Ein verfuehrerischer Handel
Justin setzte sich neben sie und nahm sie in seine Arme. »Du bist schon immer eine mutige junge Frau gewesen, Ariel, nicht wahr?«
»Kann sein ...«
»Als du vierzehn Jahre alt warst, hast du mehr vom Leben gewollt, als das, was dich auf dem Pächterhof deines Vaters erwartete. Du hast einen Weg gefunden, um dein Ziel zu verwirklichen.«
»Es war die einzige Möglichkeit, die ich hatte.«
»Mit deinem Mut hast du eine Lösung für dein Problem gefunden. Nimm es jetzt auch beherzt an! Lass mich für dich sorgen.«
Es klang so einfach, so leicht. Sie könnte sich einfach von ihm versorgen lassen, so wie in der Vergangenheit. Es störte sie zwar, dass sie vorübergehend noch abhängiger werden würde, aber vielleicht würde sie genau die Zeit gewinnen, die sie brauchte. Sie wünschte sich die Gelegenheit, ihn die Liebe zu lehren. Je länger sie mit ihm zusammen war, desto größer wurde die Aussicht auf Erfolg.
»Es ist mir klar, dass sich nicht alles so entwickelt, wie du es dir vorgestellt hast«, erklärte er sanft. »Aber hast du auch schon einmal darüber nachgedacht, wie es weitergeht, wenn du schwanger wirst?«
Ihre wandernden Gedanken kehrten mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. »Schwanger?«
»Du weißt, dass diese Möglichkeit besteht.«
»Nun ja, natürlich ... ich wusste, dass das, was wir getan haben ... dazu führen könnte, aber das dauert doch sicher länger als ein paar Tage?«
»Es kann sogar in wenigen Minuten geschehen.« Er hob die Hand und strich über ihre Wange. »Unter Umständen bist du es bereits.«
Unwillkürlich legte sie die Hand auf ihren Bauch. Er war flach und fest unter ihrem rostfarbenen Reisekleid, aber wenn Justin Recht hatte, könnte sich das schnell ändern. Wäre es denn so schrecklich? Sie dachte an den kleinen Thomas mit seiner zarten Haut und den großen grauen Augen. Er war ein so süßer kleiner Junge. Justins Sohn würde sicher ähnlich aussehen.
Abrupt wandte sie sich ihm zu. »Ich hätte nichts dagegen, ein Kind von dir zu bekommen, Justin. In der Tat würde mir das sogar gefallen.«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich langsam, einige Turbulenzen erschienen in seinen Augen. Sein Blick wurde dunkel und rätselhaft, als er sie prüfend betrachtete; dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Landschaft vor dem Fenster. Etliche Sekunden vergingen. Als er sie dann wieder ansah, war sein Blick so undurchdringlich wie sonst auch.
»Auf jeden Fall«, meinte er, »es wird, wie ich schon zuvor sagte, eine Weile dauern, etwas Passendes für dich zu finden. Wahrscheinlich hast du dich bis dahin an den Gedanken gewöhnt.«
»Vielleicht«, entgegnete Ariel ausweichend und legte den Kopf an seine Schulter.
Sie wollte keine von Justin ausgehaltene Frau sein - aber sie liebte ihn und hatte die Wahl schon getroffen, wie er behauptete, als sie sich ihm hingab. Wäre es denn wirklich so schlimm, seine Geliebte zu sein? Wenigstens könnten sie dann zusammenbleiben. Sie brauchte sich keine Sorgen über
Geld zu machen oder darüber, eine passende Anstellung zu finden. Und vor allem musste sie an Justin denken. Sie liebte ihn, wollte ihn glücklich machen. Ariel würde ihm helfen, die Dunkelheit zu vertreiben, die ihn wie ein schwerer schwarzer Mantel zu umgeben schien - und ihm beibringen, auch sie zu lieben.
Das schwor sie sich. Ihre Entscheidung war getroffen. Mit der Zeit würde sich schon alles klären.
Sie ignorierte das leise Gefühl des Verlustes, das sich in ihrem Herzen rührte.
Justin lief vor dem Kamin hin und her, in dem ein helles Feuer brannte. Draußen war es dunkel. Schon bald würden sich die Diener zurückziehen, und er könnte endlich zu ihr. Sie würden einander lieben, in dem weichen Himmelbett, und er bliebe bei ihr, bis die Morgendämmerung anbrach und er gezwungen war, in sein eigenes Zimmer zurückzukehren.
Eigentlich sollte er glücklich sein über die Wendung der Dinge, jubeln, dass ihm seine Verführung gelungen war. Obwohl Ariel bis jetzt sein Angebot noch nicht ausdrücklich angenommen hatte, war doch ihr Protest langsam verebbt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie seinen Wünschen nachgäbe und er doch seine eigenen Ziele durchsetzte.
Was er von Beginn an gewollt hatte.
Justin fluchte leise. Er sah noch immer ihr Gesicht vor sich, mit dem sie die Kutsche verlassen hatte - ein wenig blasser, als es hätte sein sollen, nicht mehr so strahlend wie zuvor, sondern verschattet von einem Hauch Unsicherheit und Resignation. Den
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