Ein verführerischer Pakt
das ist ein Verbrechen, für das man gehängt werden kann!"
"Unsinn, meine Liebe. Adelige werden nicht aufgeknüpft." In seiner Stimme schwang ein unterdrücktes Lachen mit.
Der Mann war verrückt. "Dann kommen wir eben ins Gefängnis! Guy, das ist Wahnsinn !" Sie hasste es, ausgerechnet dieses Wort zu benutzen, aber ihr fiel kein anderes ein.
Unbeirrt ging er weiter und zog sie mit sich. "Ach, hören Sie auf zu jammern. Das wird ein Kinderspiel."
Lily stöhnte.
Sie hatten die Stallungen erreicht, und er trat so selbstbewusst ein, als gehörten sie ihm persönlich. "Jemmy? Schlafen Sie etwa?"
Aus einem Raum, der anscheinend die Sattelkammer war, kam ein junger Mann, der sich mit der einen Hand die Augen rieb und mit der anderen durchs Haar fuhr. Er wirkte nicht im Mindesten erschrocken, ganz im Gegenteil. "Lord Duquesne? Was machen Sie denn hier um diese Uhrzeit?"
"Ich will mir zwei Pferde ausleihen. Lady Julias Pepper und den Wallach von Lord Michael. Wie heißt der noch gleich?"
"Cinnamon, Sir", erwiderte Jemmy. "Aber Sie wissen doch, dass ich sie nicht ohne Zustimmung Seiner Lordschaft hergeben darf. Er sagte mir …"
"Ich weiß, ich weiß", unterbrach Guy ihn seufzend. "Drehen Sie sich um."
"Wie bitte?"
"Drehen Sie sich um, Jemmy."
Der junge Mann, der es offensichtlich gewohnt war, Befehle von höher gestellten Personen zu befolgen, gehorchte. Guy trug ihm auf, sich hinzuknien, dann fesselte er Jemmy mit einem dünnen Seil an den Handund Fußgelenken.
"Sie werden sich ohne große Mühe selbst befreien können, doch bis dahin sind wir längst über alle Berge. Und geben Sie Lord Michael zu verstehen, ich werde ihm seine Pferde in allerbestem Zustand zurückbringen. Auf Sie wird er nicht böse sein, denn Sie konnten das Ganze ja nicht verhindern."
"Aber Mylord! Sie wissen doch, wie viel ihm die Tiere bedeuten! Und ich bin für sie verantwortlich!"
"Sicher, aber weil ich Sie dingfest gemacht habe, sind Sie aus dem Schneider. Sagen Sie Seiner Lordschaft, ich hätte so handeln müssen, um meine Gemahlin zu retten."
"Ihre Gemahlin!" Jemmy sah verblüfft zu Lily hinüber.
"Lady Lillian", stellte Guy sie flüchtig vor. "Vergessen Sie nicht, ihm das auszurichten."
"Jawohl, Sir", versprach Jemmy resigniert, er versuchte nicht einmal mehr, sich zu befreien. "Meinen Glückwunsch, Mylord."
"Danke, Jemmy." Damit drehte er sich um und führte die beiden Pferde aus ihren Boxen. Lily ging ihm zur Hand und sattelte die wunderschöne schwarze Stute. Nur wenig später ritten sie zum rückwärtigen Tor hinaus. Guy hatte anscheinend genau gewusst, dass sich die Schlüssel für dieses hinter einem losen Stein in der Mauer befanden. Lily kam zu dem Schluss, dass er schon sehr oft hier gewesen sein musste, da er sich so gut auskannte.
"Der Earl wird doch Verständnis zeigen, nicht wahr?"
"Aber sicher", beruhigte Guy sie. "Von all seinen Besitztümern mögen diese Pferde für Michael vielleicht das Kostbarste sein, aber seine Frau liebt er noch mehr, weit mehr als sein Leben. Er wird sich denken, dass ich nicht anders empfinde."
Wie es wohl sein mochte, wenn man derart geliebt wurde? Lily vermutete, dass sie das wohl nie erfahren würde, allerdings war ihr allein die Tatsache, dass Guy wenigstens so tat, ein Trost. Für sie hatte er Pferde gestohlen, obwohl dies verboten war – und insgeheim fand sie das ungeheuer aufregend. Sie konnte sich nicht vorstellen, selbst bei größter Mühe nicht, dass der stets korrekte Jonathan etwas Vergleichbares getan hätte.
Sicher, er hatte ihr auf seine romantische Art und Weise den Hof gemacht. Kennen gelernt hatten sie sich ganz zufällig, als auf der Straße nach Maidstone das eine Rad seines zweirädrigen Wagens gebrochen war. Ihr Vater hatte angehalten und ihn mitgenommen. Lily spürte die ganze Fahrt über seinen besonnenen Blick auf sich ruhen, und schon da erkannte sie, dass sie der Grund gewesen war, warum Jonathan das Angebot des Vikars, bei ihnen einzusteigen, nicht ausgeschlagen hatte. Danach war er erst zu einem regelmäßigen Besucher geworden, dann hatte er um sie geworben und schließlich geheiratet. Ihr Vater hatte diese schnelle Eheschließung nur begrüßt. Selbst Lily musste zugeben, dass sie kaum eine bessere Partie hätte machen können als einen Baron, von dem Menschen Jonathan ganz abgesehen. Es existierte ein ruhiges, verlässliches Band zwischen ihnen, das mit jedem Jahr und nach der Geburt ihres Sohns noch fester geworden war. Vielleicht war Jonathans
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