Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
Vom Netzwerk:
überhaupt transportieren? Wir werden bestimmt keine Mietkutsche nehmen oder mit dem Zug reisen.«
    Alarmiert legte sie den Kopf auf die Seite. »Wollen Sie etwa laufen?«
    »Natürlich nicht. Wir fahren mit einem Pferdefuhrwerk, wie die Leute vom Land das seit Jahrhunderten tun. Ich habe bereits herausgefunden, dass am Vormittag eines von hier losfährt. Damit werden wir zwar ziemlich lange bis Manchester brauchen, aber das schadet nichts. Je länger wir uns von den Zügen und Hauptstraßen fernhalten, desto größer die Chance, dass die Verbrecher uns nicht finden.«
    »Und ihr Herr auch nicht.«
    Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Genau.«
    »Wenn wir uns also mit dem Fuhrwerk begnügen und weniger Sachen kaufen, bleibt uns dann genug Geld übrig?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Hätten Sie mich nicht anlügen können, um mich zu beruhigen?«, fragte sie und ließ die Schultern hängen.
    »Um Rücksicht auf Ihre Gefühle zu nehmen? Sie wollen doch die große Abenteurerin sein, die Frau, die … alles wagt.«
    Sie schaute ihn prüfend an, denn irgendwie hatte sich plötzlich sein Tonfall verändert, ohne dass sie zu sagen vermochte, warum. Er saß ruhig da und aß den Rest der Eier.
    »Dann werden wir arbeiten müssen, um Geld zu verdienen«, erklärte sie.
    »Wir? Ich werde arbeiten.«
    Sie nickte und erhob keinen Widerspruch, wohl wissend, dass es sinnlos wäre. Trotzdem schien er sie ärgerlich anzuschauen, denn seine Stirn war in düstere Falten gelegt. Sie wagte nicht zu fragen, was sie währenddessen tun sollte. Alleine in einem tristen Gasthauszimmer sitzen und darauf warten, dass er sich irgendwo ein bisschen Geld verdiente? Zugleich begann der Gedanke an dieses Abenteuer sie mehr und mehr zu faszinieren. Auf der langen Fahrt nach Norden würden sie ausreichend Zeit haben, ihre Situation zu überdenken.
    Als das Zimmermädchen zurückkehrte, überließ Rebecca es Julian, über den Preis für die Sachen zu verhandeln. Er betrachtete es sichtlich als seine Aufgabe, sich um sie zu kümmern und alles für sie zu regeln. Sollte er doch den Spaß haben, dachte sie und ließ ihn gewähren.
    Sie nahmen die Kleidungsstücke aus schlichtem Leinen und grober Wolle in Augenschein und wählten die Teile aus, die ihnen am besten passen würden. Offensichtlich kannte das Zimmermädchen jemanden mit kräftiger Statur, denn einige der Sachen entsprachen Julians Größe. Außerdem hatte sie Kämme, Zahnbürsten und Seife besorgt. Rebecca hätte sie am liebsten umarmt. Zufrieden war auch das Mädchen, nahm die angebotenen Geldstücke und die restliche Kleidung und verließ das Zimmer.
    »Ach, ich habe etwas vergessen«, sagte Rebecca und wollte schon zur Tür. »Ich brauche sie, damit sie mir das Kleid aufhakt.«
    »Wird sie sich nicht fragen, wie Sie es heute Morgen zugemacht haben?«, fragte er skeptisch. »Vermutlich kommt sie nicht auf die Idee, Sie könnten darin geschlafen haben.«
    Sie sah ihn an. »Sie glaubt, Sie hätten mir geholfen.«
    Er nickte. »In diesem Glauben müssen wir sie lassen. Kommen Sie hierher ins Licht, ich helfe Ihnen.«
    »Es ist aber sehr kompliziert …«, sagte sie und drehte ihm verlegen den Rücken zu.
    Ihre Sorgen erwiesen sich als unbegründet, denn auch im Öffnen von weiblicher Bekleidung schien er über Erfahrung zu verfügen. »Machen Sie so etwas öfter?«, rutschte es ihr unwillkürlich heraus, und ein ganz eigentümliches Gefühl überfiel sie bei diesem Gedanken.
    Er sagte nichts.
    »Ich weiß, dass Männer Beziehungen zu gewissen Frauen unterhalten, ehe sie heiraten. Ich habe einen Bruder und mehrere Cousins, müssen Sie wissen.«
    »Und die reden vor Ihnen über solche Dinge?«
    »Natürlich nicht, aber man … bekommt manches mit. Haben Sie eine Mätresse?«
    »Nein.«
    Sie fühlte sich seltsam erleichtert. Dann spürte sie, wie der letzte Haken aufging, und griff schnell nach oben, damit ihr das Kleid nicht von den Schultern rutschte. »Das war sehr freundlich, danke schön. Ich bin sicher, den Rest schaffe ich alleine.«
    Ihre Einwände kamen zu spät. Schon zog er an den Schnüren ihres Korsetts, und als es sich löste, atmete sie vor Erleichterung tief durch. Danach hatte sie sich die ganze Nacht gesehnt, aus dieser unbequemen Einschnürung befreit zu werden.
    »Was ist das?«, fragte er leise.
    Sie hielt die Luft an. Und dann spürte sie seine Hände, die ihr das Hemd von der einen Schulter streiften. Sie drückte das Kleid vorne weiter fest

Weitere Kostenlose Bücher