Ein verfuehrerischer Handel
Weiberheld, ganz besonders, wenn es um Frauen ging, die nicht den Schutz eines aristokratischen Namens besaßen. Justin hatte das Ariel erklärt, aber er hatte nicht den Eindruck, dass sie ihm glaubte. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie das Risiko einging, Marlin zu treffen - eine Tatsache, die einen Stich der Eifersucht durch seinen Körper fahren ließ.
Dieses eigenartige Gefühl war ihm so fremd, dass er einen Augenblick lang gar nicht begriff, was es bedeutete. Er war nicht mehr eifersüchtig gewesen seit seiner Vernarrtheit in Margaret. Danach gab es für ihn keine Gefühle mehr.
Justin biss die Zähne zusammen und rang um Fassung. Was auch immer Ariel vorhatte, sie würde heute Abend Marlin nicht treffen und auch an keinem anderen Abend in der nächsten Zukunft. Von Morgen an würde er sie an kürzeren Zügeln halten, oder zumindest einem der Lakaien befehlen, sie nicht aus den Augen zu lassen, um ihre Sicherheit zu garantieren.
Er dachte an Ariel zusammen mit Marlin, und ein neuerlicher Schmerz machte sich in seiner Brust bemerkbar. Nun, hoffentlich war sie klug genug, um diesen Mann zu durchschauen, und verliebte sich nicht in ihn - aber der Schmerz in seiner Brust wollte nicht weichen.
10
Wie sind doch die Jahre dahingeflogen! Es fällt mir schwer zu glauben, dass ich in wenigen Wochen schon meinen Abschluss machen und die Schule verlassen werde, die ich jetzt mehr als mein Zuhause ansehe als jeden anderen Ort. Ich werde das Institut verzweifelt vermissen und auch die Freundinnen, die ich hier gefunden habe; doch gleichzeitig kann ich es kaum erwarten, in die Welt einzutreten, die Ihr mir eröffnet habt - um meinen Platz darin einzunehmen als der Mensch, zu dem ich geworden bin.
Der Brief entschwand langsam wieder seinen Gedanken, als Justin Ariel half, über das Kopfsteinpflaster zum Eingang von Madisons Spielpalast zu gelangen, einem unscheinbaren, zweistöckigen Gebäude in der Jermyn Street. Er legte ihr eine Hand in den Rücken und führte sie vorbei an einem untersetzten Türsteher in einem zerschlissenen burgunderfarbenen Rock in das schwach beleuchtete, ein wenig verräucherte Innere des Hauses.
Unter seinen Fingern fühlte er, wie starr und wie angespannt ihr schlanker Körper war. Den ganzen Abend über, ganz besonders beim Abendessen, bei dem seine Schwester glücklicherweise durch Abwesenheit glänzte, weil sie zu viel zu tun hatte, war Ariel kühl gewesen und sorgsam darauf bedacht, Abstand von ihm zu halten.
Doch als sie sich jetzt umsah, wurde ihre Reserviertheit langsam ersetzt durch natürliche Neugier, die so sehr ein Teil von ihr war - genau wie ihre Lebenslust und Wünsche, die sie zu seinem Vater geführt hatten und schließlich auch zu ihm.
Sie durchquerten den Hauptsalon, der in Schattierungen von dunklem Rot und Gold gehalten war, mit Plüschvorhängen und verblichenen türkischen Teppichen. Die Einrichtung wirkte etwas erneuerungsbedürftig, die schwere Tapete hatte sich an einigen Stellen gelöst, die Möbel waren ein wenig abgenutzt. Der Raum, von dem aus man einige kleinere Zimmer betreten konnte, wimmelte von Menschen, die meisten von ihnen gut gekleidet, einige wenige in bescheidener Aufmachung, und andere sahen aus, als seien sie gerade von der Straße hereingestolpert.
Definitiv verkehrten in Madisons eine ganze Vielfalt von Kunden; manche von ihnen waren bestimmt nur deshalb hier, um nicht von den immer lauernden und den Klatsch liebenden Mitgliedern der gehobenen Gesellschaft kritisiert zu werden.
Während Justin Ariel weiter in das Innere führte, merkte er, wie ihre Erregung wuchs. Dass sie dieses schäbige Etablissement nicht störte, dass ihr diese grell geschminkten Frauen und ein wenig angetrunkenen Männer nicht auffielen, machte ihn mehr als nervös.
»Ich habe gar nicht gewusst, dass es solche Lokalitäten überhaupt gibt«, meinte sie mit einem Anflug von Verwunderung und starrte auf die Leute an den mit grünem Filz bezogenen Spieltischen oder diejenigen, die sich über die Becher beugten und ihr Glück beim Würfeln versuchten. Sie bedachte ihn mit einem strahlenden, vollkommen unerwarteten Lächeln. »Ich bin froh, dass Ihr mich gezwungen habt, mitzukommen.«
Aber Justin war gar nicht froh. Ariel gehörte nicht hierher, und er wünschte, er hätte niemals auf Clayton Harcourt gehört. Er wandte sich um, auf der Suche nach ihm und entdeckte das Objekt der Verärgerung, das an einer Wand lehnte. Er war in einen braunen Rock und in
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