Ein verführerischer Pakt
rechtmäßigen Eheschließung von Viscount Duquesne und Lady Lillian Upchurch Bradshaw zu äußern. Darum würde sich Roundhead kümmern.
Jetzt lagen erst einmal dreißig anstrengende Meilen zu Pferd vor ihnen. Nicht gerade das, was man sich unter einer Hochzeitsnacht vorstellte. Und Gott allein wusste, was ihnen am Morgen bevorstehen mochte.
Guy überreichte Roundhead die Papiere und beschrieb ihm ganz genau, wo er sie ablegen sollte. "Tommy, es ist ganz wichtig, dass du sie dort noch vor Tagesanbruch hinbringst. Danach geh zu Sparky. Er soll Bodkins bitten, dass er meine Sachen packt. Anschließend soll sie jemand nach Edgefield überführen. Und Sparky soll so viele Informationen wie nur möglich über einen Kerl namens Brinks herausfinden. Ich schlage vor, er fängt mit seinen Erkundigungen im St. Mary's of Bethlem an."
"In Bedlam?" Roundhead staunte und grinste zugleich. "Alles klar, Chef. Wie Sie wünschen."
"Darüber hinaus möchte ich alles über die Buchführung eines gewissen Mr. Clive Bradshaw erfahren. Auch darum soll sich Sparky kümmern. Ich brauche seinen Bericht so schnell wie möglich."
"Ich sage ihm Bescheid. Gute Reise, Chef", murmelte der Mann und verschwand im Schatten zwischen dem Haus des Richters und dem angrenzenden Gebäude.
Guy half Lily aufs Pferd und schwang sich dann selbst in den Sattel. Wieder überquerten sie die Themse, dieses Mal über die Westminster Bridge, und ritten dann die York Row entlang. Alles war still zu dieser späten Stunde, nur das Klappern der Pferdehufe auf dem Pflaster war zu hören.
Zügig kamen sie in der Lower Minette Street voran, einer so schmalen Nebengasse, dass sie kaum einen Straßennamen wert war, aber sie war nun einmal die kürzeste Verbindung zur Hauptstraße. Zwar befanden sie sich noch immer nicht in einer sichereren Gegend, aber zumindest konnte man hier schon etwas freier atmen als in den von Verbrechen und Schmutz verseuchten Gassen der Unterwelt, durch die er noch eben mit Lily geritten war.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Lily, wie zwei finstere Gestalten aus einer Passage heraustraten, an der sie und Guy soeben vorbeigekommen waren. Sie wurden verfolgt.
"Ganz ruhig", flüsterte Guy hinter ihr. "Einfach weiterreiten und nicht umdrehen."
Lily konnte ihn kaum verstehen, so laut dröhnte das Schlagen ihres Herzens in ihren Ohren. Sie verspannte sich, und das übertrug sich sofort auf ihr Pferd, das nervös zu tänzeln begann und den Kopf hochriss. Im selben Augenblick sprangen zwei Männer auf sie zu. Der eine packte mit der einen Hand nach dem Zaumzeug ihrer Stute, mit der anderen versuchte er, sie am Bein vom Pferd zu ziehen. Lily schrie, und ihr Pferd bäumte sich auf, so dass der Angreifer zu Boden ging. Mit einem unflätigen Fluch kam er wieder auf die Beine und wollte sich erneut auf sie stürzen. Ein großer Schatten umfing ihn von hinten, und dann vernahm Lily ein unverwechselbares, hässliches Knacken.
Mit einem entsetzten Aufschrei trieb sie ihr Pferd mit den Absätzen ihrer Stiefel an, aber da sie die Zügel zu kurz hielt, konnte es sich nur im Kreis bewegen.
"Festhalten!" rief Guy. "Und jetzt – Zügel frei!"
Lily gehorchte und ließ dem verängstigten Tier freien Lauf. Sie warf einen flüchtigen Blick über ihre Schulter. Wie ein Kunstreiter vom Zirkus schwang Guy sich auf den bereits angaloppierenden Wallach. Hinter ihnen lagen, im blaugrauen Schein des Mondes kaum noch auszumachen, zwei regungslose Gestalten auf dem Pflaster.
"Augen nach vorn und rechts abbiegen!" schrie Guy, während er sie langsam einholte. Erst in einem kleinen Park voller Bäume mit tief hängenden Ästen drosselte er das Tempo, und sie tat es ihm gleich. "Bist du verletzt?" erkundigte er sich.
Lily stutzte wegen der vertrauten Anrede, doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie ja jetzt verheiratet waren. "Wer waren diese Männer?" fragte sie, immer noch völlig außer Atem, und strich sich das schweißnasse Haar aus der Stirn.
"Alte Bekannte, die wohl noch eine Rechnung offen hatten. Kein Grund zur Beunruhigung."
"Kein Grund zur Beunruhigung?" wiederholte sie aufgebracht. "Sie wollten uns angreifen!"
"Und das haben sie auch getan", erwiderte er. Guy beugte sich vor und klopfte seinem Wallach beruhigend auf den Hals. Seine Stimme klang so unbeteiligt, als würde er über das Wetter reden. "Aber das hat sich jetzt wohl erledigt."
"Du … du hast sie umgebracht ?"
Er seufzte hörbar auf, straffte sich und blickte zurück in die Richtung, aus
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