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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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eher einen Freund, und mir gefällt der Gedanke, dass ich auf dem Weg dahin bin, ein solcher für ihn zu werden." Wenn ihr die vertrauliche Anrede zwischen Beau und Guy aufgefallen war, so ging Lily jedenfalls nicht darauf ein.
    Stattdessen seufzte sie und drängte ihn sanft mit der Hand Richtung Tür. "Ich kann nicht behaupten, dich zu verstehen, Guy."
    Er schmunzelte. "Niemand tut das, aber das hat mich noch nie gestört."
    Sie schloss die Tür hinter ihm und lehnte sich dann dagegen. Sie war schon wieder fast so müde wie vorhin, ehe sie sich schlafen gelegt hatte. Was sollte sie mit diesem Mann nur anfangen? Er war ihr ein einziges Rätsel. Wie viele Gesichter hatte Viscount Duquesne? Und welches war sein wahres?
     
    Als die Familie zum Mittagessen im Morgenzimmer zusammenkam, wusste Lily nicht recht, was sie zu erwarten hatte, sie befürchtete indessen, dass es dem Magen bestimmt nicht zuträglich sein würde.
    Mrs. Carroll, die Haushälterin, hatte ein hübsches Arrangement aus gelben Rosen auf die Anrichte und ein weiteres auf den Tisch gestellt. Das Silber blinkte und das weiße Leinen war frisch gestärkt. Obwohl dieser Raum weitaus weniger her machte als das Speisezimmer, zog Lily seine gemütliche Atmosphäre vor, wenn sie keine Gesellschaft gab. Ihre ehemalige Schwiegermutter war mit ihrer Wahl jedoch unüberhörbar nicht einverstanden. Nur, wann hatte sie je etwas gebilligt, was Lily tat?
    Eigentlich hätte Bernadette immer noch recht attraktiv wirken können, aber ihr ständiges Stirnrunzeln machte sie unnötig älter. Clive hingegen lächelte ölig, und das vergrößerte ebenfalls nicht seine Anziehungskraft.
    Auf Lilys Beharren hin hatte Guy am Kopf der Tafel Platz genommen, während sie sich an das gegenüberliegende Ende gesetzt hatte, so wie es sich gehörte. Bernadette und Clive saßen sich an den Längsseiten des Tisches gegenüber.
    "Wo steckt der Junge?" wollte Bernadette wissen, den mürrischen Unterton kaum verbergend.
    Lily breitete die Serviette auf ihrem Schoß aus. "Er darf im Kinderzimmer essen."
    Bernadette verzog das Gesicht. "Mein Gott, wie du das Kind verwöhnst!"
    "Nun, Beau ist mein Kind. Ich behandele ihn so, wie ich es für richtig halte." Beim letzten Mal, als ihr Sohn mit seiner Großmutter zusammen an einem Tisch gesessen hatte, kritisierte sie jede einzelne seiner Verhaltensweisen, bis ihm der Appetit vergangen war.
    Clive hob sein Glas. "Ich finde, wir sollten jetzt auf die Braut und den Bräutigam trinken, Mutter", schlug er mit einer gewissen Trägheit vor. "Auf die Zukunft." Er nahm einen Schluck. "Und auf euer Glück."
    Bernadette schnaubte. "Auf dieser Verbindung lastet ein Fluch, so viel steht fest."
    "Ein Fluch?" wiederholte Guy und beugte sich interessiert vor. "Wer soll ihn denn ausgesprochen haben?"
    "Mutter!" mahnte Clive.
    In diesem Augenblick erschien das Dienstmädchen mit der Suppenterrine und begann, das Essen aufzutragen. Zum Glück blieb Bernadette eine Antwort schuldig. Lily vermutete, dass das den gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu verdanken war, niemals vor dem Personal über Privates zu reden. Als ob die Angestellten nicht ohnehin über alles bestens Bescheid wussten.
    Die restliche Mahlzeit verlief schweigend, nur das Klirren von Besteck gegen Porzellan war zu hören. Guy lächelte Lily von Zeit zu Zeit augenzwinkernd zu. Er tat so, als bemerkte er die angespannte Stimmung nicht.
    Sobald sie mit dem Essen fertig waren, entschuldigte sich Bernadette und zog sich mit raschelnden Röcken zurück. Auch Lily erhob sich und bat die Männer, doch noch sitzen zu bleiben und den Kaffee gemeinsam zu nehmen. Nach diesem schrecklichen Mittagessen hoffte sie, Guy würde Clive überreden können, Sylvana Hall zu verlassen und seine Mutter gleich mitzunehmen. Wenn ihrem Mann das nicht gelang, würde sie es eben selbst versuchen müssen.
    Es war ja durchaus nicht so, dass sie nirgendwo sonst hätten hingehen können. Da gab es das Haus in London, nicht unbedingt die erste Adresse, aber dennoch in einer anständigen Gegend. Ferner Bernadettes Witwensitz, ungefähr eine Meile von Sylvana Hall entfernt. Dort hatte ihre frühere Schwiegermutter allerdings kaum je gewohnt, weder zu Zeiten von Lilys Ehe noch danach. Die alte Baroness hatte immer im Herrenhaus gelebt, mit Ausnahme der Jahre, die Lily und Jonathan verheiratet gewesen waren. In dieser Zeit hatten Clive und seine Mutter den Kontinent bereist und die Gastfreundschaft von Freunden und entfernten Verwandten

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