Ein verführerischer Pakt
angemessene Gesprächsthemen ausdenken zu müssen, die auch für einen Siebenjährigen geeignet waren.
Der Zeitpunkt zum Schlafengehen rückte näher, und sie wurde allmählich nervös. Guy würde mit ihr das Bett teilen wollen. Sie hatten beide das Thema nicht mehr angesprochen, aber sie wussten, dass die Ehe vollzogen werden musste.
Am Tag, als sie Jonathan geheiratet hatte, war sie von einer ähnlichen Unruhe geplagt worden. Zum Glück hatte sich ihr erster Mann als außerordentlich behutsam erwiesen, und er war darauf bedacht gewesen, den ehelichen Pflichten nicht allzu viel Zeit einzuräumen.
Nach einer Weile hatte sie es sogar genossen, neben ihm einzuschlafen, nachdem Jonathan das Nötige getan hatte, um ein Kind zu zeugen. Sogar der Akt selbst war höchstens etwas peinlich, aber ansonsten nicht weiter unangenehm verlaufen. Sie hatte es wirklich vermisst, von jemandem im Arm gehalten zu werden.
Duquesne jedoch war nicht Jonathan. Er schien ein weitaus leidenschaftlicherer Mann zu sein. Allein bei der Erinnerung an seine Küsse wurde ihr schwindelig, und sie spürte selbst, wie sie errötete.
Sie sah von ihrem Dessert auf und merkte, dass Guy sie mit fragendem Blick beobachtete. Beau, der sich noch immer über die richtige Ausbildung von Stuten und Hengsten ausließ, fragte plötzlich: "Wenn man Pferde einreiten will, muss man doch ihren Willen brechen, oder? Hast du das schon einmal gemacht, Guy?"
Der Angesprochene hielt den Blick weiterhin auf Lily gerichtet. "Zuerst einmal – man darf niemals den Willen des Tieres brechen. Dadurch verliert es sein Temperament, und es wird sich danach nur noch wie ein ergebener Sklave verhalten. Ist das etwa erstrebenswert? Nein, man muss Vertrauen aufbauen. Sobald dein neuer Freund begreift, dass du ihm nichts tun willst und von ihm dasselbe rücksichtsvolle Verhalten erwartest, schaffst du damit ein Band, das euch beiden zugute kommen wird. Es geht nicht darum, sich einfach zu nehmen, was man haben will, sondern dass man sich gegenseitig einen Gefallen tut. Du gibst, was das Pferd braucht, und im Gegenzug erhältst du das, was du gern haben möchtest."
Beau lachte. "Ich finde, das hört sich zu einfach an. Hast du das schon selbst einmal ausprobiert oder hast du das nur aus Büchern?"
Auch Guy lächelte. "Persönliche Erfahrung hat sehr schnell bestätigt, was ich zuvor in Büchern gelesen hatte. Diese Methode hat sich für mich gut bewährt, übrigens nicht nur im Umgang mit vierbeinigen Freunden." Er ließ den Blick weiterhin vielsagend auf Lily ruhen, während er den Rest seines Vanillepuddings verspeiste.
"Hmmh. Ich werde es eines Tages versuchen und sehen, ob du Recht hast", verkündete Beau und nahm die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken.
Lily sah, dass Guy sich jetzt ihrem Sohn zuwandte. "Das wirst du bestimmt, Beau, und ich wünsche dir viel Glück dabei. Doch im Moment glaube ich, dass dir eine gehörige Portion Schlaf gut tun würde. Du fällst ja schon fast mit deinem Gesicht in den Pudding vor lauter Müdigkeit!"
Beau lachte und schob seinen Stuhl zurück. "Darf ich mich entschuldigen?"
"Selbstverständlich, mein Junge." Lily belohnte ihn mit einem anerkennenden Nicken für sein wohlerzogenes Verhalten und sah ihn liebevoll an. Dann breitete sie die Arme aus, um ihm einen Gutenachtkuss zu geben. "Ich komme gleich nach oben zu deinem Abendgebet."
Beau löste sich aus ihrer Umarmung und ging zu Guy. Er streckte die Hand aus. "Gute Nacht, Guy."
Guy erwiderte den Händedruck. "Gute Nacht, Beau. Sehen wir uns um neun bei den Stallungen?"
Der Junge warf Lily einen fragenden Blick zu. Er wusste, dass er zu der Zeit eigentlich Unterricht hatte. Lily sagte nichts. Achselzuckend drehte er sich wieder zu Guy um. "Vielleicht lieber erst um zehn. Bis dahin müsste ich mit meinen Aufgaben fertig sein."
"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, wie ich zu sagen pflege, äußerst brav." Er gab Beau einen leichten Klaps auf die Schulter. "Um zehn also!"
Freudestrahlend zog sich Lilys Sohn zurück. So lebhaft wie seit dem Moment, als sie Guy mit nach Hause gebracht hatte, war er schon lange nicht mehr gewesen. Selbst als Jonathan noch gelebt hatte, war der Junge wesentlich verschlossener gewesen und hatte für sein Alter weitaus reifer gewirkt. Sie hoffte nur, dass Guy auch dann noch mit ihm umzugehen verstand, wenn ihre Charaktere einmal aufeinander prallen sollten, was ganz sicher irgendwann der Fall sein würde.
Alles schien fast zu reibungslos
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