Ein verfuehrerischer Handel
Sie behauptet, sie hat nicht mit ihm geschlafen. Aber es besteht keine Möglichkeit, sich dessen zu vergewissern.«
»Oh doch, es gibt eine. Sobald du mit ihr schläfst, wirst du sehr schnell feststellen, ob sie so unschuldig ist, wie sie behauptet, oder nicht.«
Bei dem Gedanken biss Justin die Zähne zusammen. »Ja, da magst du Recht haben.«
Clay warf sich auf das braune Ledersofa und lehnte sich zurück. »Also ... wie willst du sie verführen? Eine Frau zu zwingen ist doch normalerweise nicht deine Art.«
»Du bist der Experte. Was würdest du vorschlagen?«
Clay reckte sich und setzte sich in Positur. »Ich würde ihr wahrscheinlich etwas kaufen - Blumen, Süßigkeiten, ein paar Schmuckstücke. Oder ich würde sie überreden, mit mir auszugehen, damit ich ihr die Stadt zeige.«
»Sie wohnt in meinem Haus. Wenn diese Tatsache erst einmal bekannt wird, werden alle sie als gefallene Frau abstempeln - ob ich nun mit ihr schlafe oder nicht. Ich kann mich wohl kaum mit ihr in der Gesellschaft sehen lassen.«
Clay dachte darüber nach. »Das ist wahr, aber nicht wirklich ein Problem. Ich könnte dir eine Liste von Lokalitäten geben, wohin ich auch Teresa mitnehme.« Teresa war Clays derzeitige Geliebte. »Es gibt da ein hübsches kleines Theater, das Harmony in Covent Gardens. Oder vielleicht möchte sie gern eine der Spielhöllen in der Jermyn Street besuchen. In Wirklichkeit sind es wesentlich interessantere Orte, die man mit einer Dirne aufsuchen kann als mit einer Lady.«
Justin runzelte bei diesem Wort die Stirn. Es gefiel ihm nicht, an Ariel in so einem Zusammenhang zu denken. »Leider habe ich keine Zeit. Übermorgen reise ich nach Birmingham, um die Fortschritte in meiner neuen Fabrik zu kontrollieren. Und danach ...«
»Nimm sie doch mit. Frauen können dir nicht widerstehen, Justin - auch wenn die Damen, mit denen du sonst schläfst, bei weitem nicht so naiv sind. Gib ihr die Möglichkeit, dich kennen zu lernen - so, wie du wirklich bist, meine ich. Nicht den Mann, den du dem Rest der Welt zeigst.«
Justins Blick wanderte nach oben, als könne er durch die Decke in ihr Zimmer sehen. »Ich werde darüber nachdenken. Abgesehen von meinen Problemen muss es noch einen Grund dafür geben, dass du mich so spät am Abend besuchst. Was ist los?«
Clay grinste. »Eigentlich habe ich das Licht deiner Lampe durch das Fenster gesehen. Ich wusste, dass du noch am Schreibtisch brütest. Deshalb möchte ich dich überreden, mit mir Madame Charbonnet einen Besuch abzustatten.«
Das war ein Gedanke, der Justin selbst auch schon gekommen war, angesichts seiner augenblicklichen Lage und dem Schmerz, den er jedes Mal verspürte, wenn er an das Mädchen über ihm dachte. »Also gut. Gib mir eine Minute Zeit, um meinen Mantel zu holen, dann bin ich bereit.«
»Den Heiligen sei Dank! Wie lange ist es schon her?«
»Zu lange«, brummte Justin. »Verdammt viel zu lange!«
6
Die Tage vergingen. Ariel träumte in dieser Nacht wieder, und in ihrem Traum küsste sie ihren gut aussehenden Prinzen mit dem goldenen Haar, Phillip Marlin. Sie schlang die Arme um seinen Hals, und er zog sie leicht an sich. Es war ein süßer, zärtlicher Kuss, wenig mehr nur als eine leichte Berührung ihrer Lippen, ein sanftes Zeichen der Zuneigung.
Dann begann der Traum zu zerrinnen, er wurde undeutlich und blass, wurde zu einem kalten, dichten Nebel, der sich über ihre Sinne legte, und ihr charmanter Prinz verschwand. An seiner Stelle stand der wilde, dunkle Graf, der sie in seinen starken Armen gefangen hielt und sie unanständig eng an seinen großen, schlanken Körper zog.
»Nein ...«, flüsterte sie und begann sich zu wehren, versuchte, sich zu befreien. Doch der Graf hielt sie ohne Mühe fest. Dann beugte er den Kopf und presste seine Lippen auf ihre mit einer so wilden Kraft, dass die Beine ihr den Dienst versagen wollten. Der Kuss ging weiter, heiß, hart, verlangend, er drang durch ihre Sinne, bis sie sich von ihm verschlungen fühlte, von seiner machtvollen Gegenwart aufgesogen wurde und nicht mehr in der Lage war, sich loszureißen.
Vage fragte sie sich, ob sie das überhaupt wollte.
Sie wachte auf und zitterte am ganzen Körper, zitterte vor Furcht - ihre Haut war heiß und klamm und prickelte auf diese ungewohnte Art, wie sie es schon einmal verspürt hatte.
Einen Augenblick später kam Silvie ins Zimmer; sie brachte eine Nachricht von dem Mann, der sie bis in den Schlaf verfolgte. Sie sollte den Grafen im
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