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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Beobachtend.
    Schließlich sah sie sich genötigt, ihm in die Augen zu sehen und die Brauen in stummer Frage zu heben.
    Er schaute ihr fest in die Augen, dann richtete er seinen Blick nach vorne und führte sie auf einen Weg, über den man zu einem Springbrunnen gelangte.
    »Da ich nachher wieder zu Lloyd’s muss, werde ich dich heute Abend nicht begleiten können.«
    Sie zwang sich zu einem unbekümmerten Lächeln und tätschelte ihm begütigend den Arm.
    »Mach dir keine Sorgen - ich bin bestens in der Lage, allein zurechtzukommen.« Auch wenn Abendunterhaltungen ohne ihn keinen Reiz auf sie ausübten, musste sie ihm das nicht unter die Nase reiben. Und auf Adriana musste sie inzwischen auch nicht mehr aufpassen.
    Sie hatte gemerkt, dass es in der Tat Paare gab, Adelige und ihre Mätressen aus guter Familie, über deren Beziehung die gute Gesellschaft im Bilde war, die sie aber bewusst nicht wahrnahm. Ihre und Tonys Lage war nichts Ungewöhnliches. Wie auch immer, ein wesentlicher und auf jeden Fall wichtiger Aspekt war der, dass diejenigen, die in solche allgemein akzeptierten Affären verwickelt waren, in der Öffentlichkeit niemals die Aufmerksamkeit auf ihre Beziehung lenkten.
    Solche Paare verbrachten keine Zeit zusammen in den Ballsälen und Empfangssalons; sie sollte am besten die Gelegenheit beim Schopfe packen und ihr öffentliches Auftreten in gesellschaftlich eher akzeptable Bahnen lenken.
    »Du findest Bälle ohnehin eher langweilig.« Sie schaute nach vorne zu dem runden Springbrunnen in der Mitte des Rasens.
    »Es ist wirklich nicht notwendig, dass du dabei ständig an meiner Seite bist. Nicht mehr.«
    Sie blickte ihn wieder an. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. Sie musste ihn davon abbringen, sich so unverhohlen besitzergreifend zu verhalten. Sie lächelte und versuchte, den Hieb abzumildern.
    »Und heute Nacht musst du woanders sein, A.C.s Identität nachspüren - du musst nicht das Gefühl haben, du müsstest mich stattdessen begleiten oder dass deine Abwesenheit mich betrübt, dass es mich in irgendeiner Weise stört.«
    Ihre Worte waren sanft, klar und ihre Miene so offen und ehrlich wie immer. Tony hörte, was sie sagte, war sich aber nicht sicher, ob er es verstand. Sie erklärte ihm etwas - aber was?
    Sein Verstand schien nicht so messerscharf wie sonst. Das seltsame Gefühl in seiner Brust, ein niederdrückendes, abstumpfendes Gefühl, half auch nicht. Er blieb stehen und atmete einmal durch, schaute zum Springbrunnen, ohne etwas zu sehen.
    »Wenn du sicher bist?«
    Er blickte ihr ins Gesicht, in die Augen - und sah etwas in den grünen Tiefen dort, was verdächtig nach Erleichterung aussah.
    Ihr Lächeln war ehrlich, beruhigend.
    »Ja, ich bin voller Zuversicht.«
    Die Bestätigung, um die er gebeten hatte, aber nicht das, was er hören wollte.
    Ein Gewirr jugendlicher Stimmen drang von der Terrasse zu ihnen; sie schauten beide hin - drei Jungen und zwei Mädchen kamen auf den Rasen gerannt.
    Sie drehten sich um und gingen zu den Kindern. Als sie die große Rasenfläche erreichten, spürte Tony Alicias Blick und sah sie an.
    Wieder lächelte sie beruhigend, dann streichelte sie seinen Arm.
    »Ich bin hier und warte auf dich, wenn du heimkommst.«

    Er hatte diese Lösung akzeptiert, weil ihm nichts anderes übrig blieb. Aber der Verdacht - der sich nun zur Überzeugung verhärtete -, dass etwas zwischen ihnen schieflief, wuchs, genährt von dem Teil seines Wesens, das in ihren Worten so etwas wie eine Entlassung gehört hatte.
    Eine Entlassung, der zu widersprechen er weder das Recht noch die Gelegenheit erhielt.
    Der Vorfall hatte ihn auf eine Weise erschüttert, die er nicht gewöhnt war. So jäh mit Unwägbarkeiten konfrontiert, hatte er den Schluss gezogen, dass er erst einmal alles in Ruhe durchdenken müsse, ehe er etwas unternahm, darauf reagierte. Aber am nächsten Morgen früh um ein Uhr, als er sein Haus aufschloss und eintrat, war seine Verunsicherung nur größer und stärker geworden, bis er sich wie gelähmt fühlte.
    Eines hatte er erkannt: Er hatte keine Ahnung, was sie dachte, wie sie ihre Beziehung sah.
    Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte; sie hatte die Erklärung nicht erwidert.
    Diese Worte hatte er nie zuvor zu irgendeiner Frau gesagt, aber in der Vergangenheit war er häufiger Adressat solcher Erklärungen gewesen, als ihm lieb war.
    Alicia hatte sie jedenfalls nicht gesagt. Mit sorgenvoll gefurchter Stirn stieg er die Stufen empor. Bis

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