Ein verführerischer Pakt
auftreiben mochte.
Der Mond schien hell auf sie herab, Sterne funkelten am fast wolkenlosen Nachthimmel. Was für eine willkommene Stille nach all den Geräuschen der Stadt. Welch friedliche Stimmung nach all den Gefahren, die sie hinter sich gelassen hatten. Langsam fielen ihr die Augen zu.
Guy schwenkte das Tuchbündel mit den Würsten und dem Brot. Er hatte die Nahrungsmittel einem schlecht gelaunten Bauern abgekauft, den er geweckt hatte. Einfache, aber herzhafte Kost, die reichen würde, bis sie bei Lily zu Hause angekommen waren.
Er lächelte vor sich hin, als er beim Näherkommen feststellte, dass sie ihre Augen geschlossen hatte. Aber schlief sie wirklich nur? Sie wirkte so unnatürlich still. War sie ohnmächtig geworden? Allein der Hunger musste sie sehr geschwächt haben, dazu hatte sie dann noch den Brandy in seinem Haus auf leeren Magen getrunken. Er beschleunigte seine Schritte, kauerte sich neben sie und rüttelte sie energisch an der Schulter. "Lily? Wach …"
Der Knall war ohrenbetäubend, und etwas Glühendes streifte schmerzhaft seinen Oberschenkel. Ehe er sich's versah, hämmerte sie mit den Fäusten wild auf ihn ein. Er packte sie bei den Handgelenken und zwang sie, Einhalt zu geben. "Lily! Ich bin es! Hör auf!"
Sie erschlaffte, nur ihr Atem ging noch schwer nach der körperlichen Anstrengung und der Angst, die sie ausgestanden hatte.
"Ganz ruhig", murmelte er. Langsam ließ er sie los. "Ist alles in Ordnung?"
Sie setzte sich auf, schüttelte den Kopf und rieb sich die Ohren. Auch ihm dröhnte noch immer der Kopf von dem lauten Schuss. Plötzlich wurde er sich wieder des stechenden Schmerzes in seinem Bein bewusst, prüfend strich er über seine Breeches. Unter dem langen Riss im Stoff fühlte er etwas Feuchtes, Klebriges. "Mein Gott, du hast mich angeschossen!" stellte er ungläubig, aber auch ein wenig ironisch fest.
Mit einem Schreckenslaut kniete sie sich vor ihn hin und tastete mit ihren Fingern seine Schultern ab. "Wo?" fragte sie. "Wo bist du verletzt?"
"Beruhige dich, Lily. Es ist nur ein Kratzer, und er blutet fast gar nicht." Trotzdem genoss er ihre Besorgnis und das Gefühl ihrer Hände auf seinem Körper. Er hätte zu gern den Schwerverletzten gespielt, um diesen Moment noch etwas hinauszuzögern, aber wenn sie Sylvana Hall noch vor Tagesanbruch erreichen wollten, mussten sie sich allmählich auf den Weg machen. Er nahm die Pistole wieder an sich und steckte sie vorsorglich weg. Seine Lektion hatte er gelernt. Aufmerksam sah Guy sich in alle Richtungen um. "Wir sollten lieber bald aufbrechen. Jemand könnte den Schuss gehört haben und sich auf die Suche nach den vermeintlichen Wilderern machen."
"Erst, wenn ich mir die Wunde angesehen habe", beharrte sie.
Er zog ein Taschentuch hervor und gab es ihr. "Befeuchte das am Ufer, während ich die Pferde sattele."
"Du kannst unmöglich reiten!" rief sie aus, als sie den Blutfleck auf seiner Hose bemerkte. "Wir müssen einen Arzt aufsuchen!"
"Tu, was ich dir sage!" befahl Guy. Es wurde Zeit, das Heft wieder in die Hand zu nehmen, ehe sie in Hysterie verfiel.
Sie sprang sofort auf.
Guy hob das Essensbündel vom Boden auf und ging zu den Pferden hinüber. Sein Oberschenkel schmerzte höllisch, aber er biss die Zähne zusammen. Er würde noch genügend Zeit haben, sich darum zu kümmern, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten.
Unterdessen eilte Lily zum Ufer und schwenkte dabei sein Taschentuch wie eine Fahne.
"Lily, pass auf die schlüpfrigen Steine …"
Zu spät, wie ihn das Wasserklatschen belehrte.
Guy schloss die Augen und schnalzte mit der Zunge. Jetzt war sie auch noch völlig durchnässt. Lily war einfach zu … energiegeladen für eine junge Dame, die in Schwierigkeiten steckte. Er mochte es, wenn eine Frau selbstständig war, dies hier war jedoch ein wenig zu viel des Guten.
Prustend und schimpfend kletterte sie wieder die Uferböschung hoch.
"Brauchst du Hilfe?" rief er und unterdrückte nur mit Mühe den leichten Spott in seiner Stimme.
"Nein! Es ist alles in Ordnung!" Er konnte ihrer Stimme anhören, dass sie zitterte. Die Nacht war zwar einigermaßen warm, trotzdem musste Lily in ihren nassen Sachen frieren.
"Komm her, lass mich den Schaden begutachten!" forderte er sie auf und legte den Sattel wieder zu Boden, den er sich gerade gegriffen hatte.
"Ich bin nur bis zur Taille nass", murmelte sie, als er zu ihr trat und mit den Händen über ihre Schultern strich.
Das Mondlicht fiel auf ihre Züge. Sie sah
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