Ein verboterner Kuss
eine Frau berühren konnte. Fast.
Allein bei dem Gedanken überlief sie ein lustvoller Schauer. Sie schwamm noch schneller.
Granny Wigmore hatte sie ja gewarnt, sie würde ihre Tugend verlieren, wenn sie in Gwydions Teich badete.
Frey ritt langsam die Auffahrt zu Dominics Zuhause hinauf. Nein, nicht Dominics Zuhause, verbesserte er sich - Wolfestone Castle. Gott, dieser Besitz hatte wahrlich schon bessere Zeiten erlebt. Er fragte sich, welche Pläne sein Freund wohl damit haben mochte.
Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass Dom sich damit zufrieden gab, einen Hausstand zu gründen. Er war noch nie irgendwo sesshaft geworden. Ein Herumtreiber wie er im Buche stand, das war Dom.
Er saß vor dem Haupteingang ab, und als niemand erschien, um ihm sein Pferd abzunehmen, pfiff er nach ein paar Burschen, die gerade dabei waren, ein Fenster zu reparieren. Einer von ihnen sah auf. Frey winkte ihn zu sich und drückte ihm die Zügel in die Hand.
„Bringen Sie das Tier in den Stall, ja? Und sorgen Sie dafür, dass es ordentlich zu trinken bekommt und gut abgerieben wird.“ Er gab ihm eine Kupfermünze, und Mann und Pferd entfernten sich zufrieden.
Frey betätigte die Türglocke. Ein kleiner Bengel öffnete ihm, derselbe, der früher am Tag versucht hatte, ihm sein Gepäck abzuluchsen. Jetzt hatte er jedoch einen Schmutzfleck im Gesicht und Spinnweben im Haar. Frey rümpfte die Nase. „Ich will Lord D’Acre einen Besuch abstatten“, sagte er.
„Tut mir leid, er ist nicht da.“ Der Bengel wollte die Tür wieder zuschlagen.
Widerwillig - denn er trug sein zweitbestes Paar Stiefel -stellte Frey einen Fuß in die Tür. „Hör mal, du schmuddeliges Gö...“ Zum Glück fiel ihm gerade noch ein, dass er jetzt Vikar und als solcher darüber erhaben war, mit irgendwelchen Lausebengeln herumzuzanken. „Mein Sohn, ich bin hier, weil ich Lord D’Acre besuchen will. Er erwartet mich.“
Der Bengel runzelte die Stirn. „Ich bin nicht Ihr Sohn, und ich habe Ihnen erst vor einer Minute gesagt, dass Lord D’Acre nicht da ist.“
„Das meinte ich im übertragenen Sinn“, erklärte Frey gereizt. „Ich bin der neue Vikar und werde hereinkommen und auf ihn warten. Ich habe vor noch nicht einmal einer Stunde mit Lord D’Acre gesprochen, und er hat mich hierher eingeladen. Er sagte mir, er wäre bereits auf dem Heimweg.“ Er stieß die Tür auf und trat ein. Verblüfft sah er sich in der abweisenden, grauen Eingangshalle um. Dom hatte ihn bereits gewarnt vor den spartanischen Bedingungen, unter denen er hier lebte, aber dass es so schlimm war!
Frey sah den Jungen streng an. „Und wer, bitte, bist du?“ Das Kind schwellte stolz die Brust. „Billy Finn. Ich bin Lord D’Acres persönliches Generalfaktotum!“
„Gütiger im Himmel!“
Der Kleine starrte ihn finster an. „Wenn ich eine Uniform hätte, würden Sie nicht so mit mir reden!“
„Keine Uniform könnte einem Jungen Glanz verleihen, der Spinnweben im Haar hat“, widersprach Frey würdevoll. „So, und nun führ mich in einen Salon und bring mir eine Erfrischung.“
Der Junge fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, wischte die Hände an seiner Hose ab und zog mürrisch eine Tür auf. „Na dann, hier hinein.“
„Wie anmutig und überaus wohlerzogen.“ Frey wollte soeben den Salon betreten, als hinter ihm eine weiche Frauenstimme ertönte.
„Suchen Sie Lord D’Acre? Ich fürchte, er ist momentan leider nicht hier.“
Er drehte sich um und sah eine junge Frau die Treppe hinunterkommen, die für Frey nur aus weichen Rundungen zu bestehen schien. Sie stieg die Stufen vorsichtig und mit einer Ernsthaftigkeit hinunter, die ihn bezauberte. Sie hatte ein sanftes, rundes Gesicht, umrahmt von einer Flut brauner Locken, die sie zu einem lockeren Knoten gebändigt hatte. Als sie merkte, dass Frey sie beobachtete, errötete sie und hob die Hand unsicher zu ihrem Haar.
„Es tut mir leid, hier ging heute Nachmittag alles drunter und drüber, und meine Frisur ist völlig ramponiert ... “
„Sie sehen zauberhaft aus“, versicherte Frey.
Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Billy, mein Lieber, würdest du wohl Mrs Stokes bitten, uns eine Kanne Tee und vielleicht ein paar ihrer köstlichen Zitronenplätzchen heraufbringen zu lassen?“ Sie wandte sich an Frey. „Oder wäre Ihnen Kaffee lieber? Vielleicht auch etwas Stärkeres?“
„Tee und Zitronenplätzchen wären wunderbar“, hörte er sich zu seiner Überraschung sagen. Er hasste Tee.
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