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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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„Meiner Mutter, meinen Schwestern und mir stehen nur die allernötigsten Mittel zur Verfügung. Wie er darauf kommt, dass wir von seinen Almosen leben und das Geld für das Debüt der Mädchen zusammenkratzen können, ist mir schleierhaft.“
    Dominic nickte mitfühlend. Freys Onkel verwaltete das riesige Familienvermögen mit einer rechtschaffenen Knauserigkeit, als wäre Armut eine Tugend. „Lass uns hier nicht über solche Dinge reden.“ Er nickte mit dem Kopf zum Gasthaus, von dem aus ihnen jeder zuhören konnte. „Warum kommst du nicht mit hinauf nach Wolfestone?“ Er runzelte die Stirn. „Das hast du mir noch gar nicht gesagt - wenn du gar nicht gewusst hast, dass ich hier bin, aus welchem Grund bist du dann hergekommen?“
    Frey sah ihn betreten an. „Der Pfarrer von St. Stephen’s ist alt und krank und ist zu seiner Tochter nach Leeds gezogen.“ Dominic konnte ihm nicht recht folgen. „Und was hat dieser Pfarrer mit dir zu tun? Ist er ein Verwandter von dir?“ Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Ale. Er kam wirklich allmählich auf den Geschmack.
    Frey zupfte einen unsichtbaren Fussel von seinem Jackett. „Hm, nein. Kein Verwandter.“ Erst nach einer Weile fuhr er leicht verlegen fort. „Ehrlich gesagt, ich bin der neue Pfarrer von St. Stephen’s - sag mal, hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man einen Pfarrer nicht mit Ale bespucken darf? Das ist respektlos. Zum Glück kann ich mich als dein neuer geistiger Hirte deiner annehmen.“ Er wischte die Aletropfen weg, die auf ihm gelandet waren, als Dominic vor Überraschung losgeprustet hatte.
    „Du bist Pfarrer? Du? Du machst Witze!“
    „Etwas mehr Respekt vor einem Mann der Kirche, du Heide!“, gab Frey würdevoll zurück. „Lass dir gesagt sein, dass ich schon vor Jahren vom Erzbischof von Canterbury persönlich zum Priester geweiht worden bin.“
    Dominic lachte auf. „Der arme Kerl muss blind gewesen sein! Ein Wolf wie du im Schafspelz!“
    „Schafspelz?“ Frey zupfte gekränkt an den Aufschlägen seines Jacketts. „Das mag zwar nicht für mich maßgeschneidert worden sein, aber es ist aus allerfeinster Wolle, du Banause! Und die Rolle des Wolfs hast in unserem Rudel immer du besetzt.“
    Dominic schüttelte den Kopf. „Du - ein Pfarrer? Aber warum, Frey, warum?“
    Sein Freund zuckte die Achseln. „Mit irgendetwas muss ich ja mein Geld verdienen. Ich hatte nie einen Sinn für Geschäfte, im Krieg wollte ich auch nicht fallen - dann wären Mama und die Mädchen vollkommen mittellos gewesen -, und für einen Diplomaten bin ich zu schusselig. Also blieb nur die Kirche übrig.“
    Dominic lachte erneut. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Du, der neue Pfarrer von ... wo, sagtest du?“
    „St. Stephen’s. Nur für ein paar Monate, wie ich hoffe, bis man jemanden gefunden hat, der dauerhaft bleiben will. Es soll eine der ärmsten Gemeinden in Shropshire sein.“
    „Und wo genau befindet sich diese Kirche St. Stephen’s?“ Frey schüttelte gespielt vorwurfsvoll den Kopf. „Genau hier in deinem Dorf, du Heide!“
    „Großer Gott!“
    „In der Tat. Ich freue mich, dass du wenigstens den kennst“, bemerkte sein Freund streng. Er stellte seinen Humpen ab und erhob sich. „Vielen Dank für das Ale, Dom. Jetzt muss ich weiter, zum Pfarrhaus. Am Sonntag halte ich meine erste Predigt. Du kommst natürlich auch.“
    Dominic verdrehte die Augen, wobei er schwer seufzte. „Ausgezeichnet.“ Frey klopfte ihm auf die Schulter. „Ich wusste doch, du würdest einen alten Freund nicht im Stich lassen.“ Er streckte die Hand aus und fügte sanft hinzu: „Weißt du, es ist wirklich verdammt gut, dich wiederzusehen, alter Freund. Ich habe dich vermisst.“
    Wortlos schüttelte Dominic seine Hand. Ja, er freute sich auch über alle Maßen, dass sein Freund wieder da war. Sein Blick fiel auf einen Stapel Gepäck, das man auf eine Handkarre geladen hatte. Sie war schäbig, altmodisch, trug aber dennoch das Familienwappen der Nettertons, also konnte sie nur Frey gehören. „Bist du nicht mit deinem offenen Zweispänner gekommen?“ Das war immer Freys ganzer Stolz gewesen.
    Frey schüttelte den Kopf und schlug den salbungsvollen  Tonfall eines Geistlichen an. „Ein Dorfpfarrer kann nicht in einem Gefährt herumfahren, das sich eher für den Sport als für seelsorgerische Besuche eignet.“ Er fuhr mit normaler Stimme fort. „Ich bin mit der Postkutsche gekommen. Den Zweispänner und die beiden Pferde musste ich ohnehin

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