Ein verführerischer Pakt
in Anspruch genommen.
Erst jetzt kam Lily der Verdacht, dass Jonathan ihre Anwesenheit auf Sylvana Hall nicht gewünscht, wahrscheinlich sogar untersagt hatte. Sie fragte sich, warum. Hatte er durchschaut, dass Clive gefährlich war? Nein, sicher interpretierte sie mehr in die Sache hinein, als dass es da konkrete Hinweise gegeben hätte.
Vielleicht war es doch klüger, Clive und seine Mutter hier wohnen zu lassen, damit sie besonders ihren einstigen Schwager im Auge behalten konnte, ganz so, wie sie es anfangs beschlossen hatte. Doch wusste Lily nicht, ob sie oder Guy die beiden länger ertragen konnten. Hinzu kam, dass sie Beau nicht den ständigen Nörgeleien seiner Großmutter aussetzen und ihn vor den möglichen Machenschaften seines Onkels bewahren wollte. Und ihr Mann konnte schließlich nicht jede Minute bei ihm sein.
War Clive wirklich derjenige gewesen, der sie für geistesgestört hatte erklären lassen wollen? Wenn ja, dann musste er ein exzellenter Schauspieler sein, denn als er sie hier vorfand, zeigte er keinerlei Überraschung. Hätte er so normal reagiert, wenn er sie sicher in Bedlam gewähnt hätte?
Trotzdem, allein die Tatsache, dass er den weiten Weg von London nach Sylvana Hall in jener Nacht angetreten hatte, in der sie und Guy auch unterwegs gewesen waren, um mit seiner Mutter hier aufzukreuzen, schien ein Beweis für seine Schuld zu sein. Kein hiebund stichfester Beweis, aber ausreichend, um zu dem Schluss zu kommen, dass ihr wohler dabei wäre, wenn Clive woanders wohnte.
7. Kapitel
Guy lehnte sich zurück und kostete von seinem Kaffee, den Blick fest auf den Mann gerichtet, den sie verdächtigten, Lily übel mitgespielt zu haben. Sein Schweigen zeigte schon bald die beabsichtigte Wirkung.
"Lily ist ziemlich verrückt, wissen Sie", meinte Clive.
"Ach ja? Ich muss gestehen, dass mir das noch gar nicht aufgefallen ist. Haben Sie sie deswegen ins St. Mary's gebracht?"
Clive runzelte die Stirn. "Wohin?"
"Bedlam. Jemand hat sie entführt und zwangsweise im St. Mary's of Bethlem untergebracht."
Laut lachend stellte Clive seine Tasse auf den Tisch. "Das ist doch absurd! Solche Lügen kann nur ein vollkommen gestörter Verstand hervorbringen. Da hat sie Ihnen ja ein schönes Märchen aufgetischt, Duquesne!"
Guy betrachtete ihn aufmerksam. Der Mann wirkte ehrlich überrascht – oder er war ein begnadeter Darsteller. "Sie haben also nichts mit der Sache zu tun."
"Womit denn? Sie hat sich die Geschichte einzig und allein ausgedacht. Es tut mir Leid, aber sie ist wirklich geisteskrank. Wie kann es überhaupt sein, dass Sie mit ihr verheiratet sind und davon noch nichts mitbekommen haben?" Clive seufzte. "Ich kann es mir nur dadurch erklären, dass sie in Ihrer Gegenwart noch keinen ihrer … Anfälle hatte."
"Seit unserer Hochzeit haben wir nicht viel Zeit miteinander verbringen können", behauptete Guy. "Erklären Sie mir doch etwas genauer, was sie derart aus der Fassung gebracht haben könnte!"
Clive schüttelte den Kopf und machte ein betrübtes Gesicht. "Wissen Sie, für eine Annullierung ist es mithin nicht zu spät. Ich bin mir sicher, dass sie Ihnen nichts von ihrer Krankheit erzählt hat, und diese allein würde eine sofortige Aufhebung Ihrer Ehe rechtfertigen."
Bedächtig nickte Guy. "Also würden Sie mir raten, diese Ehe zu beenden?" Er hob den Zeigefinger. "Sie müssen zugeben, Clive, dass sich das verdächtig nach einem Vorschlag anhört, der Ihnen hilft, an Ihr Ziel zu gelangen."
"Mein Ziel?" Clive machte große Augen und legte die Hand an seine Brust. "Ich verfolge kein Ziel, Duquesne. Was wollen Sie damit sagen?"
"Dass ich weiß, was Sie im Schilde führen, und dass Sie längst im Gefängnis säßen, wenn ich es beweisen könnte." Guy rückte seinen Stuhl zurück und stand auf. Er griff nach dem Buttermesser auf dem Tisch und drehte es eine Weile zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. Schließlich richtete er den Blick auf den Mann, den er vom ersten Augenblick an verachtet hatte. "Und ich will damit zum Ausdruck bringen, dass ich jedem, wirklich jedem, der meiner Frau in irgendeiner Weise zu nahe kommt, damit die Augen ausstechen werde." Er legte das Messer neben Clives Teller und schwieg kurz, um die dramatische Wirkung zu erhöhen. "Und dann werde ich ihn umbringen. Ganz langsam." Mit einem bösen Lächeln kehrte er dem entsetzten Clive den Rücken zu und verließ den Raum.
Er musste mit Lily sprechen. Zum Teufel mit dem Plan, die alte Baroness und ihren
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