Ein verboterner Kuss
Papa.“
Er tätschelte ihre Hand. „Am Ende wird alles gut werden. Vertrau mir, Melly.“
„Ja, Papa.“ Ihre Stimme war nunmehr ein kaum hörbares Flüstern. „Sei unbesorgt.“
„Du investierst ziemlich viel Arbeit in den Besitz, nicht wahr?“, bemerkte Frey am selben Abend. Die beiden Männer spielten Billard.
„Hm.“ Dominic blinzelte an seinem Queue entlang und lochte seine Kugel ein.
„Dieser Abdul hält alle ganz schön auf Trab, damit sie das Schloss wieder auf Vordermann bringen.“
„Hm.“ Dominic prüfte den besten Winkel für seinen nächsten Stoß.
„Ich nehme an, ihr werdet nach der Hochzeit viel Zeit hier verbringen, du und Miss Pettifer.“
„Nein.“ Dominics Kugel prallte an Freys ab, rollte auf das Loch zu, kippelte eine Sekunde lang an der Kante und fiel dann hinein.
„Guter Stoß. Wie meinst du das, ,nein‘?“
„Ich gehe ins Ausland.“ Den nächsten Stoß verfehlte er. „Miss Pettifer, besser Lady D Acre, wird leben, wo immer sie möchte, irgendwo in England. Du bist an der Reihe.“
Frey rieb die Spitze seines Queues nachdenklich mit Kreide ein. „Das heißt, du wirst nicht mit ihr zusammenleben?“ „Großer Gott, nein! Nach der Trauung werde ich nichts mehr mit ihr zu tun haben.“
„Wie bitte? Nie mehr?“
„Nein“, gab Dominic heiter zurück. „Dann ist sie frei und kann tun, was immer sie will. Die Hochzeit hat nur den Zweck, dass ich mein Erbe antreten kann. Glaubst du, die Kreide reicht aus? Oder soll ich neue bringen lassen?“
Frey zuckte zusammen und schüttelte die überschüssige Kreide ab. Er hatte fast das halbe Stück verbraucht. „Du meinst, du wirst sie sitzen lassen?“
„Sitzen lassen? Das kann man wohl kaum so nennen angesichts der großzügigen Abfindung, die sie bekommen wird. Sie wird frei sein“, verbesserte Dominic ihn.
„Aber einsam.“
„Unsinn. Sie hat genug Geld, um Bedienstete einstellen zu können. Und eine Gesellschaftsdame.“
„Alte Damen stellen Gesellschaftsdamen ein - aber nicht junge Frauen von noch nicht einmal einundzwanzig Jahren! Wer wird sich um sie kümmern?“
Dominic zog die Brauen hoch. „Ach, die Art von Gesellschaft meinst du?“ Er zuckte die Achseln. „Ich kann mir vorstellen, dass sich das ganz einfach von allein ergibt.“
„Das meinte ich überhaupt nicht. Sie ist ein reizendes, anständiges Mädchen! Sie würde nie ...“
„Ich bin gerade dabei, ihr ein Haus in der Nähe des Hafens zu kaufen. Dann kann sie tun und lassen was sie will.“
„Aber das ist eine schreckliche Gegend! Du kannst ein scheues, kleines Ding wie Miss Pettifer doch nicht dort wohnen lassen - sie hätte viel zu große Angst, aus dem Haus zu gehen.“
Dominic zuckte die Achseln. „Besser das als gar kein Haus. Außerdem kann sie so keine Dummheiten machen.“
„Dummheiten? Was für Dummheiten sollte sie wohl machen? Kennst du sie tatsächlich so wenig? Sie ist ein tugendhaftes kleines Geschöpf!“
„Also gut, sagen wir, es bewahrt sie vor den Folgen irgendwelcher Dummheiten.“
„Was willst du damit andeuten?“
„Es ist mir gleichgültig, ob sie sich Liebhaber nimmt - von mir aus eine ganze Reihe davon“, erwiderte Dominic leichthin. „Hauptsache, sie wird nicht schwanger.“
„Gütiger Gott, sie gehört nicht zu den Frauen, die sich Liebhaber nehmen! “, brauste Frey auf. „Und selbst wenn - warum sollte sie nicht schwanger werden? Du willst sie nicht, also kann es dir doch egal sein. “
Dominic prüfte die Spitze seines Queues. „Ich möchte kein Kuckucksei in meinem Nest haben, darum. Natürlich lasse ich sie beschatten. Beim ersten Anzeichen einer Schwangerschaft muss sie weg. Ohne Haus, ohne Einkommen. Ich bin keiner von diesen feinen englischen Herren, die die öffentliche Schande einer Scheidung scheuen. Ich bin in einem Land aufgewachsen, wo man weitaus weniger zimperlich in solchen Dingen ist, wie du weißt.“ „Das ist unmenschlich“, brauste Frey auf.
„Findest du?“ Ungerührt bereitete Dominic seinen Stoß vor.
„Natürlich! Was für ein Leben ist das für ein junges Mädchen?“
„Ein ziemlich trostloses, könnte ich mir vorstellen.“ Dominic versenkte die rote Kugel.
„Sie wird allein, verängstigt und einsam sein. Das kannst du ihr nicht antun, Dom!“
Dominic machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das tut sie sich selbst an, Frey, das hat nichts mit mir zu tun. Ich möchte nur mein Erbe. Wie du weißt, würde ich am liebsten gar nicht heiraten.“
Frey atmete
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