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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Satz wiederholte und dabei jedes Mal anders betonte. Plötzlich schlug sie um in ein unwilliges Brummen. "So ein Schwachsinn."
    Zeit, den Unterricht zu unterbrechen. Auch wenn der Lernstoff nicht zu schwer für ihn war, so hinterließ Latein scheinbar einen bitteren Geschmack in seinem Mund – und auch eine unkorrekte Ausdrucksweise.
    "Noch einmal einen guten Morgen", wünschte Guy, als er das Kinderzimmer betrat, in dem der Unterricht stattfand. Fand er denn überhaupt statt? "Wo ist Ihr Kindermädchen?" fragte er Beau. Es überraschte ihn, dass sich ein Kind ohne Aufsicht trotzdem mit Übungen beschäftigte. Jeder richtige Lausbub hätte sich längst eine andere Betätigung gesucht.
    "Großmutter hat ihr befohlen, ihr beim Auspacken zu helfen. Und sie ist kein Kindermädchen! Sie ist eine Gou…ver…nante." Schmollend schürzte Beau die Lippen, die denen von Lily so ähnlich waren. Er war ein hübscher Junge, selbst wenn er beleidigt war.
    "Sie erteilt Ihnen Unterricht?" wollte Guy wissen.
    Beau wand sich ein wenig. "Nein, das macht meine Mutter. Mrs. Prine beaufsichtigt mich nur beim Üben." Er runzelte die Stirn. "Wenn Großmutter sie nicht gerade abkommandiert."
    "Ihre Großmutter war eben hier oben?"
    Der Junge nickte. "Ich soll zwei Sätze komplett beherrschen, ehe ich das Zimmer verlassen darf." Er klopfte auf sein Schulbuch und seufzte. "Großmutter fragt mich vielleicht ab."
    "Age quod agis", wiederholte Guy nickend. " Was du tun willst, tue genau. Das ist ein guter Spruch. Wie lautet der andere, den Sie lernen müssen?"
    Beau ließ die schmalen Schultern sinken. "Ich darf mir etwas aussuchen. Aber warum interessiert es Sie, was ich lerne? Sie sind nicht mein Vater."
    "Ich weiß. In vino veritas ", sagte Guy ernst.
    Beau neigte den Kopf zur Seite und sprach den Satz nach. "Was heißt das?"
    "Dass man nicht mehr lügen kann, wenn man beschwipst ist."
    Die Augen von Lilys Sohn begannen verschmitzt zu funkeln. "Großmutter haut mich mit dem Rohrstock, wenn ich frech bin."
    "Nur über meine Leiche", versprach Guy schmunzelnd. "Wie viel ist neun mal sieben?"
    "Dreiundsechzig", verkündete Beau, ohne zu zögern. "Das Einmaleins mit der Neun kann ich jetzt. Und das mit der Zehn ist einfach."
    Guy erhob sich und klatschte in die Hände. "Ausgezeichnet. Und was haben Sie nun vor, da Sie Ihr Lernpensum für heute beendet haben?"
    "Ich möchte ausreiten", meinte Beau vorsichtig; offensichtlich rechnete er mit einer negativen Antwort.
    "Ich vermute, Sie haben ein anständiges Pferd?" Guy sah, dass der kleine Kerl bereits Reitstiefel trug.
    "Ja, Sir. Meine Mutter sagt, ich sitze ausgezeichnet im Sattel. Ich denke, ich werde allein ausreiten."
    Mit sieben Jahren? Guy konnte sich nicht vorstellen, dass Lily so etwas erlaubte. Selbst er hatte in diesem Alter nicht allein reiten dürfen. Er wusste noch genau, wie erpicht er darauf gewesen war und wie fest davon überzeugt, es dennoch zu können.
    Nicht, dass Lily Beau behandelte, als sei er noch ein Kleinkind. Guy war aufgefallen, dass sie ihre Zuneigung nur in Form eines liebevollen Lächelns oder eines flüchtigen Streichelns im Vorübergehen zum Ausdruck brachte. Er entsann sich, dass seine Mutter genau dasselbe getan hatte, als er angefangen hatte, auf seiner Unabhängigkeit zu beharren. Küsse und Umarmungen hatte es nur noch gegeben, wenn sie allein gewesen waren.
    Beim Beobachten von Lily und Beau kehrten auf einmal Erinnerungen an gute, alte Zeiten zurück, die durch nachfolgende bittere Jahre in Vergessenheit geraten waren. Er hatte schon lange nicht mehr so häufig an seine frühere Beziehung zu seinem Vater gedacht wie augenblicklich.
    Guy war sich nicht ganz sicher, ob ihm das gut tat oder nicht. Ihm war klar, dass ihm dadurch nur allzu deutlich bewusst wurde, was er alles verloren hatte, und dass er sich das in seinem tiefsten Innern zurückwünschte – eine Familie, Zuneigung, jemanden, mit dem er reden konnte, wenn er Sorgen hatte. Wann hatte er so etwas das letzte Mal erlebt? Er brauchte es auch jetzt nicht, aber es würde schön sein, es zu haben.
    Nun, mittlerweile besaß er ja eine Familie. Also konnte er genauso versuchen, seine Rolle darin zu finden. Er räusperte sich und sah aus dem Fenster. "Wenn Sie nichts dagegen haben, begleite ich Sie, Bradshaw. Wir könnten ein wenig plaudern, und die frische Luft würde uns beiden hervorragend bekommen."
    Beau nahm seinen Hut und die geflochtene Reitpeitsche, die auf dem Tisch neben der Tür lagen. "Ich

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