Ein verboterner Kuss
Morgendämmerung mit dem Schiff in Venedig anlegen, ich möchte den Mond über den Pyramiden aufgehen sehen, ich möchte vor der Sphinx stehen und mich klein und unbedeutend fühlen. Ich möchte mit einer Feluke den Nil hinunterreisen und auf einem Kamel reiten.“
„Auf einem Kamel?“
„Ja, warum nicht? Ich könnte mir vorstellen, dass das sehr aufregend ist. Wüstenschiff - ist das nicht ein wunderbarer Ausdruck für ein Kamel?“
„Kamele stinken, spucken und feixen.“
„Feixen?“ Sie musste lachen.
„Kein Mensch auf der Welt kann so feixen wie ein Kamel, das schwöre ich Ihnen“, erwiderte er. „Außerdem sind sie so unglaublich stur! Was die Bezeichnung .Wüstenschiff 1 betrifft, so kommt sie zweifellos von der wiegenden, schaukelnden Gangart - wie ein Schiff auf stürmischer See. Hoffentlich werden Sie nicht seekrank.“
Sie überhörte das geflissentlich. Er zog sie ohnehin nur auf, das merkte sie ihm an. „Sind Sie schon einmal auf einem Kamel geritten?“
„Oft sogar. Ich sage Ihnen, ich ziehe ein Pferd jederzeit vor.“ „Ja, aber ein Kamel ist so exotisch.“
„Nicht in Ägypten.“
Sie strahlte ihn an. „Richtig.“ Sie hatten die Auffahrt zum Schloss erreicht, und er brachte Grace dazu, sich bei ihm unterzuhaken. „Wenn ich nicht mit Mel... Miss Pettifer hergekommen wäre, würde ich jetzt wohl in diesem Moment die Koffer packen, um mit der Cousine des britischen Generalkonsuls nach Ägypten zu reisen“, fuhr sie fort.
„Tatsächlich?“
„Ja, es war schon alles arrangiert. Wir wollten mit dem Schiff nach Alexandria ... “ Sie warf ihm einen scheuen Blick zu. „Würden Sie mir bitte von Alexandria erzählen?“
Er sagte nichts. Stirnrunzelnd blieb er stehen, als wäre er tief in Gedanken versunken.
„Natürlich nur, wenn die Erinnerung nicht zu schmerzlich ist“, fügte sie rasch hinzu.
„O nein, sie ist nicht schmerzlich. Mir ist nur gerade etwas viel Wichtigeres eingefallen.“ Er drehte sich mit ernster Miene zu ihr um. „Wissen Sie, dass Ihre Sommersprossen nur bis zum Halsausschnitt reichen? Darunter befindet sich keine einzige.“ Er zeichnete mit dem Zeigefinger den Rand ihres Ausschnitts nach, und ihre Haut begann zu prickeln. „Ich war zu dem Zeitpunkt ..er sah ihr tief in die Augen,.....etwas ablenkt, aber jetzt ist es mir wieder eingefallen. Ist das nicht faszinierend?“ „Absolut nicht.“ Sie wich ein paar Schritte zurück. „Ich sagte Ihnen bereits, ich habe andere Pläne. Und ich verrate Ihnen noch etwas, Lord D’Acre - ich tändele nicht mit den Verlobten anderer Mädchen herum. Auch nicht mit Ehemännern. Ehrlich gesagt, ich tändele überhaupt nicht herum.“ Sie lächelte ihn angestrengt an. „So, und deswegen können Sie mich jetzt vollständig ignorieren. “
„Ich möchte Sie nicht ignorieren, Greystoke“, murmelte er. Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Dann eben nicht. Aber wenn Sie auf eine Tändelei aus sind - ich glaube, die Tickel-Mädchen wären nicht abgeneigt; versuchen Sie doch da einmal Ihr Glück.“
„Ich will kein Tickel-Mädchen.“
„Sind Sie sicher? Sie sind sehr hübsch. Ich finde, Tansy ist die hübscheste, aber Tilly hat das bezauberndere Lächeln, und ihr Teint ist ein Traum.“
„Ich ziehe Sommersprossen vor. Vor allem dort, wo sie aufhören.“
Sie errötete und bemühte sich, das zu überspielen. „Ach, aber natürlich, es muss Tessa sein. Sie ist bei Weitem die kurvenreichste der drei. Ich weiß, bei solchen Affären legen Männer großen Wert auf üppige Kurven.“
„Tatsächlich?“
„So habe ich es jedenfalls gehört.“ Sein Blick verunsicherte sie allmählich.
Seine Miene war rätselhaft. „Ich habe kein Interesse an den Kurven der Tickel-Mädchen. Auch nicht an ihrem Lächeln, ihrem Teint oder an dem, was sie sonst noch vorzuweisen haben. Ich mag kleine graue Hitzköpfe mit Sommersprossen.“
„Nun, die ... uns ... mich können Sie aber nicht haben! “ Sie eilte allein die Auffahrt hinauf.
„Ach, das kann ich nicht?“, rief er ihr nach. „Ich bin ein Wolfe - wir warten nicht auf eine Einladung. Wir suchen uns unsere Beute aus und erlegen sie. Betrachten Sie das durchaus als Warnung, Miss Beutestück! “
Im Schloss traf Dominic Frey in einem der Salons an. Sein Freund aß Zitronenplätzchen und nippte vorsichtig an einer Tasse Tee, die ihm zwischendurch immer wieder von Miss Pettifer nachgeschenkt wurde. Dominics Mundwinkel zuckten. Er kannte Freys Einstellung zu
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