Ein verführerischer Schuft
du und Mr. King mir versichert haben, dann kann ich bald mit einem Heiratsantrag von ihm rechnen.«
Er schaute zu Alicia, fing ihren Blick auf.
»Ich denke, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.« Er machte eine Pause, dann frage er:
»Wird sie, wirst du Geoffreys Antrag annehmen?«
Sie blickte zu Geoffrey und Adriana, zögerte, dann nickte sie.
»Wenn sie glücklich ist und er bei seinem Antrag bleibt, auch nachdem er über die wahren Umstände der Familie unterrichtet ist.«
Er hob eine Braue.
»Umstände?«
Natürlich wusste er genau, was sie damit meinte - die Tatsache, dass sie und ihre Geschwister so arm wie Kirchenmäuse waren. Allerdings ahnte sie nicht, dass er das wusste. Er fragte sich, wann sie es ihm zu sagen beabsichtigte.
Sie erwiderte seinen Blick offen.
»Da sind zunächst einmal die Jungen und ich selbst - nicht jeder möchte in eine Familie einheiraten, in der sich die Mitglieder so nahestehen.«
Umso schlimmer. Er hob unverbindlich die Brauen und ließ die Sache auf sich beruhen. Es war noch Zeit genug, zu sehen, wie sie auf seinen Antrag reagierte, wenn er ihn ihr machte. Solange sie und ihre Familie sich im Visier von A.C. befanden, musste es seine erste Aufgabe sein, A.C. auszuschalten. Es würde noch Zeit genug geben, von Ehe und Heirat zu sprechen, wenn sie erst einmal in Sicherheit waren.
Mehr Gäste trafen ein; die Räumlichkeiten Ihrer Ladyschaft füllten sich zusehends. Er blieb an Alicias Seite; bis zum offiziellen Beginn der Saison waren es nur noch zwei Wochen, und die eleganten Gesellschaften glichen mehr dem Gewühl, an das er sich noch erinnerte. Und auch die Wölfe unterschiedlichster Färbung streiften wieder durch die Menge.
Félicité winkte ihm von der anderen Seite des Saales zu, dann blieb Lady Holland stehen, um Alicia Komplimente zu ihrem und Adrianas Kleidern zu machen. Die Bemerkung weckte sein Interesse - wie stets waren die Schwestern geschmackvoll und modisch gekleidet … Und einmal mehr fragte er sich, wie sie es nur bewerkstelligten. Dann fiel ihm ein, wie sehr sich Adriana immer mit der aktuellen Mode befasste. Sie zeichnete immer irgendein aktuelles Design oder eine geschickte Variation davon.
Er schaute sie erneut an, ihre modische Aufmachung. Es dämmerte ihm allmählich; und er sah Adriana in neuem Lichte.
»Guten Abend, Torrington - ich vertraue darauf, dass Sie mich mit Ihrer reizenden Gefährtin bekannt machen. Ich glaube, ich hatte noch nicht das Vergnügen ihrer Bekanntschaft.«
Die angenehme Stimme mit dem immer noch hörbaren Akzent riss ihn aus seinen Gedanken. Er senkte den Blick zu ihrer Besitzerin, lächelte und verneigte sich.
»Euer Gnaden.«
Dann sah er zu der Dame an der Seite Ihrer Gnaden, der Duchess of St. Ives - einer weiteren Grande Dame der guten Gesellschaft, wenn der Eindruck ihn nicht täuschte. Die Dame lächelte voller Charme und mit einem Anflug eiserner Entschlossenheit.
»Erlauben Sie mir, Ihnen meine Schwägerin Lady Horatia Cynster vorzustellen.«
Die Duchess of St. Ives schenkte ihm ein Lächeln; ihre hellen Augen strahlten. Sie wartete, während er sich über Lady Horatias Hand beugte, dann fuhr sie fort:
» Bon! Und jetzt können Sie uns bitte mit dieser Dame bekannt machen, wenn es Ihnen genehm ist.«
Beinahe hätte er gelacht. Helena, Duchess of St. Ives, war eine der besten und ältesten Freundinnen seiner Mutter. Sie war unverbesserlich - und zudem nicht aufzuhalten. Sie war eine Naturgewalt in zierlicher Gestalt - und wehe dem, der dachte, ihr etwas verwehren zu können. Er drehte sich zu Alicia um und lächelte aufmunternd.
»Meine Damen - Mrs. Alicia Carrington, erlauben Sie mir, Ihnen Helena, Duchess of St Ives, und Lady Horatia Cynster vorzustellen.«
Alicia machte einen Knicks von genau der richtigen Tiefe.
Impulsiv beugte sich Helena vor, nahm ihre Hand und zog sie hoch.
»Ihre Schwester ist ravissante , wie alle Welt weiß, aber Sie werden ebenfalls sehr erfolgreich sein.«
Alicia lächelte, winkte aber ab.
»Ich möchte nur meine Schwester gut unterbringen.«
Helena blickte sie unverhohlen verständnislos an, dann schaute sie zu ihrer Schwägerin.
Deren Lippen verzogen sich.
»Meine Liebe - ein wohlmeinender Ratschlag -, Sie werden nicht auf der Suche sein, die Herren aber dafür ganz sicher. Und genau genommen« - ihr Blick streifte Tony - »bin ich sogar sicher, dass Sie schon gefunden wurden.«
Der einzige Weg, mit solchen Frauen fertig zu werden, bestand darin, ihren
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