Ein verführerischer Pakt
war, warum haben Sie das Thema dann überhaupt angeschnitten?" brauste Lily auf. "Interessieren Sie sich etwa heimlich für solche Dinge?"
"Ganz und gar nicht!" Jetzt war er derjenige, der rot wurde. "Duquesne hat nur erwähnt, Dr. Ephriam hätte ihn aufgefordert, Sie in dieser Hinsicht zu schonen, weil dadurch seiner Meinung nach Ihre Anfälle ausgelöst worden seien!"
"Er hat was getan?" Lily sprang auf. "Dieser widerliche kleine Wurm! Ich könnte ihm den Hals umdrehen. Was fällt ihm überhaupt ein …" Sie brach mitten in ihrer Tirade ab, weil sie merkte, dass der Arzt sie allzu genau beobachtete. Sie atmete einmal tief durch. "Ich werde keinen Anfall bekommen, Dr. Snively. Wenn Sie einen auf diese Art provozieren wollen, brauchen Sie sich nicht weiter zu bemühen. Es stimmt, bisweilen geht mein Temperament mit mir durch, aber ich schwöre Ihnen, ich verliere dabei nie den Verstand." Doch. Schon einige Male. Ruhig fügte sie hinzu: "Fast nie. Und ganz gewiss nicht jetzt."
Statt erschrocken oder gar erleichtert auszusehen, machte Snively nur ein sehr interessiertes Gesicht. "Sehr schön. Und nun erzählen Sie mir alles, woran Sie sich bei diesen Vorfällen noch erinnern können. Nicht, was andere Ihnen erzählt haben, nur die ganz persönlichen Empfindungen, die Sie dabei hatten. Seien Sie weiterhin derart ehrlich wie bisher und versuchen Sie, sich an so viele Details wie nur möglich zu entsinnen."
Lily merkte, dass sie diesem Mann vertraute, auch wenn er sie eben in ein geradezu intimes Thema verwickelt hatte. Sie mochte ihn weiterhin. Mehr noch, ihr gefiel, dass nichts von dem, was sie sagte, ihn aufzuregen oder gar aus der Fassung zu bringen schien.
Endlich nahm er in dem Sessel ihr gegenüber Platz und hörte ihr aufmerksam zu, als die ganze Geschichte aus ihr hervorsprudelte. Gerade gestand sie ihm ihre Sorge, dass Beau noch einmal Zeuge eines solchen Anfalls werden könnte, da trat Guy ins Zimmer, gefolgt von Galen Jelf. Lily und der Doktor erhoben sich.
"Ein Untersuchungsausschuss ist gebildet worden und wird heute Nachmittag hier eintreffen", teilte Guy ihnen mit rau klingender Stimme mit. "Galen ist es gelungen, zum Vorsitzenden ernannt zu werden. Die Anhörung wird auf Sylvana Hall stattfinden."
"Sie haben also den Vorsitz, Galen. Das ist doch gut, oder?" Lily sah zwischen ihm und Guy hin und her. Die beiden schienen nicht ihrer Ansicht zu sein. "Können Sie nicht einfach …"
"Nein", unterbrach Galen sie. "Ich konnte den Ort der Anhörung vorschlagen und auch den Vorsitz übernehmen, aber endgültige Entscheidungsbefugnis habe ich leider nicht."
"Dann müssen wir also die anderen Ausschussmitglieder überzeugen?" fragte sie.
Guy legte den Arm um ihre Schultern. "Sie können den Fall nicht so ohne Weiteres verhandeln. Vielmehr muss der Ankläger überzeugt werden, alle Anschuldigungen fallen zu lassen. Selbst als dein Ehemann könnte ich deine Einweisung nicht verhindern, es sei denn, wir können zweifelsfrei beweisen, dass du in der Tat vollkommen gesund bist."
"Und Clive Bradshaw hat Zeugen, die das Gegenteil behaupten", schaltete sich der Doktor ein. "Sogar eine stattliche Anzahl, wenn ich das richtig verstanden habe." Er wandte sich an Guy. "Dein Abstreiten einer Erkrankung würde man als das Verhalten eines Ehemanns deuten, der selbstsüchtig die Annehmlichkeiten einfordert, die eine Ehefrau mit sich bringt, anstatt diese zu ihrem eigenen Besten behandeln zu lassen."
"Ihr wollt mir sagen, dass in dieser Angelegenheit die Entscheidung bei Clive Bradshaw liegt?" keuchte Lily erschrocken.
Galen winkte ungeduldig ab. "Nein, natürlich nicht. Konstabler Frick wird darüber bestimmen, ob Ihre Einweisung rechtens ist. Der Ausschuss wird die Verfügung dazu ausfertigen, wenn mindestens vier Mitglieder dafür sind. Meine Aufgabe ist es, während der Beweisaufnahme für Ordnung zu sorgen und zum Schluss das Urteil des Ausschusses zusammenzufassen. Da wiehert der Amtsschimmel, fürchte ich."
"Wenn wir sie nicht überzeugen können, gibt es keine andere Lösung mehr?" wisperte Lily. Das blanke Entsetzen hatte sie gepackt.
Galen schürzte die Lippen. "Nun ja, eine gibt es noch. Angenommen, wir können die Verfügung nicht verhindern, dann werden wir natürlich vor Gericht gehen. Da dort jedoch Tausende solcher Fälle anstehen, könnte es über ein Jahr dauern, bis Ihrer angehört wird. In der Zwischenzeit würden Sie in Plympton oder anderswo untergebracht, bis die Verhandlung angesetzt
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