Ein verführerischer Schuft
besonderen Waren oder Güter, die auf allen sechs Schiffen transportiert wurden.« Er machte eine kleine Pause, dann fügte er hinzu:
»Ich bin mir nicht sicher, was das für uns bedeutet. Eigentlich hatte ich angenommen, dass es irgendwelche Gemeinsamkeiten geben würde.«
Die Männer runzelten die Stirn; sie sahen auf die sechs Seiten, die die Damen nun in den Händen hielten.
»Wie hast du die Schiffe ausgewählt, deren Ladung du dir näher angesehen hast?«, fragte Christian.
»Mehr oder weniger zufällig aus den Jahren 1812 bis 1815.« Jack schnitt eine Grimasse.
»Ich dachte, das wäre am sinnvollsten, aber jetzt frage ich mich allmählich, ob das entscheidende Detail sich mit der Zeit ändert. Eine Sache in diesen paar Monaten, etwas anderes in den nächsten.«
Gervase Tregarth beugte sich vor und spähte auf die Listen, die Kit und Alicia auf dem niedrigen Tischchen vor der Sofa ausgebreitet hatten.
»Gibt es wirklich kein gemeinsames Frachtgut?«
Kit, Alicia und Leonora schüttelten die Köpfe.
Einer der Männer sagte etwas über die Jahreszeiten.
Alicia klopfte auf einen Posten auf einer Liste.
»Dreihundert Ellen feinster Musselin. Erinnert ihr euch noch, wie teuer Musselin war? Der Preis ist inzwischen viel besser, aber zu der Zeit muss die Ladung ein kleines Vermögen wert gewesen sein.«
»Hmm.« Leonora betrachtete den Eintrag.
»Ich habe nie zuvor daran gedacht - man beschwert sich einfach und zahlt den geforderten Preis - aber es muss wegen des Krieges gewesen sein.«
»Angebot und Nachfrage«, erklärte Kit. Sie unterhielten sich leise miteinander, ihre hellen Stimmen ein auffälliger Unterschied zu den tieferen Männerstimmen.
»Jack sagt, es sind die Händler, die die Nachfrage am besten bedienen können, die im Geschäft bleiben.«
»Stimmt«, pflichtete ihr Miranda bei, »und während des Krieges war immer Bedarf da, der nie annähernd befriedigt werden konnte. Alles, was eingeführt wurde, war von vornherein teuer. Man denke nur an den Preis von Seide …«
»Ganz zu schweigen von Kaffee oder Tee.« Alicia legte den Finger auf einen Eintrag auf einem anderen Blatt.
Miranda nickte; und die anderen ebenfalls.
»All diese Dinge wurden grässlich teuer …« Sie brach ab.
Ihre Blicke trafen sich, hingen einen Moment aneinander, dann sahen sie wieder auf die Listen vor ihnen.
»Denkt ihr …« Adriana lehnte sich vor.
Alle fünf Damen beugten sich erneut über die Blätter.
Die Herren fuhren fort, ihren eigenen Vermutungen nachzugehen, suchten nach einem Weg, wie man weiter vorgehen könnte.
Alicia richtete sich auf.
»Das ist es.« Sie deutete triumphierend auf die Waren, die auf jeder der sechs Frachtlisten aufgeführt waren.
»Tee oder Kaffee.«
»Ja - natürlich! « Kit nahm sich eines der Blätter und überprüfte den Eintrag, griff dann nach dem nächsten und verfuhr damit ebenso.
»Ah - jetzt sehe ich es auch.« Leonoras Miene hellte sich auf, und sie griff sich eine weitere Liste.
Tony, Tristan und Jack wechselten interessierte Blicke.
»Was seht ihr?«, fragte Tristan.
»Die gemeinsame Fracht aller Schiffe.« Alicia zeigte Tony das Blatt, das sie sich genommen hatte, deutete auf eine Zeile.
»Tee - eintausend Pfund feinster Teeblätter aus Assam.«
Sie reichte die Liste Tony weiter, nahm sich eine andere.
»Auf dieser hier ist es Kaffee - dreihundert Pfund bester Bohnen aus Kolumbien.«
Kit lehnte sich zurück.
»Also ist es manchmal Kaffee, manchmal Tee … und ein andermal Seide. Einmal kommt das Schiff aus der Karibik, einmal aus Ostindien.«
»Aber sie werden beide oft genug von demselben Händler abgewickelt«, unterrichtete Leonora die Männer, während die Listen erneut die Runde machten.
»Sie werden nicht notwendigerweise in denselben Läden verkauft, aber es ist in der Regel derselbe Lieferant.«
»Welcher Lieferant?«, fragte Christian.
Die Damen sahen einander an.
»Es gibt eine ganze Reihe, könnte ich mir vorstellen«, erwiderte Miranda.
»Schließlich handelt es sich um ein einträgliches Gebiet, und auf seine Weise ist es auch Moden unterworfen.«
»Aber worauf es am meisten ankommt, das ist der Preis.«
Alicia blickte die Männer nacheinander an.
»Es ist immer schwierig, Tee und Kaffee von guter Qualität zu bekommen - es wird nie genug eingeführt, auch jetzt nicht. Wie Kit schon sagte, es ist das Spiel von Angebot und Nachfrage, daher bleibt der Preis hoch.«
»Für gute Qualität wie gesagt«, betonte Adriana.
»In der
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