Ein verführerischer Pakt
Sohn auf Sylvana Hall wohnen zu lassen, um sie besser im Auge behalten zu können. Diese Leute waren unerträglich. Eher würde er eine Woche zusammen mit den schlimmsten Schlägertypen Londons verbringen, als nur noch eine Stunde länger mit Clive und seiner Mutter unter diesem Dach.
Er fand Lily in der Küche, wo sie mit einer rundlichen Frau, die er noch nicht kannte, die Speisenfolge für das Abendessen besprach.
"Guy!" rief sie lächelnd. "Ich möchte dich mit unserer Köchin Mrs. Kale bekannt machen. Mrs. Kale, das ist mein Mann, Viscount Duquesne."
Wohlwollend betrachtete er das freundliche Gesicht mit den vielen Lachfalten und den dunklen, lebhaften Augen. Die Frau duftete nach Zimt und Muskat, und Guy mochte sie auf Anhieb. "Das Essen war ausgezeichnet, Mrs. Kale. Ich bin über alle Maßen froh, dass Sie bei uns sind."
"Vielen Dank, Mylord", erwiderte sie verlegen und deutete einen Knicks an. "Wenn Sie gern Süßes mögen – in der Speisekammer halte ich immer Gebäck bereit. Der junge Sir kann bezeugen, dass sie sich großartig dazu eignen, schon einmal vorweg den größten Hunger zu stillen!"
Guy schloss die Augen und schnupperte. "Hm, Sie sind Gold wert! Ich kann es schon von hier aus riechen."
Lily lachte. "Ja, weil gerade ein Blech mit frisch gebackenen Keksen hinter dir auf dem Tisch steht! Und nun Schluss mit den Komplimenten, lass uns einen Spaziergang durch den Garten machen!"
"Erst will ich von diesem herrlichen Gebäck probieren, dann stehe ich ganz zu deiner Verfügung, meine Liebe!"
Mrs. Kale nahm einen der noch warmen, knusprigen Kekse in die Hand und überreichte ihn Guy. "Einen angenehmen Spaziergang wünsche ich!"
"Eine neuerliche Eroberung", stellte Lily fest, als sie außer Hörweite waren. "Auch Beau hast du bereits für dich gewonnen. Mit deinem Charme betörst du wohl alle?"
"Deine angeheiratete Verwandtschaft ist nicht so begeistert von mir", widersprach er und leckte einen Krümel von seinem Finger. "Diese Dinger schmecken wirklich himmlisch."
"Warte ab, bis du erst ihre Mandeltörtchen gekostet hast! Ich habe ihr verboten, sie öfter als einmal in der Woche zu backen, sonst würde ich bald doppelt so viel wiegen wie du."
Sie wollte eine Rosenknospe abbrechen, aber Guy kam ihr zuvor. "Diese Blütenblätter verneigen sich beschämt vor der Zartheit deiner Wangen, Liebste", sagte er und strich mit der Rose über ihr Gesicht, als wäre sie eine Feder.
"Ich bitte dich!" erwiderte sie fröhlich und nahm ihm die Blume ab.
"So wie du jetzt dastehst im hellen Sonnenschein, raubt mir dein Anblick den Atem", schwärmte er weiter. Vielleicht trug er ja etwas zu dick auf, aber dennoch kam er der Wahrheit damit ziemlich nahe. Sie war wunderhübsch, vor allem, wenn sie lächelte und ihre Augen dabei vergnügt funkelten.
"Nicht doch", tadelte sie ihn scherzhaft. "Wenn wir miteinander allein sind, brauchst du nicht zu schauspielern. Ich muss allerdings gestehen, ein kleines Kompliment, wenn unsere Gäste zuhören, könnte mir durchaus gefallen!"
Guy breitete in einer übertriebenen Geste die Arme aus. "Du verletzt mich! Woher soll ich wissen, wie man eine Ehefrau umwirbt? Ich bin ja sonst recht erfolgreich im Umgang mit weiblichen Wesen, aber hier, in diesem Fall, tappe ich vollkommen im Dunkeln."
"Punkt eins", sagte sie anmutig schmollend und tippte leicht mit der Rose gegen seine Brust. "Erzähle ihr nichts von deinen anderen Eroberungen! Es ist nicht sehr angenehm, sich seinen Gemahl in Gesellschaft von leichtfertigen Frauenzimmern vorzustellen."
Er nickte. "Ich werde es mir merken. Und weiter?"
"Höre nicht auf sie, wenn sie dich bittet, ihr nicht zu schmeicheln. Es ist nur lästige Bescheidenheit, die sie zwingt, sich so zu verhalten." Lily schmunzelte. "Und drittens könntest du unseren Gästen auf diplomatische Art klar machen, dass wir gern allein wären."
Er verdrehte die Augen. "Darf ich diesen Punkt an die erste Stelle setzen? Das war nämlich genau der Grund, warum ich dich überhaupt in der Küche aufgesucht habe."
"Du würdest Bernadette und Clive also tatsächlich darum bitten, abzureisen?" fragte sie stirnrunzelnd.
"Soll das ein Scherz sein? Ich würde dich am liebsten hier stehen lassen und auf dem kürzesten Weg zu ihnen gehen, um sie hinauszuwerfen!" Er merkte, wie sich die Sorgenfalten auf ihrer ansonsten glatten Stirn vertieften. "Ich verspreche dir, taktvoll vorzugehen. Immerhin ist sie Beaus Großmutter."
"Du bist unglaublich großzügig. Aber geh noch
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