Ein verführerischer Pakt
kuschelte sie sich jetzt in seine Arme wie ein kleines Kind, das die Wärme und Geborgenheit eines Beschützers suchte.
Sie seufzte. Wenigstens würde er für seine Mühen großzügig entschädigt werden. Und sie musste sich eingestehen, dass es sich gut anfühlte, von ihm gehalten zu werden. Wie warm seine Brust an ihrer Wange war … Sein Duft hüllte sie ein und beschwor Vorstellungen in ihr herauf, an die sie gar nicht hätte denken dürfen. Nackte Haut unter ihren Lippen, sein Mund auf ihrem …
Deutlich konnte sie seinen Herzschlag hören. Ab und zu spürte sie, wie er das Kinn leicht auf ihrem Kopf ruhen ließ. In dieser Haltung hätte sie niemals schlafen können, obwohl sie größte Mühe hatte, die Augen offen zu halten.
Er hielt an, und sie zwang sich, aufrecht zu sitzen. Sie musste jetzt stark sein, selbstbewusst, und Duquesne zeigen, dass er ihr nicht alles abzunehmen brauchte. Wenn sie schon beizeiten angefangen hätte, ihren eigenen Kopf zu benutzen, anstatt sich blind auf ihre Umgebung zu verlassen, dann wäre sie sicher nicht so unvorbereitet in diese Falle getappt, die man ihr gestellt hatte. Ihre Unüberlegtheit konnte sie niemandem zum Vorwurf machen, nur sich selbst, wenn man einmal das außer Acht ließ, was die Gesellschaft von einer Frau erwartete.
Am Horizont wurde es langsam hell, auch wenn aufziehende Wolken Regen ankündigten.
"Wir sind da", sagte Guy leise.
Offensichtlich hatten sie Edgefield erreicht. Sie befanden sich vor dem Hintereingang eines riesigen Herrenhauses. Es war aus demselben in dieser Gegend vorkommenden Stein gebaut wie Sylvana Hall, aber es war viel größer und sah einige Jahrhunderte älter aus. Die untere Hälfte war weitgehend von Efeu zugewuchert. Die angrenzenden Gärten sahen verwildert und ungepflegt aus, die Zufahrt holprig und vernachlässigt. Die Pferde stampften unruhig mit den Hufen.
Guy saß ab und hob Lily vom Pferd. "Komm, lass uns in die Küche gehen. Du musst halb verhungert sein. Danach sehen wir oben nach, was wir für dich zum Anziehen finden. Kannst du stehen?"
Erst jetzt merkte sie, dass er sie noch immer festhielt, und sie machte sich ungeduldig von ihm los. "Natürlich kann ich stehen. Ich wäre sogar selbst geritten, wenn du mich gelassen hättest."
"Etwas gereizt, wie? Nun, das ist ja auch kein Wunder. Du brauchst unbedingt etwas zu essen." Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich über die Steinplatten, die zum Eingang führten.
Sie betraten einen Raum, der mit seinem gewaltigen Kamin und den an Balken hängenden Töpfen und Pfannen gut ins Mittelalter gepasst hätte. Dankbar stellte Lily fest, dass bereits ein Feuer angezündet worden war. Sie trat an den Kamin, um sich die Hände zu wärmen; ihr war noch immer kalt von ihrem unfreiwilligen Bad im Fluss.
Sie drehte sich um, als Guy eine untersetzte Frau begrüßte, die ihr vage bekannt vorkam.
"Großer Gott, ist das etwa Blut?" fragte die Frau entsetzt und zeigte auf Guys Bein.
"Nicht weiter schlimm", beruhigte Guy sie. "Nur eine kleine Schramme, die nicht einmal genäht werden muss. Etwas von Ihrer Spezialsalbe könnte allerdings nicht schaden."
"Lassen Sie mich die Wunde versorgen!"
"Das brauchen Sie nicht, ich kümmere mich selbst darum, wenn ich mich umziehe. Zuerst möchte ich Ihnen jedoch jemanden vorstellen." Er wandte sich zu Lily. "Mrs. Sparks, das ist meine Frau, Lady Lillian. Sie erinnern sich doch noch an ihren Vater, Vikar Upchurch? Und könnten Sie uns wohl eine Kleinigkeit zum Essen zubereiten? Wir sind die ganze Nacht geritten."
So fassungslos starrte die ältere Frau sie an, dass Lily beinahe gelacht hätte. Was mochte sie auch für einen Anblick bieten in ihrer Männerkleidung und mit den wirren, abgeschnittenen Locken!
"Guten Morgen, Mrs. Sparks. Ich freue mich, Sie wiederzusehen." Zwischenzeitlich hatte sie in der Frau ein langjähriges Gemeindemitglied ihres Vaters erkannt. Es war schon Jahre her, seit Lily die Dorfkirche von Edgefield besucht hatte. Nach ihrer Hochzeit waren sie und Jonathan immer zum Gottesdienst in Maidstone gegangen. "Mein Mann hat mir nur Gutes über sein tüchtiges Personal in Edgefield erzählt", fuhr sie fort. Guy hatte nie ein Wort darüber verloren, wer hier alles lebte. Er hatte einzig seinen Vater erwähnt und nur kurz gesagt, dass dieser geisteskrank sei. Lily hatte keine Ahnung, wie viele Hausangestellte es hier gab und was sie leisteten – bestimmt waren es nicht annähernd so viele wie die sechsundzwanzig schwer arbeitenden
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