Ein verfuehrerischer Handel
Vielleicht hatte Clayton Harcourt ja Recht, und sie konnte Justin wirklich beibringen, zu lieben.
Sie hoffte es inständig.
Jeden Tag liebte sie ihn ein wenig mehr. Die Aussicht, dass es ihr nicht gelingen würde, seine dauernde Liebe zu gewinnen, umgab ihr Herz wie ein eisernes Band.
14
Alles in allem war es ein perfekter Geburtstag! Abgesehen von der peinlichen Begegnung mit Lord Foxmoor, einem von Justins Geschäftsfreunden, der mit seiner Frau und seiner Tochter hier war, entzückte Ariel die charmante kleine Stadt und die herrlichen Stunden, die sie mit Justin hier ver-brachte. Sie stellte fest, dass es ihr in der Seele Leid tat, hier wieder fort zu müssen - weil sie die Probleme kannte, die sie erwarteten, wenn sie nach London zurückkehrten.
Doch leider begannen die Schwierigkeiten bereits in dem Augenblick, als sie die Außenbezirke von London erreichten. Justin saß ihr gegenüber, und je näher sie der Brook Street kamen, desto mehr veränderte sich seine Haltung; aus dem fröhlichen, entspannten Gefährten in Tunbridge Wells wurde wieder der dunkle Grübler, der er gewesen war, ehe sie London verließen.
»Wir werden bald zu Hause sein«, unterbrach er ihr Sinnen. »Morgen werde ich mich mit meinem Anwalt in Verbindung setzen, damit er beginnt, nach einem Haus zu suchen, das für dich angemessen ist. Es wird vielleicht eine Weile dauern, aber schließlich finden wir sicher etwas, das auch dir gefällt.«
Der Atem stockte Ariel in der Brust. Vor diesem Augenblick hatte sie sich gefürchtet. Unterwegs war es ihr noch gelungen, alles zu verdrängen. Doch jetzt war der Moment da, und sie konnte den Tatsachen nicht länger ausweichen.
»Mir ist klar ... wie die Dinge nun zwischen uns stehen, ist es wohl nicht länger statthaft, in deinem Haus zu bleiben. Aber ich ... ich hatte gehofft, dass du mir helfen würdest, eine Unterkunft zu finden, die ich allein bezahlen kann. Es muss nichts Großartiges sein, eine kleine Wohnung würde mir genügen. Da meine Schulden an dich noch nicht gänzlich zurückgezahlt sind, könnte ich in meiner Freizeit weiter für dich arbeiten und sonst in einer Stellung, die du mir vielleicht beschaffst.«
Justins harter Blick lag auf ihrem Gesicht, ein Muskel in seiner Wange zuckte. »Wovon redest du überhaupt?«
»Ich rede davon, einen Broterwerb zu finden. Wir sind uns einig, dass unsere ... Beziehung es mir unmöglich macht, in deinem Haus zu bleiben. Unter diesen Umständen brauche ich ein Einkommen. Du hast mir versprochen, mir bei der Suche zu helfen. Alles, worum ich dich bitte, ist, dieses Versprechen jetzt auch einzuhalten.«
»Was du da vorhast, ergibt keinen Sinn. Ich bin der Mann, der dir deine Unschuld geraubt hat. Deshalb trage ich die Verantwortung für dich. Da ich mehr als genug Geld habe, um dich zu ernähren, ist es nicht nötig, dass du wie ein gemeiner Bauer arbeitest.«
»Ich bin ein gemeiner Bauer«, erklärte sie leise.
Justin schnaubte abwehrend. »Du bist eine Lady, du hast es selbst geschafft, durch harte Arbeit und Beharrlichkeit. Ich werde nicht zulassen, dass du das einfach so wegwirfst.«
Ariel schüttelte den Kopf, sie kämpfte gegen plötzliche Tränen. »Das verstehst du nicht.«
»Du bist noch jung, hast keine Erfahrung mit diesen Dingen. Vielleicht bist du es ja, die nicht versteht...«
Sie biss sich auf die Lippe, um deren Zittern zu unterbinden. »Du hast gesehen, wie sie mich musterten. Ich weiß, dass du es gesehen hast. Zwar hast du weggeschaut, aber es ist dir nicht entgangen. Lady Foxmoor hat kaum mit mir gesprochen - sie hätte es überhaupt nicht getan, wenn nicht ihr Mann sie dazu gezwungen hätte. Ich weiß, was sie gedacht hat - was sie alle denken. Es stand in ihren Augen, dass sie mich deine Dirne nennen.«
»Ariel... Liebling ...«
»Daran gibt es nichts zu beschönigen. Wenn ich dir erlaube, meine Miete zu bezahlen, wenn ich mir von dir Schmuck schenken lasse und du mich weiter mit teuren Kleidern ausstaffierst - dann habe ich diese Bezeichnung auch verdient.«
Er reckte sich, sein Kopf stieß beinahe gegen das Dach der Kutsche. »Hoffentlich erinnerst du dich daran, dass du in der Nacht, in der du in mein Zimmer gekommen bist, es aus freiem Willen getan hast.«
Ariel blinzelte, um gegen die Tränen anzukämpfen - dann blickte sie weg. »Ich habe dich gewählt, Justin. Ich wollte, dass du mich liebst - aber in der Annahme, dass mein Leben immer noch mir gehören würde.«
Die Starre wich aus seinen Schultern,
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