Ein verführerischer Pakt
die Frau sein, die Guy kühn gefragt hatte, ob er sie heiraten wolle, und die zugegeben hatte, das Eheleben zu vermissen.
Wie hatte sie das nur fertig gebracht? Was war bloß in sie gefahren, dass sie so schockierend offen gewesen war? Sie sah in den Spiegel und probierte ihr sinnlichstes Lächeln aus, doch dann verzog sie das Gesicht. Guy würde denken, sie hätte tatsächlich den Verstand verloren. Voller Selbstverachtung öffnete sie den Bindegürtel des Morgenrocks, um sich erneut umzuziehen.
"Ach, was haben wir denn da?" ließ Duquesne sich bewundernd vernehmen.
"Guy!" Er musste hinter ihr gestanden haben, so dass sie ihn nicht gesehen hatte. Nervös lachend zog sie den Gürtel wieder zu. "Du hast mich erschreckt."
Mit einem wissenden Lächeln trat er näher und reichte ihr ein Glas. "Ich dachte, du hättest vielleicht auch gern einen Schluck Brandy." Anerkennend ließ er den Blick über sie schweifen. "Aber du selbst bist schon betörend genug, ich hätte den Alkohol gar nicht gebraucht."
Wieder lachte sie und ging um ihn herum. Das Brandyglas hielt sie fest vor die Brust gepresst, um den tiefen Ausschnitt und die plötzlich aufgerichteten Spitzen ihrer Brüste unter dem zarten Stoff zu verbergen. Allein seine Stimme hatte das bewirkt und sie auf fast unerträgliche Weise erregt. Seine Stimme und seine dunklen Augen, die ihr fast bis in die Seele zu schauen schienen.
Sie wandte ihm den Rücken zu, nahm einen hastigen Schluck und begann prompt zu husten, als der Alkohol in ihrer Kehle brannte.
"Langsam, langsam", beschwichtigte er und nahm ihr das Glas ab. Er klopfte ihr lindernd auf den Rücken. "Warum flöße ich dir bloß solche Angst ein, Lily?"
Sie schüttelte heftig den Kopf, es ärgerte sie, dass sie so feige war. "Das stimmt gar nicht!" Schließlich war er ihr Ehemann. Sie hatten schon einmal miteinander geschlafen. Er würde ihr auch bestimmt niemals wehtun. Nein, sie hatte vielmehr Angst vor sich selbst, davor, wie es sein würde, wenn sie ihren Empfindungen freien Lauf ließ. "Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich mich nicht vor dir fürchte."
Er lachte leise. "Nun, Liebste, du machst mir jedenfalls große Angst."
Überrascht drehte sie sich zu ihm um. "Wirklich?"
Er nickte, und sein Lächeln wirkte etwas schief. "In der Tat. Du bist ganz anders als alle Frauen, die ich je gekannt habe." Er strich mit dem Finger über ihren Arm hinauf bis zur Schulter. "Vollkommen anders."
Lily schloss die Augen und seufzte. Sie ahnte, was er damit meinte. Er war an Kurtisanen und Frauen gewöhnt, die über weitreichende Kenntnisse in Liebesdingen verfügten. Sie hingegen war im Herzen ein Mädchen vom Land, die einfache Tochter eines Vikars, die nur sehr begrenzte Erfahrung im Bett hatte. "Ich weiß nicht, was du von mir willst", gestand sie atemlos.
Er legte die Hände auf ihre Schultern und küsste sie auf die Stirn. Seine Lippen brannten auf ihrer Haut. "Doch, das weißt du. Ich will alles von dir. Alles, was in dir ist. Was dich ausmacht."
Noch während er sprach, begann er, ihr Gesicht mit heißen Küssen zu bedecken und mit den Händen ihre Schultern und Arme zu liebkosen. Lily konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, alles drehte sich um sie, und ihre Knie gaben nach. "Ich ergebe mich", flüsterte sie.
Plötzlich ließ er sie los, und als sie die Augen aufschlug, sah sie, dass er die Stirn runzelte. Wieder packte er sie bei den Schultern, aber diesmal fester. Er schüttelte sie sanft. "Nein."
"Nein?" wiederholte sie verträumt. Ihr Verstand weigerte sich noch immer, in die Wirklichkeit zurückzukehren.
"Nein! Ich bin doch nicht gekommen, um dich wie eine fremde Macht zu erobern und über dich zu herrschen! Nicht in dieser Hinsicht, und auch in keiner anderen! Du ergibst dich? Wir befinden uns nicht im Krieg!"
"Aber du hast gewonnen", widersprach sie leise. "Was kann ich mehr tun, als dir zu geben, was du haben möchtest?"
Er ließ die Schultern sinken und schüttelte den Kopf. "Ach, Lily." Er ließ noch einmal traurig den Blick über sie schweifen, dann drehte er sich um und verließ das Zimmer.
Lange Zeit blieb Lily einfach zitternd stehen und fragte sich, was sie wohl falsch gemacht hatte? Er wollte sie nicht mehr. Sie hatte irgendwie versagt.
Guy schlief nur wenig in dieser Nacht im Gästezimmer. Wieder war er undiplomatisch an die Sache herangegangen. Feingefühl war nicht seine Stärke, so viel stand fest. Er war zu direkt gewesen. Er hatte sie zu sehr gedrängt, zu viel
Weitere Kostenlose Bücher