Ein verführerischer Pakt
einverstanden", erwiderte sie.
Guy sagte lieber nichts mehr dazu. Er hatte ihr sein Wort gegeben, sie in jedem Fall bei sich zu behalten, und das würde er auch tun. Beau würde damit zurechtkommen, wenn er musste. Verstand Lily denn nicht? Sie aufzugeben war die direkteste Methode, dass Beau die Achtung vor ihm verlor.
Als sie nach unten ging und sich zu den Männern gesellte, stellte sie fest, dass Guys Freund ihr auf Anhieb sympathisch war. Er sah jünger aus als ihr Mann, doch seine müden Augen ließen ihn letztlich älter erscheinen. Wahrscheinlich hatten sie zu viel Leid gesehen. Er trug einen eleganten schwarzen Gehrock, und obwohl er erschöpft von der Reise schien, ließen Thomas Snivelys selbstbewusstes Auftreten und seine Manieren keinen Zweifel daran, dass er ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle war. Dazu einer, der anscheinend gern sofort zur Sache kam.
"Ich habe Lord Duquesne bereits gesagt, dass Sie aller Wahrscheinlichkeit nach dieselbe Substanz verabreicht bekommen haben wie sein Vater. Ehe ich das allerdings sicher bestätigen kann, möchte ich die Angelegenheit noch gründlicher untersuchen."
"Sie meinen wohl eher, dass Sie mich inspizieren wollen. Mit anderen Worten: Sie befragen mich und vergewissern sich, ob ich nicht doch noch andere seltsame Verhaltensweisen an den Tag lege, die Ihnen mein Mann vielleicht verschwiegen hat, um mir die Peinlichkeit zu ersparen?" fragte sie und nahm lächelnd ein Glas Sherry von Guy an.
Thomas Snively neigte den Kopf und gab zu, dass sie Recht hatte. "Stimmt. Aber ich muss mir auch den Earl ansehen, um mir über seinen Zustand ebenfalls ein Bild machen zu können."
"Wir haben vor, gleich morgen früh nach Plympton zu reiten", teilte Guy ihr mit. "Du hast doch hoffentlich nichts dagegen, wenn Thomas sofort damit anfängt, dir Fragen zu stellen." Er wandte sich an seinen Freund. "Soll ich verschwinden oder bleiben?"
"Geh hinaus", sagte der Arzt ehrlich. "Solche Untersuchungen pflege ich mit meinen Patienten stets unter vier Augen vorzunehmen."
Guy nickte, sah aber nicht ganz überzeugt aus. Lily strich ihm beruhigend über den Arm. "Wir werden uns gut verstehen. Geh und spiel mit Beau."
Als Guy den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah Snively Lily an. "Sie haben mit ihm gesprochen, als sei er selbst noch ein Kind. Tun Sie das immer?"
Lily lachte. "Manchmal ist er noch wie ein Kind. Sie sollten sehen, was die beiden so alles anstellen! Aber nein, dieser Vorschlag war ein liebevoller Scherz. Sie dürfen nicht glauben, dass ich eine von diesen Frauen bin, die das Heft in der Hand haben. Wenn Sie Duquesne kennen, wissen Sie, dass das gar nicht möglich wäre."
Snively verschränkte die Hände im Rücken und begann, in der Bibliothek auf und ab zu gehen. Dann blieb er plötzlich stehen und neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. "Wie kommen Sie mit ihm aus? Ist er streng mit Ihnen? Liebevoll?"
Lily überlegte. Sie ahnte, dass sie sehr vorsichtig antworten musste. "Er behandelt mich, wie er einen Freund behandeln würde. Er hebt die Stimme, wenn ich etwas tue, das ihn beunruhigt und das ich unterlassen soll. Die meiste Zeit ist er aber äußerst fürsorglich. Ich fühle mich sehr … geborgen."
Snively nickte unverbindlich. "Sie würden Ihre Ehe mit ihm also als normal bezeichnen? So wie Ihre erste Verbindung mit dem Baron?"
"Ach, normal und normal können zweierlei sein", entfuhr es ihr, ehe sie merkte, wie sich das eventuell anhören mochte.
"Was meinen Sie damit?"
Hatte sie sich bereits den ersten Schnitzer geleistet? Lily setzte sich seufzend in einen Sessel und hoffte, der Arzt würde ihr darin folgen. Ihre Nerven machten sich bemerkbar. "Bradshaw war ein wundervoller Ehemann, auch wenn er viel älter war als ich", fing sie an. "Wir haben uns von Anfang an blendend verstanden. Allerdings war er nicht so … rege wie Duquesne."
"Was seine ehelichen Rechte betraf?" fragte der Doktor erneut in aller Offenheit.
Lily beschloss, ebenso ehrlich zu antworten. "Ja, das meine ich. Verstehen Sie, er war eben älter."
"Belasten Sie Duquesnes Ansprüche?"
Ihre Wangen glühten, und Lily wusste, dass sie flammend rot waren. Sie sah zum Fenster hinaus. Über solche Dinge sprach man doch nicht! "Nein. Keineswegs. Sie belasten mich überhaupt nicht", flüsterte sie.
Snively klatschte einmal in die Hände. "Perfekt. Nachdem wir das also geklärt haben, können wir nun zum wichtigen Teil übergehen."
"Wenn das eben nicht wichtig
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