Ein verfuehrerischer Handel
schmal sie war, als er sie weiter in den Raum schob. Der Samtvorhang bewegte sich. Mit einem Lächeln trat die Eigentümerin auf sie zu.
»Kann ich Euch dienen, Mylord?« Sie hatte graues Haar und ein paar Falten, ihre Wangen waren stark geschminkt. Der Ansatz ihrer großen, hängenden Brüste war unter einem Brusttuch aus Spitze verborgen, das in ihrem modern geschnittenen Seidenkleid steckte.
»Ich möchte gern einige Abendkleider für die Lady bestellen.«
Sie lächelte. »Ihr seid Greville, nicht wahr?«
Er war nicht überrascht, dass sie ihn erkannte. Ärgerlicherweise musste er zugeben, dass er seinem Vater sehr ähnlich sah. Der junge Mann senkte ein wenig den Kopf. »Der bin ich!«
»Der verstorbene Graf, Euer Vater, war ein sehr guter Kunde von mir. Ihr seid ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Ariel zu. »Und Ihr, meine Liebe, müsst eine ... Freundin ... seiner Lordschaft sein.«
Eine heiße Röte stieg in Ariel auf. Ihr Kopf bewegte sich unmerklich, als sie nickte.
»Tatatata, kein Grund, sich zu genieren! In der Vergangenheit habe ich eine ganze Anzahl der ... Freundinnen des verstorbenen Grafen erlebt. Ich werde Euch im Handumdrehen ausgestattet haben.«
Justin sah den beiden Frauen nach, als sie verschwanden und stellte fest, dass er die Stirn runzelte. Das süffisante Lä-cheln von Madame Dupree gefiel ihm nicht und auch nicht die versteckte Anspielung, die Ariel die Röte in die Wangen getrieben hatte.
Insgeheim verfluchte sich Justin und wünschte, er hätte sie nicht in dieses Geschäft gebracht. Er hatte seinen Vater stets verachtet für seine Gier nach frischer, unschuldiger Jugend. Justin sah ihm sehr ähnlich. War er mehr wie sein Vater, als er zugeben wollte?
Er erschauerte bei diesem Gedanken; dann machte er kurzen Prozess mit dieser schmerzlichen Vorstellung und verbannte sie vollkommen aus seinem Hirn. Ihm lag nichts an einer endlosen Zahl von jungen Frauen. Er wollte Ariel Summers, und mit der Zeit, so schwor er sich, würde er sie dazu bringen, auch ihn zu wollen.
Die Frauen kehrten zurück. Madame Dupree stellte Ariel auf ein niedriges, rundes Podest vor einem Brokatsofa und begann, sie mit Stoff um Stoff einzuhüllen. Zu Beginn war Ariel zurückhaltend, denn zweifellos dachte sie an den Grund, warum er diese Kleider für sie kaufte. Er hatte aus seiner Absicht kein Geheimnis gemacht. Letztendlich wollte er sie in seinem Bett haben, und er würde alles tun, um dieses Ziel zu erreichen.
Steif stand sie auf dem Podest, verlegen, nur wenig mehr zu tragen als ihr Hemd, und Justin musste dem plötzlichen Wunsch widerstehen, sie in seine Arme zu nehmen und den wissenden Blicken dieser Madame zu entreißen. Ariel sagte von sich aus gar nichts, sie antwortete nur auf Fragen, die ihr direkt gestellt wurden.
Dennoch war sie in Armut aufgewachsen, und schließlich brachten diese wundervollen Stoffe - der üppige Samt in Rot und Saphirblau, der kostbare creme- und rosafarbene Satin, die schimmernde Seide in Smaragd und Gold - sie zum Lächeln.
Ihm gefiel dieses Lächeln, es erwärmte ihn von innen heraus. Er half ihr bei der Auswahl des Angebots und dem Schnitt für fünf neue Roben, zwei mehr, als er beabsichtigt hatte - nur um das freudige Strahlen auf ihr Gesicht zu zaubern. Sie stimmten bei jedem der Kleider überein; vergnügt stellten sie fest, dass ihr Geschmack der gleiche war.
Obwohl für die Kleider viel tiefere Dekolletes ausgemessen wurden, als Ariel sie je getragen hatte, so war doch dieser gewagte Stil die neueste Mode, und es gefiel Justin, sie darin zu sehen. Ariel war eine Frau, kein Mädchen mehr. Eine wunderschöne, begehrenswerte Lady - durchaus in der Lage, den Handel zu erfüllen, den sie eingefädelt hatte. So viel von ihren wundervollen Brüsten zu enthüllen, wäre ein weiterer Beweis.
Sie verließen das Geschäft, beladen mit Accessoire-Schachteln, und nach einem Besuch bei dem Schuster nebenan, um die passenden Schuhe für jedes Kleid zu ordern, gingen sie zurück zu der wartenden Kutsche.
Beinahe hatten sie ihr Ziel erreicht, als Justin die große blonde Gestalt entdeckte, die aus dem Geschäft des Herrenausstatters weiter vorne trat. Phillip Marlin spazierte mit großen Schritten vor ihnen her, auch er hoch beladen. Er sah sie nicht und ging weiter; doch in dem Augenblick, in dem Ariel ihn erkannte, blieb sie wie angewurzelt stehen.
Als Justin ihre Reaktion bemerkte, stieg Zorn in ihm auf. Er biss die Zähne zusammen, um
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