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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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hob die Hand, und er schwieg. Ihre Wangen färbten sich rosa. "Du hast versprochen, bis heute Abend zu warten … falls du nichts dagegen hast?"
    "Ja, heute Abend", murmelte er und sah ihr nach, als sie davoneilte. Seufzend setzte er sich wieder hin. Aus der Freundschaft, die sich in der kurzen, aber ereignisreichen Zeit zwischen ihnen entwickelt hatte, war ein gestelztes, übertrieben höfliches Nebeneinander geworden, und das war seine Schuld.
    Heute Nacht würde alles anders werden. Sie war zwar nicht bereit, am helllichten Tag mit ihm darüber zu sprechen, aber wenigstens hatte sie ihm auch nicht verboten, das Thema überhaupt anzuschneiden. Sie würden die Dinge zwischen sich bereinigen, und danach würde er sie für alles entschädigen. Am kommenden Morgen sollte Lily die zufriedenste Ehefrau der Welt sein.
     
    Am Nachmittag setzte leichter Regen ein, der allen etwas die gute Laune verdarb. Lily musste darauf bestehen, dass Beau eine Kappe aufsetzte und seinen Pelerinenmantel anzog. Ungeduldig zappelte er auf der Sitzbank zwischen ihr und Guy herum und beklagte sich ununterbrochen, dass sie die geschlossene Kutsche an Stelle des offenen Zweispänners hatten nehmen müssen.
    Normalerweise hätte sie ihn wegen seines Benehmens scharf zurechtgewiesen, aber sie vermutete, dass seine Besorgnis um sie der Auslöser für dieses Verhalten war.
    Guy lehnte sich mit einem Arm an die Kutschenwand und stützte das Kinn auf seine Hand, während er Beaus Gezappel und Genörgel verfolgte. "Du willst doch gewiss nicht, dass deine Mutter völlig durchnässt bei der Frau des Vikars ankommt. Kannst du dir vorstellen, was diese Frauen über uns sagen würden, Beau? Sie würden sagen, dass uns unser sportliches Vergnügen wichtiger ist als das Wohlbefinden einer Dame. Ich weiß ja nicht, wie du darüber denkst, aber ich möchte hier in der Grafschaft nicht einen solchen Ruf erlangen."
    Der Junge hielt inne, dann sah er seine Mutter an. "Daran habe ich gar nicht gedacht."
    "Nun, dann kannst du es ja jetzt tun." Lily strich glättend über den Rock ihres blauen Kleides und zog sich den pelzbesetzten Kragen ihres Umhangs enger um den Hals. Woher wusste Guy nur immer so genau, was er sagen musste, um den Jungen zum Einlenken zu bewegen, ohne dass er mit ihm schimpfte? Das musste eine angeborene Gabe sein, die ihr leider versagt geblieben war. Obwohl sie zwar nur selten ihrem Sohn gegenüber die Stimme hob, hielt sie es oft für nötig, Strenge walten zu lassen. Er war dickköpfig und stur, und sie wusste, das hatte er von ihr geerbt.
    Guy schmunzelte ihr über Beaus Kopf hinweg zu. "Stell dir mich mal als Siebenjährigen vor!"
    Lily unterdrückte nur mit Mühe ein Lachen. Er musste ein Albtraum gewesen sein. Viel Jungenhaftes hatte er sich aus jener Zeit bewahrt.
    Als sie vor dem Haus des Vikars vorfuhren, stieg Guy zuerst aus, um Lily behilflich zu sein, während der Kutscher den Schirm über sie hielt, um sie vor dem feinen Regen zu schützen.
    "Ich glaube, wir kommen ein wenig zu früh", stellte Guy fest, als ihm genau wie ihr auffiel, dass nur ein einziges Gefährt vor dem alten Natursteinhaus stand. "Sollen wir dich um fünf Uhr abholen?"
    "Ausgezeichnet." Sie schrak ein wenig zusammen, als Guy sie leicht auf die Stirn küsste.
    Um ihre Überraschung über diese intime kleine Geste in der Öffentlichkeit zu kaschieren, drehte sie sich hastig um und streichelte Beaus Hand, die er ihr durch das Fenster hinhielt. "Benimm dich wie ein Gentleman!" ermahnte sie ihn mit bedeutungsvollem Blick.
    Er lächelte und versprach es. Lily vertraute Guy grenzenlos, wenn es um Beau ging. Die beiden verstanden sich fantastisch, und sie dankte Gott dafür. Sie wünschte nur, sie hätte gewusst, wie sie zu einem ähnlich unbefangenen Verhältnis zu Guy gelangen konnte. Aber da er sich das selbst auch wünschte, würden sie wohl irgendwann einen Weg finden.
    Das Einzige, worüber sie sich an diesem Nachmittag den Kopf zerbrechen musste, war, wie sie die Damen von Edgefield für sich gewinnen konnte, die sich so viel Mühe gaben, sie als Frau des künftigen Earls willkommen zu heißen.
    Die Kutsche holperte auf der Landstraße davon, und Lily eilte zum Eingang des Hauses, wo sie die Frau des Vikars bereits in der offenen Tür erwartete. Lily reichte Schirm und Umhang an ein Hausmädchen weiter, während sie die Hausherrin begrüßte. Anschließend stellte sie fest, dass im Salon bereits zwei Gäste saßen. Ungläubig erkannte sie, dass eine der beiden

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