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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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mehr sehen. Sie schlang die Arme um ihre Knie und schaukelte im frischen grünen Gras vor und zurück. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Im Grunde standen sie unter keinem so schlechten Stern. Melly wollte ihn nicht, auch wenn ihre Verlobung immer noch gültig war. Sie wollte ihn, aber er benahm sich wie ein ungebundener Mann, der er nicht war. Das verunsicherte sie.
    Was wollte er? Mit ihr schlafen, ja. Ein paar Momente vorübergehenden Vergnügens, ja. Doch was sonst noch?
    Sie kannte ihn nicht sehr gut, und was sie über ihn wusste, war nicht ermutigend. Er wollte kein Zuhause. Er wollte keine Kinder. Niemals.
    Sie hatten nie über eine Ehe gesprochen, nicht einmal über Liebe. Er hatte sie gerade „meine Liebste“ genannt, aber das war nur ein Kosewort gewesen, und er hatte sich in einem Ausnahmezustand befunden. Sie verspürte noch immer ein prickelndes Gefühl in ihren Brüsten von seinen Liebkosungen. Sie beugte sich nach vorn.
    Er hielt sie für eine angestellte Gesellschaftsdame. Sie wusste, Männer verfügten über eine gewisse Doppelmoral in Bezug auf Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsklassen. Vielleicht wollte er ja nur mit ihr herumtändeln, so wie Adelige seit Jahrhunderten mit Dienstmädchen herumtändelten. Das Recht der ersten Nacht.
    Natürlich konnte sie ihm verraten, wer sie in Wirklichkeit war. Jetzt, da Sir John so krank war, brauchte sie eigentlich den Schein nicht mehr zu wahren. Aber sie wollte sich nicht enttarnen. Noch nicht.
    Sie hatte sich noch nie in der Lage befunden, dass ein Mann wirklich auf sie reagierte, auf Grace selbst. Nicht auf Miss Merridew, den Liebling der feinen Londoner Gesellschaft, und auch nicht auf Miss Merridew, die reiche Erbin, sondern auf die einfache, ganz normale Grace. Ein Mädchen, das in einem kalten, trostlosen Haus aufgewachsen war und genau wie ihre Schwestern von ihren Träumen gezehrt hatte.
    Doch Träume konnten trügerisch sein.
    Zwei ihrer Schwestern hatten es zugelassen, sich von ihren Träumen täuschen zu lassen. Sowohl Prudence als auch Faith hatten zuerst den verheerenden Fehler begangen, ihre tiefe Sehnsucht nach Liebe mit der Wirklichkeit zu verwechseln und auf Männer hereinzufallen, die prinzipienlose Filous waren.
    Sie hatten sich von ihren Träumen von der Liebe blenden lassen - und waren ein schreckliches Risiko eingegangen, indem sie sich selbst und ihr Glück in die Hände unwürdiger Männer gelegt hatten. Um ein Haar hätten sie sich ihr Leben für immer ruiniert. Zum Glück war es nicht so weit gekommen, doch seitdem war Grace vorsichtig geworden.
    Sie war noch nicht bereit, dasselbe Risiko einzugehen. Nicht für einen Mann, den sie erst seit ein paar Tagen kannte und der sich, trotz seiner sanften Worte und Liebkosungen, durchaus als ein weiterer, nicht vertrauenswürdiger Lebemann entpuppen konnte.
    Sie brauchte mehr als sanfte Worte und zärtliche Liebkosungen. Der Vorgeschmack auf künftige Wonnen, den er ihr im Teich geboten hatte, durfte sie nicht beeinflussen. Auch nicht, dass sich seine Küsse angefühlt hatten wie die eines Mannes, für den sie wie der erste Schluck Wasser nach langer Zeit in der Wüste war ...
    Nein, das durfte ebenfalls keine Rolle spielen.
    Er mochte die Verkörperung aller ihrer geheimsten Träume sein, aber noch konnte sie ihren Gefühlen nicht trauen. Nicht, solange er noch mit Melly verlobt war. Nicht, solange sie noch so wenig über ihn wusste.
    „Ich habe andere Pläne“, verriet sie ihm nach einer ganzen Weile. Sie erhob sich und ging hinter den Busch, um ihr Kleid anzuziehen.
    „Soll ich Ihnen mit Ihrem Korsett helfen?“
    „Nein, danke“, erwiderte sie steif. Sie hatte gar kein Korsett angelegt, als sie beschlossen hatte, zum Schwimmen zu gehen.
    Aber das wollte sie ihm nicht auf die Nase binden.
    Als sie vollständig bekleidet wieder hinter dem Busch hervorkam, schmunzelte er. „Aha, ich sehe, Sie haben das Korsett weggelassen. Wie erfreulich.“ Er hatte sich ebenfalls ziemlich schnell wieder angezogen.
    Grace verschränkte errötend die Arme vor der Brust. „Warum etwas verbergen, was ich längst gesehen, ja, sogar gekostet habe?“
    Seine sanfte Stimme drohte ihre Entschlusskraft ins Wanken zu bringen, daher drehte sie sich um und eilte den Pfad entlang.
    Er folgte ihr. „Was für andere Pläne?“
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, worauf er sich bezog. Die Art, wie er sie angesehen hatte, war so ... verwirrend gewesen. „Ich möchte reisen. Ich möchte in der

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