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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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vergessen.
    Zu seiner Überraschung war der erste Ort, an dem sie haltmachten, eine heruntergekommene Hütte am Waldrand. Tasker stieg vom Pferd, und Dominic tat es ihm widerstrebend nach. „Warum soll ich diese Hütte aufsuchen?“
    „Ich hielt es für richtig, weil sie ohnehin am Weg liegt.“ Stur wie ein Esel, das trifft es voll und ganz, dachte Dominic. Tasker hatte eine klare Vorstellung davon, was Dominic  sehen sollte. Doch es schien, als würde er sich während seiner Probezeit gewiss nicht bei seinem Herrn anbiedern. Dominic mochte irritiert sein, weil er etwas tun musste, wozu er keine Lust hatte. Aber er war auch erfreut - er hatte den Mann also richtig eingeschätzt.
    Tasker klopfte an, und eine Frau von etwa Mitte fünfzig öffnete. Sie trug ein abgetragenes, aber sauberes blaues Kleid und eine blütenweiße Schürze. Sie stützte sich schwer auf einen Stock und betrachtete Dominic ruhig, mit klaren blauen Augen, die er sofort wiedererkannte. Taskers Mutter.
    „Miss Beths Junge“, sagte sie sanft. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ach, Mylord, ich bin ja so glücklich, Sie endlich zu sehen. Ich war die Zofe Ihrer Mutter, mehr noch - ihre Freundin.“
    Zu seiner Verwirrung humpelte sie auf ihn zu, streckte die Hand aus und strich ihm weich über die Wange, als wollte sie sich vergewissern, dass er es tatsächlich war. Seine Mutter hatte ihn immer ganz genauso gestreichelt.
    Mrs Tasker führte ihn in die Hütte. Wie er feststellte, schien die ganze Familie in einem einzigen Raum zu leben. Eine steinerne Feuerstelle in der Ecke sorgte für Wärme und diente gleichzeitig als Küche. Davor standen eine Bank mit einer darauf zusammengefalteten Decke, zwei schön geschnitzte Stühle und ein Tisch, das war alles. Zwei weitere Ecken waren mit Vorhängen abgetrennt, vermutlich die Schlafstätten. Die Hütte war klein, verräuchert und beengt, aber peinlich aufgeräumt und sauber. Jake machte sich daran, Tee zuzubereiten.
    Mrs Tasker bat Dominic, sich neben sie auf die Bank zu setzen. „Sie muss so stolz auf Sie gewesen sein. Wie sehr sie sich nach Ihnen gesehnt hat ... Sie weinte jeden Monat, wenn ihr klar wurde, dass sie wieder kein Kind bekommen würde.“
    „Mein Vater brauchte einen Erben für Wolfestone“, meinte Dominic steif und wünschte sich meilenweit fort.
    „Ach, der.“ Sie machte eine verächtliche Handbewegung. „Das war ja noch nicht alles. Ich meine, sicher, er wollte seinen Erben, doch das war nicht der einzige Grund, warum Miss Beth geweint hat. Sie wünschte sich selbst so sehr ein Baby, wissen Sie. Sie war so ein liebevolles kleines Mädchen und sehnte sich nach einem eigenen Kind. Sie pflegte immer die jungen Mütter auf dem Besitz zu besuchen und stundenlang mit ihren Kleinen zu spielen.“
    Dominic starrte angestrengt geradeaus und rang um seine Fassung. Ein liebevolles kleines Mädchen - das beschwor so viele Bilder von seiner Mutter in ihm herauf.
    Wieder strich Mrs Tasker ihm über die Wange, und es war beinahe unheimlich, fast glaubte er, die Hand seiner Mutter zu spüren. „Ich bin froh, dass sie einen so hübschen Jungen bekommen hat. Und Sie haben sich um sie gekümmert, nicht wahr?“
    Dominic kämpfte gegen seine aufsteigenden Emotionen an und nickte nur. Ja, das hatte er, so gut er konnte.
    Mrs Tasker lächelte. „Ja, das sehe ich Ihnen an. Sie haben die Augen Ihres Vaters, aber die Freundlichkeit, die haben Sie von Miss Beth.“
    Dominic spürte, wie sich irgendetwas in ihm löste, eine enorme Anspannung vielleicht.
    „Hat Sie schließlich dann doch noch ein glückliches Leben gehabt?“
    Er nickte. „Vor allem in den letzten zehn Jahren“, erwiderte er mit brüchiger Stimme. Es gab keinen Grund, warum er dieser Frau erzählen sollte, wie schrecklich die ersten acht Jahre gewesen waren.
    Sie nickte. „Das freut mich. Nach ihrer Flucht hat sie mir einen Brief geschickt.“ Sie lächelte über sein überraschtes Gesicht. „Ich war ihre Freundin. Glauben Sie etwa, ich hätte nicht gewusst, was sich zwischen ihr und Ihrem Vater abspielte?“ Sie schüttelte den Kopf. „Beinahe wäre ich mit ihr gegangen. Ursprünglich war das auch so vorgesehen, aber es sollte wohl nicht sein.“ Geistesabwesend rieb sie sich ihr Bein, als hätte sie dort Schmerzen. Tasker brachte den Tee, und sie lächelte ihn liebevoll an. „Wenn ich mit ihr gegangen wäre, hätte ich niemals Jakes Vater geheiratet und selbst so einen hübschen Jungen zur Welt gebracht. Also war es

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