlider und dann auf den Mund. Es war ein hitziger Kuss, und Victor musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu rufen: „So ist’s richtig, mein Junge!”
Fast wäre er gegangen, aber er wartete noch, weil er wissen wollte, ob sie ihn vielleicht doch noch rauswarf oder ob sie sich dem Unvermeidlichen hingab. Frauen konnten in solchen Situationen schwierig sein. Unsterbliche wussten, wenn sie einmal einen Vertreter des anderen Geschlechts gefunden hatten, den sie nicht lesen konnten, dann hatten sie ihren Lebensgefährten gefunden. Sie akzeptierten diese Tatsache, sobald sie ihnen klar wurde. Sterbliche benötigten dagegen im Allgemeinen eine Weile, um sich mit dieser Situation anzufreunden, da sie fürchteten, überstürzt zu handeln und einen Fehler zu machen.
DJ beendete den Kuss und lehnte sich zurück, um ihr eine Chance zu geben, auf seine Avancen zu reagieren. Er und Victor hielten gleichermaßen gebannt den Atem an, während sie warteten. Mabel saß nur da und starrte ihn an. Ihr Gesicht verriet, welche widersprüchlichen und verwirrenden Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Schließlich warf sie ihr Buch zur Seite und packte DJ, um ihn an sich zu ziehen.
„Braves Mädchen, Mabel”, murmelte Victor und wollte sich eben aufrichten, da zuckte er zusammen, als plötzlich hinter ihm eine Tür zugeworfen wurde. Besorgt drehte er sich um und entdeckte Elvi, die vor ihrem Schlafzimmer stand.
12
„Es ist nicht so, wie es aussieht”, beteuerte Victor, als er hinter Elvi die Treppe hinuntereilte. „Ganz ehrlich, ich habe nur versucht, DJ zu helfen.”
„Indem Sie Spanner spielen und durch das Schlüsselloch in Mabels Schlafzimmer sehen?”, gab sie ungläubig zurück und ging ins Esszimmer. „Und wofür? Sollen Sie DJ berichten, was sie im Bett trägt?”
„Nein, natürlich nicht”, erwiderte er hastig. „Außerdem weiß er das ja längst. Er ist schließlich bei ihr im Zimmer.”
Elvi blieb einen Moment lang wie angewurzelt stehen, dann wirbelte sie zu ihm herum. „Wie bitte?”
„Das war vermutlich nicht der beste Weg, es Ihnen zu erklären”, murmelte Victor.
„Was macht DJ da oben?” Sorge verdrängte ihre Wut, und sie rannte an ihm vorbei zur Treppe zurück, offenbar in dem Glauben, Mabel retten zu müssen. Fluchend folgte Victor ihr.
„Warten Sie! Halt! Sie werden
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