Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
dass er seine Pflichten in jeder Hinsicht erfüllt hatte, und verabschiedete sich.

3
    Er begab sich in den Bastion Club.
    Mit einem Seufzer ließ er sich in einen gut gepolsterten Lederlehnstuhl in der Bibliothek sinken.
    »Dieser Ort hier ist ein Gottesgeschenk.«
    Er wechselte einen Blick mit Jack Warnefleet, der in einem anderen Stuhl saß und in einer Ausgabe von The Sporting Life las, gönnte sich einen Schluck von seinem Brandy, lehnte seinen Kopf dann gegen das Lederpolster und ließ seine Gedanken schweifen.
    Zu seinem Leben - wie es sonst immer gewesen war, wie es jetzt war, und vor allem, wie er es in Zukunft haben wollte. Die Vergangenheit lag nun hinter ihm, beendet, zu Ende gebracht in Waterloo. Die Gegenwart war eine Brücke, ein Übergang zwischen Vergangenheit und Zukunft, mehr nicht. Die Zukunft hingegen …
    Was wollte er wirklich?
    Vor seinem geistigen Auge blitzten Schnipsel von Erinnerungen auf, ein Gefühl der Wärme zusammen mit seltenen Augenblicken der Nähe, die lange Jahre des Alleinseins unterbrachen, das Gefühl, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Leidenschaftliche Sehnsucht nach Leben und auch Gerechtigkeit.
    Dalziel und seine Erwähnung von Whitley hatten ihn an Jack Hendon denken lassen. Als er Jack zuletzt gesehen hatte, war der in festen Händen gewesen, denen seiner reizenden Ehefrau; hatte zwar schimpfend, aber eben doch nach ihrer Pfeife getanzt. Ein Bild von Kit mit ihrem älteren Sohn im Arm und Jack beschützend dicht hinter ihnen, schoss ihm durch den Sinn. Blieb hängen.
    Jack und Kit wollten dieses Jahr zur Saison nach London kommen; in den nächsten Tagen mussten sie eintreffen. Es freute ihn, sie wiederzusehen, nicht nur, um die alte Freundschaft zu erneuern, sondern um seine Erinnerung aufzufrischen, erneut zu erleben, wie eine erfolgreiche Ehe funktionierte.
    Die Rastlosigkeit, die für ein paar Stunden nachgelassen hatte, kehrte zurück. Er leerte sein Glas, stellte es ab und stand auf. Mit einem Nicken zu Jack, der den Gruß erwiderte, verließ er die Bibliothek und den Club.
    Zu dieser Stunde waren Londons Straßen ruhig, die letzten Nachzügler von den Bällen waren bereits zu Hause, während die härteren Fälle in ihren Clubs saßen, in den Spielhöllen oder privaten Salons, um sich das, was von der Nacht noch übrig war, zu vertreiben. Tony schritt flott aus und schwang dabei seinen Stock. Obwohl er seinen Gedanken nachhing, blieben seine Sinne wachsam, doch niemand von denen, die in den Schatten lauerten, unternahm einen Versuch, ihn zu belästigen.
    Er erreichte sein Haus in der Upper Brook Street, stieg die Stufen empor und fischte in seiner Tasche nach dem Haustürschlüssel. Zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür von innen.
    Hungerford stand da, wartete darauf, ihm seinen Mantel und den Stock abzunehmen. Die Lichter in der Diele brannten. Ein Lakai stand an der Seite, noch im Dienst.
    »Der Herr, der heute Morgen vorgesprochen hatte, ist wieder da, Mylord. Er hat darauf bestanden, auf Ihre Rückkehr zu warten. Ich habe ihn in die Bibliothek gebracht.«
    »Dalziel?«
    »Genau, Mylord.«
    Aus Hungerfords Tonfall war klar herauszuhören, dass er sich genauso wenig wie Tony sicher war, wer oder besser gesagt was Dalziel war … abgesehen von jemandem, dessen Wünschen man lieber Folge leistete. Und dem zu widersprechen äußerst unklug wäre.
    Tony ging in Richtung Bibliothek.
    »Der Tantalus ist wohl gefüllt. Benötigen Sie sonst noch etwas, Mylord?«
    »Nein.« Tony blieb stehen und schaute zu ihm zurück. »Sie und die restlichen Dienstboten können sich für die Nacht zurückziehen. Ich werde« - er hatte Seine Lordschaft sagen wollen; das war Dalziel seiner Meinung nach mindestens - »den Herrn nachher hinauslassen.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Tony schritt über die grünen und weißen Marmorfliesen zur Bibliothekstür. Die Eingangshalle war mit Eiche getäfelt, geräumig und luftig mit hoher Decke … Es war eine Nacht für Erinnerungen, wie es schien. Er konnte sich gut daran erinnern, hier als Kind herumgelaufen zu sein, ein Feuer brannte hell im Kamin am anderen Ende, die flackernden Flammen spiegelten sich in den polierten Holzpaneelen - und ein Gefühl der Wärme hüllte ihn ein.
    Jetzt hingegen wirkte die Eingangshalle … nicht wirklich kalt, aber sie strahlte nicht länger diese alles umfassende Wärme aus. Sie war leer, wartete darauf, dass eine solche Zeit wiederkam, dass eine solche Lebensphase wieder anbrach.
    Hungerford und der Lakai

Weitere Kostenlose Bücher