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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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verbergen pflegte. Ja, es konnte dieser Augenblick gewesen sein, als sie erkannte, dass seine Kälte nur Fassade darstellte, hinter der sich Einsamkeit und Verzweiflung türmten.
    Tränen brannten in ihren Augen. Tränen um Justin und das leere Leben, das er führte. Tränen um sich selbst, weil sie einen Mann liebte, der ihre Gefühle niemals erwidern würde. Wie konnte nur ihre Wahl auf einen Menschen fallen, der die Bedeutung von Liebe überhaupt nicht kannte?
    »Vielleicht könntet Ihr es ihm beibringen.«
    Harcourts beiläufige Bemerkung verfolgte sie, seit er sie ausgesprochen hatte. War es möglich, dass ein Mann wie Justin lernen konnte zu lieben?
    Und war sie im positiven Falle Frau genug, es ihm beizubringen?
    Ja, noch wichtiger, hatte sie den Mut, das zu versuchen?
    Sie hörte ihn genau in diesem Augenblick unten in der Eingangshalle. Einen Moment später waren die schleppenden Schritte auf der Treppe zu hören. Er trank nur sehr selten, und sie wusste, dass er auch jetzt nicht betrunken war. Er war nur müde und nass und einsam.
    Morgen würde er abreisen. Sie hatte keine Ahnung, wann er zurückzukehren gedachte. Wochenlang war sie ihm aus dem Weg gegangen. Auf einmal schien es ihr unumgänglich, ihn zu sehen - heute Abend, in dieser Minute noch. Ariels Hände zitterten, als sie aus dem breiten Himmelbett glitt und ihren dicken blauen Morgenmantel um sich wickelte. Sie zog ihr zu einem losen Zopf geflochtenes Haar unter dem Kragen hervor und ließ ihn über ihren Rücken fallen; dann begab sie sich mit laut klopfendem Herzen und plötzlich ganz trockenem Mund auf den Weg.
    Sie bewegte sich leise und vergewisserte sich, dass keiner der Diener in der Nähe war; entschlossen schlüpfte sie hinaus in den Flur. Eine silberne Lampe flackerte auf dem Tisch am anderen Ende und warf unheimliche Schatten an die Wände. Sie fröstelte wegen der Zugluft und lief schnell zu dem großen Schlafzimmer; nur einen Augenblick hielt sie inne, als sie davor angelangt war.
    Auf der anderen Seite der schweren Tür hörte sie ihn auf und ab stapfen. Ariel holte tief Luft, um all ihren Mut zusammenzunehmen; dann griff sie nach dem silbernen Türknauf, ehe sie es sich anders überlegte, drehte ihn und trat in die nur schwach erhellten Räumlichkeiten. Sie stand in seinem Salon und konnte durch die offene Tür in sein Schlafzimmer blicken. Das Licht des Feuers flackerte im Kamin, und eine Öllampe brannte auf der marmornen Kommode. Justin stand davor und machte sich fertig zum Schlafengehen.
    Einen Augenblick lang konnte Ariel nicht atmen. Er hatte seinen Rock, seine Weste und das weiße Baumwollhemd ausgezogen. Die nasse schwarze Hose klebte an seinen schmalen Hüften und zeigte seine langen, muskulösen Beine in den hohen schwarzen Stiefeln. Sein Haar war feucht vom Regen, es klebte ihm im Nacken, eine Locke hing ihm in die Stirn. Sein Oberkörper war nackt, breit und dunkel, bedeckt von krausem, schwarzen Haar, das zum flachen Bauch hin schmal auslief.
    Unbewusst fuhr sich Ariel über die Lippen, ihr Blick hing an der herrlichen Männlichkeit seines Körpers. Sie bemerkte gar nicht, dass sie sich bewegte, langsam auf ihn zuging, bis er aufblickte, sie sah und erstarrte. Betroffenheit ersetzte die Überraschung auf seinen Zügen, und er runzelte die Brauen.
    »Ariel? Was ist geschehen? Was hast du?« Er kam auf sie zu, mit drei großen Schritten erreichte er sie und fasste sie besorgt um die Schultern. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Sie biss sich auf die zitternden Lippen. »Ich musste kommen - musste dich sehen.«
    »Ariel ... Liebling ... sag mir, was du hast!«
    »Es ist alles in Ordnung. Ich ... ich möchte nur nicht, dass du wegfährst.«
    Er schwieg lange Zeit. »Ich verstehe nicht...«
    »In gewisser Weise tue ich das auch nicht. Jedenfalls möchte ich nicht, dass du morgen abreist. Du sollst hier bei mir bleiben!«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde hart. Ein Muskel in seiner Wange zuckte. »Du weißt, warum ich abreise. Selbst du kannst nicht so naiv sein.«
    Sie errötete ein wenig, aber schaute nicht weg. »Ich weiß, warum du abreist. Du willst einen Abstand schaffen, versuchst, mich zu schützen ... um mir nicht wehzutun.«
    Die verschiedensten Gefühle spiegelten sich in diesen unglaublich grauen Augen wider, dann aber war der Aufruhr wieder verschwunden. »Ich reise ab, weil ich dich haben will. Wenn ich bleibe, werde ich früher oder später über dich herfallen.«
    Würde er das wirklich tun?

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