Ein verführerischer Pakt
sich an seinen Körper, in der Hoffnung, etwas von seiner Stärke möge auf sie übergehen. Seine Nähe beruhigte sie und gab ihr Zuversicht. Ihm würde schon etwas einfallen, schlimmstenfalls musste er sie und Beau eben doch heimlich in Sicherheit bringen. Oder war es etwa falsch, den Kampf gegen Clive aufzunehmen. Konnte sie ihn überhaupt gewinnen?
Guy drückte tröstend ihre Hände. "Beau wird das alles überstehen und dadurch höchstens noch stärker werden, du wirst sehen." Er lächelte. "Außerdem, wenn wir ihn hier lassen, findet er bestimmt einen Weg, uns zu folgen. Weißt du noch, wie sie dich in deinem Zimmer eingeschlossen haben und er den Schlüssel benutzte, um dich zu bewachen?"
"Mein kleiner Schatz", murmelte Lily und konnte kaum noch die Tränen zurückhalten.
Guy hob ihre Hand an seine Lippen. "Er ist dein Sohn, ein mutiger Junge, der inzwischen in einem Alter ist, in dem er vernünftig denken kann. Habe Vertrauen zu ihm."
Sie ließ die Schultern hängen. "Er ist sieben Jahre alt und hat Angst um seine Mutter. Er wird entweder kämpfen oder für mich lügen. Ich möchte, dass er weder zum einen noch zum anderen gezwungen wird."
"Diese Wahl liegt nicht bei uns. Wenn er nicht im Zeugenstand erscheint, hat der Konstabler das Recht, ihn sogar mit Gewalt zu holen", gab Galen zu bedenken. "Wir sollten jetzt aufbrechen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, nach Sylvana Hall zu fahren und uns auf die Anhörung vorzubereiten. Die Ausschussmitglieder stammen alle von hier und werden in zwei Stunden zusammentreffen."
"Es sind Einheimische?" Lily konnte es nicht glauben. "Wie kann das angehen? Sie sind vielleicht mit Clive befreundet und werden ihn dann mit Sicherheit unterstützen. Einige könnten sogar miterlebt haben, was auf der Soiree passiert ist! Warum sind es keine Londoner, die von den dortigen Gerichten bestimmt worden sind?"
"Weil der Fall bislang eine lokale Angelegenheit ist. Ich durfte auch nur deshalb den Vorsitz übernehmen, weil ich hier in der Grafschaft Grund und Boden besitze." Er warf Guy einen bedeutungsvollen Blick zu. "Es gibt in dieser Gegend zwar einige Landbesitzer, die aus dem gehobenen Mittelstand kommen, aber die einzigen weiteren Adeligen in dieser Gegend sind der Earl, Guy und Ihr Sohn. Alle drei haben ein persönliches Interesse am Ausgang dieses Untersuchungsausschusses und dürfen daher nicht als Mitglieder fungieren."
"Sie haben hier Besitz, in dieser Grafschaft?" fragte Lily überrascht. Vor ihrer Eheschließung in London hatte sie noch nie zuvor von Galen Jelf gehört.
Er nickte. "Ja, seit kurzem. Ich nenne drei Morgen Land mit einer Kate darauf mein Eigentum, dank Ihres Gatten. Und nun holen Sie bitte Ihren Sohn, wir müssen uns auf den Weg machen."
"Komm, Lily", drängte nun auch Guy. "Die Zeit läuft uns sonst davon. Mach dich reisefertig und bring mir die Tinktur, die du in der Anstalt an dich genommen hast. Ich gebe sie Thomas, während du dich ankleidest."
Sie hatte ihre Zweifel, ob das wirklich etwas nützen würde. Wie sollte sie beweisen, dass der Inhalt dieser Flasche der Auslöser für ihre vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit gewesen war? Sie war sich ja selbst nicht einmal sicher. Gewiss, sie konnte etwas davon einnehmen, doch woher sollte der Ausschuss wissen, ob der Anfall dann echt oder nur gespielt war?
Wie es aussah, musste sie wohl oder übel diese ungerechte Verhandlung über sich ergehen lassen, genau wie die sich daraus ergebenden Konsequenzen. Es bestand wenig Hoffnung, dass Clive aus Angst vor Guy seine Klage zurückzog. Bislang hatte er sich ja auch nicht einschüchtern lassen. Mit so vielen Zeugen im Rücken und möglichen Nachbarn im Ausschuss war es sehr wahrscheinlich, dass Clive sich durchsetzen konnte.
Diese Intrige hatte sie mit Guy zusammengebracht und ihr ein nie gekanntes Glück beschert. Dieselbe Intrige würde ihr nun gnadenlos all das wieder fortnehmen. Sie würde ihren Sohn verlieren und alles, was ihr lieb und teuer war.
Nein, so einfach werde ich es ihnen nicht machen, dachte sie mit neuer Entschlossenheit, während sie die Treppe hinaufeilte.
17. Kapitel
Der große Ballsaal im ersten Stock auf Sylvana Hall war für die Anhörung vorbereitet worden. Man hatte fast jeden Stuhl im Haus hierher gebracht, so dass allen Teilnehmern eine Sitzgelegenheit geboten werden konnte.
Obwohl Guy das Ganze lieber so privat wie möglich gehalten hätte, musste er sich damit abfinden, dass sich schon ziemlich viele Leute
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