Ein verführerischer Pakt
ihm in die Augen, die Lippen leicht geöffnet. Ohne zu überlegen, beugte Guy sich über sie und streifte mit dem Mund ihre Lippen. Als sie leise aufseufzte, wurde sein Kuss heftiger. Welch süße Unschuld, welche Verheißung … und alles nur für ihn. Er schlang die Arme um sie, presste sie fester an sich und strich mit den Händen über ihre Hüften, ihre verführerisch geschwungenen, äußerst nassen Hüften … Er kam zur Vernunft und ließ sie los. "Wir sollten uns das für einen besseren Zeitpunkt aufheben", flüsterte er.
Befangen nickte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Guy drehte sich abrupt um, schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen, und griff nach einer der kleinen wattierten Satteldecken. Dann wandte er sich wieder Lily zu und begann, sie damit abzutrocknen.
Sie wich zurück. "Hör auf, sonst rieche ich noch nach Pferdeschweiß!"
Lachend warf er ihr die Decke zu. "Das ist immerhin besser, als tropfnass weiterzureiten. Ich würde dir ja gern einen Kleidertausch anbieten, aber ich fürchte, Brinks' Hosen passen mir nicht." Erst recht nicht jetzt, da ihm seine eigenen fast zu eng wurden. "Wirst du zurechtkommen?"
"Ja, und du?" Sie reichte ihm das nasse Taschentuch.
Er verdrängte die Gedanken, die der Kuss und das Gefühl ihrer Hüften unter seinen Händen in ihm ausgelöst hatten. Später, dachte er wieder, wie schon bei der seltsamen Zeremonie, durch die sie gesetzlich zu Mann und Frau geworden waren. Jetzt war leider nicht die Zeit dazu. Ihr die nassen Sachen auszuziehen und sie am Ufer des Derwent zu lieben, musste vorerst ein Wunschtraum bleiben. "Los, wir müssen weiterreiten, ehe dieser Schuss die halbe Bevölkerung auf den Plan ruft."
Sie eilte zu ihrer Stute, um sie zu satteln, während Guy seinen Wallach fertig machte. Kurz darauf überquerten sie den Derwent und ritten weiter in Richtung Maidstone. Guy griff in den Tuchbeutel, zog eine der Würste heraus und reichte sie Lily. "Hier, iss das, bevor du verhungerst. Es hat keinen Sinn, nass und hungrig zu sein."
"Und was ist mit deiner Wunde? Wir sollten uns wirklich darum kümmern. Blutet sie noch?"
"Nein. Wie ich schon sagte, es ist kaum mehr als ein Kratzer." Er seufzte. "Wir beide geben eigentlich ein schönes Paar ab, nicht wahr? Zumal du nicht zimperlich zu sein scheinst, Lily."
"Kommt darauf an", nuschelte sie mit vollem Mund. "Gibt es auch Brot?"
Er brach ein Stück vom Laib ab und gab es ihr. Wie ungewohnt es war, sich in Gesellschaft einer Frau so glücklich zu fühlen. Unabhängig von der Tatsache, wie sehr ihre Reaktion ihn vorhin erregt hatte, wusste Guy einfach, dass Lily keine Entschuldigung von ihm erwartete. Sie war eine starke Frau, seine Ehefrau, und klug noch dazu.
Er konnte es immer noch kaum fassen, wie gut sie mit dem Überfall auf der Straße fertig geworden war, und mit welcher Ruhe sie die Notwendigkeit akzeptiert hatte, dass diese beiden Kerle ausgeschaltet werden mussten. Smarky hatte ihn in der vergangenen Woche schon gewarnt, dass die zwei sich an seine Fersen geheftet hatten und ihn umbringen wollten. Lily hatte das, was getan werden musste, fraglos hingenommen. Ein höchst willkommenes Maß an Vertrauen. Bei ihr schienen oberflächliche Plaudereien oder Nettigkeiten nicht nötig zu sein. Wenn er wollte, verstand er sich auf solcherlei Dinge, aber dieser eher kameradschaftliche Umgang mit ihr war unendlich viel angenehmer. "Ich glaube, es wird mir gefallen, verheiratet zu sein", stellte er unvermittelt fest.
"Hm." Sie schien leichte Zweifel zu haben. "Nun ja, bis jetzt war es recht … interessant", fügte sie spöttisch hinzu.
Guy vermutete indes, dass sie trotz der bissigen Bemerkung, trotz ihres momentanen Unbehagens und der Notlage, die sie überhaupt erst bis zu diesem Punkt gebracht hatte, das Abenteuer im Stillen genoss. So viel zu einer Frau mit Courage und Schneid. Er lächelte vor sich hin. "Ich kann dir versprechen, dass es besser werden wird."
"Ich werde dich beim Wort nehmen." Sie schob sich das letzte Stück Wurst in den Mund und leckte sich genüsslich die Finger ab.
Als sie sich schließlich Wrotham näherten, verzehrte Guy sich längst vor Verlangen nach ihr. Immer wieder hatte er sich während des Ritts den Kuss und die Umarmung in Erinnerung gerufen. In seiner Fantasie berührte er sie, kostete er sie, hörte er erneut dieses erregende leise Aufstöhnen. Kaum schloss er auch nur flüchtig die Augen, konnte er ihre halb geöffneten Lippen sehen, die ihn
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