Ein verführerischer Pakt
standesgemäß zu heiraten, zunichte gemacht. Bis Lily gekommen war.
Da war ein Aspekt an Lily, eigentlich der Aspekt, der ihn am meisten reizte, obwohl er es hasste, dies zuzugeben, da er sich fast dafür schämte. Eigentlich hätte er ihn gar nicht in die Gleichung mit einbeziehen dürfen, aber er tat es dennoch.
Tatsache war, dass Guy in den letzten neun Jahren mit keiner Frau zusammen gewesen war, ohne dass nicht ständig das Damoklesschwert einer unerwünschten Schwangerschaft über ihm gehangen hätte. Die Befreiung von dieser Angst lockte in unmittelbarer Nähe und forderte ihn geradezu heraus, beide Arme danach auszustrecken. Nach ihr auszustrecken …
Vor knapp einem Jahr hatte ihn schon einmal eine Dame um Hilfe gebeten. Sara Ryan war eine schöne Frau gewesen, und auch sie hatte sich in einer schweren Notlage befunden. Doch auf die Idee, sie zu verführen oder sie sogar zu heiraten, war er nie gekommen. Warum zog er das jetzt bei dieser Baroness in Betracht? Nun ja, zum einen hatte sie ihn darum gebeten. Und zum anderen war da auch noch dieser besondere Vorzug …
"Sie denken darüber nach, nicht wahr?" Ihre Augen funkelten hoffnungsvoll.
Guy konnte nicht anders, ihre Begeisterung für ihren Plan rührte ihn. Trotzdem … "Ich denke sehr gründlich darüber nach", teilte er ihr mit. "Wenigstens einer von uns sollte umsichtig sein!"
Sie zog eine Augenbraue hoch. "Der berüchtigte Teufel Duquesne ein vorsichtiger Mann? Wer hätte das gedacht! Ihr Ruf wird erheblich darunter leiden!"
Das konnte Guy dann doch nicht auf sich sitzen lassen. "Sie führen mich in Versuchung", meinte er.
Lily seufzte. "Genug, um mein Angebot anzunehmen?"
3. Kapitel
Lily fragte sich, ob er vielleicht Recht mit seiner Vermutung gehabt hatte, ihr äußerer Aufzug würde ihr Verhalten beeinflussen. Ob es nun an der bequemeren Männerkleidung oder an ihrer puren Verzweiflung gelegen hatte, dass sie so ungestüm vorgegangen war – schockiert hatte sie jedenfalls nicht nur ihn, sondern auch sich selbst.
Hatte sie tatsächlich gerade eben dem berüchtigten "Teufel" Duquesne einen Heiratsantrag gemacht? Dem Mann, über den die Leute hinter verborgener Hand redeten, ja, vor dem sie sogar Angst hatten, weil er in dem Ruf stand, gefährlich zu sein? Er beseitige Konflikte auf bisweilen sehr endgültige Art, hieß es. Im Auftrag der Regierung enttarne er Spione. Vielleicht sei er selbst einer.
Jonathan hatte Klatsch und Tratsch geliebt und sie immer mit allen möglichen Kostproben davon erfreut, wenn er mal wieder geschäftlich in London gewesen war. Nun, jetzt konnte sie dieses Geschwätz ja auf seinen Wahrheitsgehalt hin überprüfen.
Duquesnes Augen waren schmal geworden, und er betrachtete sie aufmerksam, allerdings aus einem ganz anderen Blickwinkel. Auf eine fast anzügliche Weise sah er sie an, was seiner Attraktivität jedoch keinerlei Abbruch tat. Nun nickte er bedächtig, und ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Würde er Ja sagen? Würde er sie wirklich heiraten?
Panik befiel sie, sie war kurz davor, einen Rückzieher zu machen. Eine Heirat mit ihm konnte womöglich eine Reihe völlig neuer Probleme mit sich bringen.
"Plötzliche Zweifel, Lily?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie amüsiert an.
"Nicht im Geringsten." Sie würde zu ihrem Entschluss stehen. Wenn er sie heiratete und damit ihr und ihrem Sohn Schutz bot, dann war sie bereit, sich selbst mit dem Teufel zu verehelichen. Sogar um den Preis ihres Körpers und ihres Vermögens.
"Wenn ich Ja sage, dann sollten Sie wissen, dass ich auch noch etwas anderes als nur Ihr Vermögen von Ihnen erwarte", warnte er sie.
Natürlich war ihr klar, was er damit meinte, doch das hatte sie ihm schließlich längst auf dem Silbertablett angeboten. "Das weiß ich."
"Außerdem …" Auf einmal wurde er ernst. "Sollte ich irgendwann in der Zukunft der Krankheit meines Vaters zum Opfer fallen, bitte ich Sie darum, dass Sie mich zu Hause behalten. Bei mir zu Hause, nicht bei Ihnen. Das heißt, ich wäre sehr froh, wenn Sie dies dann veranlassen könnten."
In Lily stieg Mitgefühl auf. "Aber selbstverständlich, Guy. Ich würde Sie niemals ins …" Sie suchte vergebens nach einer freundlichen Umschreibung für den grauenvollen Ort, von dem sie eben erst geflohen war.
Auch ihm schien dieses Thema Unbehagen zu bereiten, er wich ihrem Blick aus. "Ich hatte erst vor, meinen Vater in Plympton unterzubringen. Es ist privat geleitet und
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