Ein verführerischer Pakt
gut fünf Minuten und mehrmaligen lauten Klopfens, bis er öffnete.
"Ja?" bellte er durch den Türspalt. Er war tatsächlich angezogen, obwohl sein Hemd weit offen stand und sein dunkles Haar den Anschein bot, als hätte er gerade eine Rauferei hinter sich. Friedensrichter Lord Jelf sah aus wie in seinen schlimmsten Nächten während ihres letzten Jahres in Eton. Wie er zu seinem jetzigen Amt gekommen war, darüber konnte Guy nur Vermutungen anstellen, aber es kam ihm von Zeit zu Zeit sehr gelegen.
"Was willst du denn um diese Uhrzeit, Duquesne? Lust auf ein Spielchen?" Er warf Lily einen trägen Blick zu.
Guy stieß die Tür weiter auf und schob sich an dem Richter vorbei ins Haus. "Ich will heiraten. Bist du nüchtern, Galen?"
"Stocknüchtern", versicherte der Schulfreund. "Heiraten, sagst du? Wann und wen, wenn ich fragen darf?"
"Jetzt sofort, und diese Dame hier." Duquesne neigte den Kopf in Lilys Richtung. "Hol dein Buch und den Papierkram. Wir haben es etwas eilig."
"Wo ist eure Eheerlaubnis?"
"In deinem Schreibtisch, hoffe ich. Geh und bring sie herbei." Es gab nicht ein Formular in London, von dem Galen Jelf keine Kopie besaß. Ein erträglicher Nebenverdienst, so gesehen.
Jelf musterte Lily jetzt mit unverhohlenem Interesse. "Bist du sicher, dass das die Braut ist, Guy, und nicht der Trauzeuge? Obwohl du in jedem Fall eine hübsche Wahl getroffen hast."
"Erspar uns deine Bemerkungen, Galen. Wir haben letzten Monat geheiratet, verstanden? Dass mir daran ja keine Zweifel aufkommen, sollte jemand nachfragen oder das Register überprüfen wollen!"
Jelf lächelte wissend.
"Du bist mir noch einen Gefallen schuldig", erinnerte Guy ihn.
"Und nun schuldest du mir wieder einen, mein Freund. Fünfzig Pfund kostet das. Bist du flüssig?"
"Allerdings."
Lily streckte die Hand aus. "Lily Bradshaw. Ich bin erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen."
"Aha, sie kann ja doch sprechen! Na dann, meinen Glückwunsch", erwiderte Jelf. "Kommt mit, meine Kinder. Es ist zwar verboten, was ihr da tut, aber ich stehe dafür gerade. Sollen wir erfundene Trauzeugen nehmen oder schwebt euch jemand Bestimmtes vor? Was ist mit Hammersley und Kendale? Wären sie bereit dazu?"
"Selbstverständlich. Eine gute Idee. Ich werde ihnen gleich morgen ein Dankesschreiben zukommen lassen."
Sie begaben sich in Jelfs Arbeitszimmer, wo dieser eine Lampe anzündete und eine Reihe Formulare aus einer Schublade nahm. Er schob Guy Feder und Tintenfass hin und sah zu, wie dieser die Papiere ausfüllte. Anschließend unterschrieb er ebenfalls und schlug das Buch auf, um mit der Zeremonie zu beginnen.
"Es ist euch doch klar, dass diese Ehe von der Kirche nicht anerkannt wird? Ich bin nicht ordiniert, und das hier ist kein Gotteshaus."
Guy nickte. "Hauptsache, sie ist vor dem Gesetz gültig."
"Das ist sie."
Guy bedauerte, dass die Trauung so verlaufen musste. Jede Frau auf der Welt hätte sich bestimmt lieber eine andere Hochzeit gewünscht. Und jeder Mann ebenfalls, wenn er es genauer bedachte.
Jelfs nüchternem Vortrag und den anschließenden Fragen fehlte jegliche Sentimentalität und Religiosität eines Gottesdienstes der anglikanischen Kirche. Alles verlief kurz und bündig, und dann war es auch schon passiert.
"Kraft der mir durch die Krone verliehenen Rechte erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Du darfst sie jetzt küssen, Duquesne. Nur zu." Er wandte sich zum Gehen. "Löscht das Licht und macht die Tür hinter euch zu, wenn ihr mein Haus verlasst. Ich habe gerade drei Achten, und die anderen ziehen mich glatt über den Tisch, wenn ich länger als fünf Minuten weg bin." Er hob zum Abschied die Hand. "Viel Glück euch beiden! Und ein interessantes Leben zu zweit!" Seine Stimme verhallte im Flur.
Schon vorher hatte Guy Schwierigkeiten gehabt, ihr direkt in die Augen zu sehen, und jetzt warf er Lily einen um Entschuldigung bittenden Blick zu. Er beugte sich zu ihr und küsste sie rasch auf den Mund. Kaum nahm er sich die Zeit, die Weichheit ihrer Lippen zu spüren. Später, nahm er sich fest vor.
"Ich … ich bin etwas verwirrt", sagte Lily.
"Dann muss ich mich beim Küssen ja enorm verbessert haben", gab er schmunzelnd zurück.
Kopfschüttelnd löschte sie die Lampe. "Reiten wir los."
Beim Hinausgehen steckte Guy die Abschriften der Eheerlaubnis und der Heiratsurkunde ein. Beim ersten Tageslicht würden diese Papiere sicher in den Akten abgeheftet sein und jeden eines Besseren belehren, der es wagte, Zweifel an der
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