Ein verführerischer Pakt
nicht gleich!" Sie legte ihre Hand in seine. "Das alles ist so schön. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich sicher und habe keine Furcht."
Er konnte sie beschützen! Guy streckte kaum merklich die Brust heraus und lächelte zufrieden in sich hinein. Ihm war klar, dass sie ihn mühelos um den Finger zu wickeln vermochte, doch das war ihm einerlei. In einer Hinsicht hatte sie jedoch Recht – dieser Spaziergang war das Erfreulichste, was er seit langem unternommen hatte, abgesehen davon, sie zu küssen.
Angesichts der Tatsache, dieses schon bald wiederholen zu können – möglicherweise bereits am Abend –, kam ihm der Sonnenschein noch strahlender vor. Er wärmte wie ein guter, alter Brandy.
Lily ist meine Frau, dachte er und bewunderte ihr gelöstes Lächeln. Sie schien ihn zu mögen, und er mochte sie. Da sie selbst zugegeben hatte, ihren ersten Mann aufrichtig geliebt zu haben, bestand kaum Gefahr, dass er sie in ihren Empfindungen verletzen konnte. Er und Jonathan Bradshaw hätten unterschiedlicher nicht sein können, niemals würde sich Lily in einen Mann wie ihn verlieben. Das kam ihm nur gelegen, da er auch nicht vorhatte, sich in sie zu verlieben. Warum also sollten sie ihre gemeinsame Zeit nicht einfach genießen?
Vielleicht war es ungerecht ihr gegenüber gewesen, in diese Heirat einzuwilligen. Aber jetzt war es passiert. Er würde sie und ihren Sohn glücklich machen, solange er dazu in der Lage war. Und wenn er feststellte, dass er geistig abzubauen begann, würde er sie sofort freigeben. Ein Mann würde doch bestimmt merken, wann dieser Zeitpunkt gekommen war.
Auf Guys Bitte hin waren Clive und Bernadette tödlich beleidigt um vier Uhr am Nachmittag abgereist und zum Witwensitz gefahren. Zwar waren sie nicht nach London zurückgekehrt, wie Lily gehofft hatte, aber wenigstens liefen sie ihr nicht mehr vor den Füßen herum, und sie konnte aufatmen.
Duquesne hatte das Problem für sie gelöst, ihre Welt war wieder in Ordnung, und so war Lily restlos zufrieden, als sie sich zum Abendessen nach unten begab. Sie hatten beschlossen, schon früh, um acht Uhr, zu essen, damit Beau ihnen dabei Gesellschaft leisten konnte.
"Aha, da kommt sie ja, die hübscheste Frau von ganz Kent!" rief Guy und erhob sich, als Lily das Speisezimmer betrat.
"Nein, von der ganzen Welt!" widersprach Beau, stand auf und verneigte sich leicht, so wie er es sich von Guy abgeschaut hatte.
"Vielen Dank, Gentlemen, ich fühle mich sehr geschmeichelt." Sie gestattete Guy, ihr den Stuhl zurechtzurücken, dann wandte sie sich ihrem Sohn zu. "Guten Abend, Beau. Was hast du denn heute Nachmittag so alles unternommen?"
Er grinste. "Ich habe mit den kleinen Zinnsoldaten gespielt, die Duquesne mir von Edgefield mitgebracht hat. Er sagt, er besitzt noch mehr davon." Der Junge warf Guy einen Blick zu, als dieser sich wieder hinsetzte, der zum Ausdruck brachte, dass er seinen neuen Freund geradezu anbetete.
Kurz nach Clives und Bernadettes Abreise war Guy nach Edgefield hinübergeritten.
"In welcher Verfassung hast du deinen Vater angetroffen?" fragte Lily.
"Er hatte eigentlich einen recht guten Tag. Wir sind beinahe eine halbe Stunde spazieren gegangen, bis er müde wurde. Es schien ihm viel besser zu gehen, so habe ich ihn schon lange nicht mehr erlebt", erzählte Guy.
"Ist dein Vater krank?" erkundigte sich Beau, und eine kleine Sorgenfalte zeichnete sich zwischen seinen strahlend blauen Augen ab. "Er wird doch nicht sterben, oder?"
"Nein, das glaube ich nicht, jedenfalls nicht in absehbarer Zukunft." Guy entfaltete seine Serviette, und das Hausmädchen begann mit dem Hereintragen von dampfenden Schüsseln und Platten. "Er ist zwar krank, aber ich denke, sein Zustand bessert sich."
"Das ist ja wunderbar!" stellte Lily erfreut fest. "Wir sollten ihn bald besuchen. Bestimmt fühlt er sich sehr einsam."
Ihr Ehemann antwortete nicht, warf ihr aber einen warnenden Blick zu.
Beau fing an, von seinem Pony zu schwärmen, und davon, wie gut er mit den beiden Pferden zurechtkam, die Guy sich aus dem Stall seines Freundes Hammersley ausgeliehen hatte. Lily hätte ihren Sohn dafür umarmen können, dass er die Unterhaltung während des aus gebratener Ente und Gemüse bestehenden Abendessens so unverfänglich in Schwung hielt, auch wenn er seinen neuen Freund dabei gnadenlos mit Fragen überschüttete. Was wiederum bewies, dass ihr Mann grenzenlose Geduld im Umgang mit Kindern hatte, und ihr wurde dadurch erspart, sich
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